Ganz alleine auf dem Teide(3718m)


Publiziert von trainman , 8. Januar 2019 um 18:36.

Region: Welt » Spanien » Kanarische Inseln » Teneriffa
Tour Datum:23 April 1979
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1370 m
Abstieg: 1370 m
Strecke:TF21(km40)-Montana Blanca-Rifugio Altavista-Pico del Teide-TF21(km40)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Taxi zum Punkt TF21(km40)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels aller Kategorien in Puerto de la Cruz

Mein erster Dreitausender und dann gleich über 3700m, außerdem die allererste Flugreise. Solche Aktivitäten bleiben auf ewig im Gedächtnis haften.
Die intensive Werbung für Reisen auf die Kanarischen Inseln, insbesondere die Möglichkeit, einen weit über 3000m hohen Berg gletscherfrei im Alleingang zu besteigen veranlassten mich zu dieser Unternehmung.
Teneriffa war auch schon 1979  ein Touristenmagnet, aber längst nicht so überlaufen wie heute. Damals gab es den Flughafen Teneriffa Süd noch nicht und die Strassenbaueuphorie kam erst allmählich in Fahrt. Allerdings machte der öffentliche Nahverkehr verglichen mit heute keine gute Figur.

Die Auffahrt zur Hochebene der Canadas musste auf jeden Fall mit einem Taxi durchgeführt werden, der einzige Linienbus am Tag war vom Fahrplan her ungeeignet. Das war aber auch kein echtes Problem, die umgerechnet  55 DM  für Hin-und Rückfahrt plus 6h  Wartezeit waren unglaublich günstig, seit dem Euro ist so etwas nicht mehr vorstellbar.

Start bei km40  an der Straße TF-21. Ich marschierte direkt auf die steile Flanke zu, um möglichst schnell hoch zu kommen. Das war ein Fehler, im Vulkansand rutscht man nach jedem Schritt einen halben zurück, was viel Kraft und Zeit kostet. Nach längerem Gewürge erreichte ich den offiziellen guten Weg zur Altavistahütte, ab da ging es in meinem gewohnten Tempo weiter. Die Hütte war geschlossen, auch die Seilbahn war außer Betrieb sodass ich in einem Kreis von mehreren Kilometern Radius absolut alleine  war,eine interessante Erfahrung, die mich aber nicht beunruhigte.Auf ca. 3400m machte sich dann erstmals die Höhe bemerkbar. Nachdem ich ohne jegliche Akklimatisation unterwegs war ging mir tatsächlich immer wieder mal die Puste aus. So etwas hatte ich bis dahin noch nie erlebt.
Mit etlichen kurzen Pausen schaffte ich den Gipfel dann doch noch in der akzeptablen Zeit von 2h55min.
Oben roch es nach Schwefel, aber nicht allzu intensiv. Die Aussicht in alle Richtungen ist natürlich überwältigend, es war angenehm warm und windstill.
Nachdem ich meinen mitgebrachten Pflaumensaft ausgetrunken hatte machte ich mich an den Abstieg.
Das Abfahren im Sand und auch abschnittsweise im Schnee machte Spass, einen Sturz mit Überschlag überstand ich ohne Blessuren. So kam ich viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt mit dem Taxi an. (der Fahrer aß zu Mittag im etliche Kilometer entfernten Restaurant El Portillo ).
Ein Blick auf mein Schuhwerk(gewöhnliche Straßenhalbschuhe für den Stadtgebrauch) machte mir klar, dass diese den Heimflug nicht mehr wert waren, sie endeten später in einem Mülleimer in Puerto de la Cruz.
Meine Füsse hatten das Ganze dagegen ohne jeden Schaden überstanden.

Fazit: Ein besonderes Erlebnis, das heute in dieser Form nur schwer realisierbar ist. Der Zwang, zwischen 9Uhr und 17Uhr eine Genehmigung für den Gipfelbereich im Voraus zu beantragen ist ausschließlich bürokratische Schikane, mit "Umweltschutz" hat das wenig zu tun. Wenn man schon den Gipfel vor zu vielen Besuchern schützen möchte, sollte man zu allererst die Anzahl der Seilbahnfahrten begrenzen.
Das allerdings kollidiert dann mit den finanziellen Interessen gewisser Lobbyisten....

Tourengänger: trainman


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Kommentare (4)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 8. Januar 2019 um 20:46
Hallo Trainman,

Ich gratuliere dir zum Gipfel und Abenteuer vor 40 Jahren. Ich fand es spannend den Bericht aus längst vergangener Zeit zu lesen. Heute muss man schon bedeutend weiter Reisen um so ein Gipfelerlebnis zu haben. Ich bin vor kurzem auf einen Gipfelbesteigung gestossen die interessant tönt, ich denke dass ich sicher in den nächsten 5-10 Jahren Äquatorialguinea besuchen werde um den Pico Basilé zu besuchen. Der Landeshöhepunkt und die Bürokratie Äquatorialguineas scheint spannend zu sein - ganz abgesehen von der wirklich prächtigen Landschaft dort.

[/www.globetrotter.ch/live/data/docs/de/6851/%C3%84quatorialg...]

Gruss und ein schönes 2019 sende ich dir!

Andi

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. Januar 2019 um 23:23
Danke und ebenfalls die besten Wünsche für 2019.
Leider sind solch spektakuläre Bergerlebnisse im europäischen Nahbereich nicht mehr so leicht zu haben."Kleinere "einsame Berge gibt es aber nach wie vor, sogar auf Fuerteventura, wo so mancher ca.600-700m hohe Hügel fast nie besucht wird. Einer hat sogar eine Stelle III(El Castillo) und hat landschaftlich Erstaunliches zu bieten.

Beste Grüsse

Emil

Margit hat gesagt: Historisches
Gesendet am 9. Januar 2019 um 07:24
Hi Trainman,

das ist ja echt schon ein historischer Bericht - interessant zu lesen, wie das damals lief.
Hast du die Fotos aus nostalgischen Gründen unbearbeitet gelassen?

Gruß
Margit

trainman hat gesagt: RE:Historisches
Gesendet am 9. Januar 2019 um 23:29
Die Fotos habe ich kaum bearbeitet, eigentlich nur, um grobe Defekte abzumildern. Die Fototechnik damals war schon erbärmlich verglichen mit den günstigen Digitalkameras heute. Für eine sehr gute Kamera musste man viel Geld hinlegen und schwer war sie auch.
Beste Grüsse
Emil


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