Kreuzspitze 2624m - Das zarte Pflänzchen

Um sein noch junges und zartes Skitourenpflänzchen zu pflegen lädt sich Manuel zwei knorrige Bäume ein zur Unterstützung. Großonkel Konrad ist mit seinen 81 Jahren immer noch topfit und bringt viele Jahrzehnte Bergerfahrung mit. Er war mit Messner und Kammerlander auf 8000er Expeditionen und im letzten Jahr noch in der Zinnennordwand unterwegs!
Als Dünger braucht so ein Pflänzchen Pulver und Manuel schlägt das Villgratental vor, dort hofft er auf samtigen Schnee, um seine Skitourenlust nicht zu verlieren!? So ziehen wir in Kalkstein der Kreuzspitze entgegen, eine der bekanntesten Skitouren der Umgebung und für meist netten Pulverschnee bekannt. Wir sind die einzigen am Parkplatz und das macht uns stutzig, könnte ein schlechtes Zeichen sein!?
Auf dem Forstweg finden wir immerhin eine gute Auflage, aber weiter oben hat der Wind hart gearbeitet und die Hänge poliert. Bald treffen wir auf einen mageren Rücken, die zarten Alpenrösenpflänzchen spitzen durch den Schnee und wir schlängeln uns auf der kümmrigen Unterlage weiter aufwärts.
Bevor Manuel verzweifelt, kommen ein paar sympathischere Hänge in Sicht, schon stehen wir gutgelaunt am Gipfel und bewundern die herrlichen Ausblicke. Kein Wölkchen und kein Lüftchen trüben den Himmel, außer uns weit und breit kein Mensch, herrlich.
Wir stürzen uns in die Abfahrt, Manuel wie ein alter Hase voraus, und finden ein paar halbwegs pulvrige Hänge für die Motivation. Doch bald stelzen wir durch Sträucher auf der Suche nach Unterlage. Die ersten Steine knirschen unter den Belägen, gefühlte Ewigkeiten quälen wir uns zum rettenden Forstweg. Der trägt uns wenigstens ohne Materialschäden weiter, Genuss sieht allerdings anders aus, zwischen den Traktorspuren rattern wir wenig elegant zurück zum Parkplatz.
Mir hat es trotzdem gefallen, aber Manuel sieht sich verpflichtet, uns zum Loacker einzuladen, um seine Tourenwahl zu entschuldigen ;-) Das wiederum ist Dünger für uns zarte Pflänzchen, die herrliche Kuchenauswahl versüßt den Tag, wir lauschen den vielen Anektoden aus Konrads langem Bergsteigerleben und blühen dabei langsam wieder auf.