Hintere Eggenspitze (3443m)


Publiziert von hannes80 , 13. November 2018 um 22:19.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:28 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Durch das Ultental bis zum kostenlosenn Parkplatz am Weißbrunnsee

Eine Woche Familienurlaub im Südtiroler Etschtal OHNE Bergtour? Geht gar nicht. Nach meiner Halbtagestour auf die kleine, aber feine Laugenspitze musste noch "was Großes" her. Also ab ins nahe gelegene Ultental und rauf auf die Hintere Eggenspitze, immerhin von Mark Zahel in den "150 Gipfelhighlights der Ostalpen" empfohlen.

Meine familienfreundliche Planung sieht eine Rückkehr am Nachmittag vor, darum starte ich früh (Weckerklingeln um 03:15 Uhr) um schließlich nach schier endloser Fahrt durchs laaaange Ultental um 5:00 Uhr am Parkplatz am Weißbrunnsee loszulaufen. Die Orientierung ist leicht, der Weg zur Höchster Hütte ist vom touristischen Wandervolk stark frequentiert und deshalb bestens markiert. Nach knapp 90 Minuten ist die Hütte erreicht, es dämmert und ich bin ein wenig enttäuscht von der Hüttenumgebung (keine schöne Hütte, hohe Seilbahnmasten, hässliche Staumauer). Also schnell weiter.

Ab jetzt wird's interessant. Auf einem genial konstruierten Plattenweg geht's am See entlang in die Einsamkeit. Bis zum Gipfel (ein Italiener, der von Westen her aufgestiegen ist) werd' ich niemanden mehr sehen. Weiterhin führen gute Markierungen durch eine fast mondlandschaftartige, urtümliche Bergwelt. Nach längeren Flachstücken muss vor dem Gletscher ein mächtiger Riegel (ca. 200Hm) erklommen werden, technisch unschweres Gehgelände.

Nach weiteren 90 Minuten (ab Hütte) bin ich am Gletscher angekommen und stelle ich zweierlei fest:

  1. Der (spaltenfreie) Weißbrunnferner gibt einen ziemlich erbärmlichen Eindruck ab. Seine Tage sind wohl bald gezählt
  2. Ich bin ganz schön außer Puste. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich ab dem Hotel (auf 300m Seehöhe) innerhalb von 4 Stunden schon 2700 Höhenmeter "absolviert" hab. Ich merke die Höhe deutlich und lass' es folglich etwas langsamer angehen. Am Gipfel werden es dann 3100 Höhenmeter innnerhalb von gut 6 Stunden sein. Wenig Zeit für's Akklimatisieren ...

Über den Gletscher geht's problemlos, trotzdem sollte man Steigeisen und Pickel dabei haben, denn der Übergang in den Fels ist richtig ätzend. Vom Grat zum Gipfel ziehen diverse kleinere Zungen herunter, ich steige zu früh rechts in den Fels und gerate in ekelhaftes Schutt-auf-Eis-Gelände. Nur mühsam arbeite ich mich zum Grat hinauf, oft geht's einen Schritt vor, zwei zurück.

Oben wird's dann endlich fester und der schöne Nordgrat liegt vor mir. Kurze Stellen im I. Grad, zwei exponiertere Abschnitte sind mit Ketten versichert. Alles unschwer. Schließlich steh' ich am Gipfel und staune. Ortlergruppe, Dolomiten, im Norden der Hauptkamm ... die Aussicht ist bombastisch!

Um Frau und Kinder nicht zu lange warten zu lassen, steig' ich nach 30 Minuten wieder ab. Diesmal finde ich den korrekten Übergang auf's Eis (rote Markierung, aber schwer zu sehen). Leichter ist dort auch nicht, sogar steiler und genauso heikel. Ohne Steigeisen wird's hier kriminell. Der Gletscherrückgang wird diese Stelle in Zukunft sicherlich nicht leichter machen. Darum am besten im Frühsommer kommen, wenn noch ordentlich Schnee liegt, dann geht's easy.

Vorbei an der Hütte erkenne ich jetzt erst (morgens war's hier noch stockdunkel) die Schönheit des lichten Bergwaldes und weiter unten der Almlandschaft. Nach 9 Stunden (inkl. Pausen) bin ich wieder am Auto. Eine absolut lohnende, leichte Hochtour liegt hinter mir und mein "Bergakku" ist wieder für einige Tage voll aufgeladen.

Tourengänger: hannes80


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