Verschwunden: Gasthaus Netterskoppe und Vogelgesang (Ptačí)


Publiziert von lainari , 9. November 2018 um 21:35.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum: 9 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:8,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Nebočady oder Zug der ČD bis Boletice nad Labem
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Eine frühherbstliche Spurensuche im Böhmischen Mittelgebirge
 
Der Endlos-Sommer hatte eine kurze Pause eingelegt. Diese nutzte ich für eine kleine Spurensuche im rechtselbischen České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge). Ich fuhr am Morgen mit dem Auto bis Děčín XXXIII - Nebočady (Neschwitz) und parkte am Wendeplatz an der kleinen Kapelle. Ein Fahrweg führte mich von hier aus in gerader Linie bergwärts. An einem Hotel bereitete der Fahrer eines polnischen Reisebusses das Fahrzeug für die Weiterfahrt vor, während die Reiseteilnehmer den Frühstücksraum bevölkerten. Nach einer Weile erreichte ich den Ortsanfang von Smordov/Šmorda (Schmorda/Schmordau). Offenbar wurde der tschechische Name in jüngerer Zeit durch Laut-Transformation näher an das alte deutschsprachige Original angepasst. Ältere Karten weisen hier noch Smordov aus, das relativ neue Ortseingangsschild lautet auf Šmorda. Hier bog ich rechts ab, passierte den hinteren Ortsteil und gelangte zwischen Weideland. Über eine mit Kühen besetzte große Weide hielt ich hinauf zur Waldkante. Die Kühe lagerten gemütlich im talwärtigeren Teil der Fläche und nahmen von mir keine Notiz. Durch den Wald erfolgte nun der finale Aufstieg auf die Netterskoppe, zuletzt wurden alte Flurwegbeziehungen sichtbar. Auf dem Berggipfel befinden sich Fundamentreste des 1928 auf Hostitzer Fluren erbauten Gasthauses, das nach dem Krieg einging. Zu Betriebszeiten des einst beliebten Ausflugszieles wurde auf dem im Gebäude integrierten hölzernen Turm eine Fahne gehisst, die weithin sichtbar die offene Wirtschaft signalisierte.
 
Nun strebte ich zur östlichen Waldkante und wechselte dort auf den rot markierten Wanderweg Richtung Vrabinec (Sperlingstein). Nach einer Weile kündeten Ruinenreste vom Erreichen der einstigen Einschicht Vogelgesang (Ptačí), einer Gründung aus dem 16. Jh. auf Hostitzer Fluren. Das Kaiserpflichtexemplar weist 1843 vier Hausnummern aus, mindestens ein Siedlungsplatz (der am markierten Weg) ist eine spätere Anlage. Der Vorkriegsbestand wird mit 17 Einwohnern angegeben. Die Wüstung ist heute von Wald überwachsen und weist stellenweise dichtes Unterholz auf. Dieses war ein hirschlausverseuchter Wildeinstand, was die Begehung etwas unangenehm machte. Von Vorteil dagegen erwies sich die diesjährige Trockenheit, in feuchteren Jahren scheint es entlang einer Bacheinkerbung eher schlammig zu sein. Nach der Erkundung ging ich Richtung Netterskoppe zurück, bog jedoch kurz vor dem Auftreffpunkt des Hinweges auf den Wanderweg nach links ab. Ein bisweilen steiler Waldweg brachte mich hinunter nach Děčín XXIX - Hoštice nad Labem (Hostitz). Unterhalb der kleinen Siedlung lagen verwilderte Obstgärten. Ein Baum mit großen bronzefarbenen Äpfeln weckte mein Interesse. Während ein eingefallener Drahtzaun kaum mehr hinderlich war, hielt mich brusthoher Bodenfilz vom Baum fern und von einer Verkostung ab. Der Marsch auf dem Fahrweg talwärts nach Nebočady war begleitet vom süßen schweren Duft gärenden Fallobstes welches hier massenhaft unter den Straßenbäumen lag. Im Ort schaute ich noch nach einigen historischen Bauten und trat dann die Heimfahrt an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h. Die Schwierigkeit ist auf weiten Strecken als T1 zu bewerten, die Begehung der Netterskoppe und die Erkundung von Vogelgesang als T2.

Tourengänger: lainari


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T3
18 Apr 16
Vrabinec (Sperlingstein) · lainari

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