Vom Mittag zum Hochgrat in 2 Tagen


Publiziert von basodino , 6. November 2018 um 17:41.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 4 November 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:30
Aufstieg: 1740 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:1. Tag: 3 h 25 min, 2. Tag: 6 h 10 min
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Zug oder Auto bis Immenstadt, verwirrende Parkzeitregelung an der Mittagbahn (überall wird Übernachtparken verboten, an der Bergbahn sollen sich mehrtägig Parkende melden ???), im angrenzenden Wohngebiet gibt es aber Parkmöglichkeiten
Zufahrt zum Ankunftspunkt:vom Parkplatz an der Hochgratbahn mit dem Bus nach Oberstaufen, von dort mit dem Bus oder Zug nach Immenstadt, Fußweg 10 min zur Mittagbahn bzw. den Parkmöglichkeiten
Unterkunftmöglichkeiten:im November bleibt noch das Naturfreundehaus Kempten (1415 m), Zimmer und Lager, Halbpension erhältlich, die Alpe Gund liegt wesentlich näher an der Wanderstrecke ist aber bereits geschlossen gewesen
Kartennummer:UK L8 Allgäuer Alpen 1: 50.000

Das Tessin hatte uns dieses Mal im Stich gelassen: Regen, Schnee, keine Sonne an unserem traditionell letzten Wanderwochenende des Jahres. Aber das Allgäu verhieß Sonnenschein und trockene Verhältnisse und das sollte wenigstens teilweise so kommen.

Normalerweise würde man die Strecke vom Mittag (Immenstadt) zum Hochgrat (Oberstaufen) wohl an einem Tag machen, aber dann hätten wir schon deutlich vor 6 Uhr losfahren müssen und wären auch erst im Dunkeln wieder heimgekommen. So haben wir diese prächtige Gratwanderung in zwei Teile geteilt und konnten am Samstag in aller Ruhe anreisen.

Die Mittagbahn Anfang November scheint auf Sparflamme zu laufen, denn wir brauchten fast 40 Minuten bis hinauf, weil der Sessellift einfach so lahm lief. Wir gondelten in den Nebel hinein und fanden uns am Aussichtspunkt ohne jede Sicht. Aber das sollte sich schon bald ändern. Nach einem kleinen Abstieg läuft man in einen weiten Sattel hinauf, der gekennzeichnet ist als Bärenköpfle. Das Kreuz steht im Sattel und nicht auf dem nahen, bewaldeten Gipfel, welchen wir aber kurz aufsuchten. Da es bereits Mittag war, machten wir am Sattel unsere erste größere Pause. T1, 30 min (mit Gipfel, sonst 15 min)

Gut gestärkt ging es im ersten Sonnenlicht hinab in einen Sattel und von dort in einen mystischen Nebelwald. Die Sonne stach immer wieder durch den Nebel und ließ alles absolut märchenhaft erscheinen. So gefallen mir Nebel und Wolken.
Allmählich steigt man gegen den Steineberg, der sich wie eine Mauer vor einem aufbaut. Vorher überstiegen wir aber schon die Nebelgrenze und der Blick öffnete sich auf die nahen Allgäuer Alpengipfel. Schließlich geht es in vielen Stufen bis unter das Gipfelkreuz und schließlich über eine lange steile Leiter bis zu selbigem hinauf. Man kann die Leiter auch weiträumig rechts umgehen (+ 5 min). T3-, 55 min

Das Kreuz steht wahrlich nicht am höchsten Punkt. Dafür ist es aber das spektakulärere Eck. Der eigentliche Gipfel kommt wenige Minuten später und ist eine seichte Graskuppe. Jenseits geht es allmählich hinab in ein munteres Auf und Ab mit immerhin einer bemerkenswerten Nagelfluhpassage. Das Steinköpfle kann man auch übersehen. Wir nahmen es wahr, ließen es aber rechts liegen.
Im weiteren Verlauf stiegen wir ein kleines Tälchen hinab, wobei der Weg hier besonders feucht und schmierig war. Am unteren Ende kommt man an einen Wegweiser, an dem der Weg zum Hochgrat links abgeht. T3+, 45 min

Wir bogen rechts ab, denn als einzige Übernachtungsmöglichkeit zu dieser Saison steht das Naturfreundehaus Kempten zur Verfügung. Dazu steigt man abwärts querend zur Alpe Gund hinab (normalerweise wäre hier die naheliegende Übernachtungsgelegenheit), vor der Alpe durch eine kleine Senke, dahinter rechts weg und immer der Beschilderung nach abwärts bis zur Mittelberg-Alpe (Einkehrmöglichkeit). Nach der Wirtschaft links hinab in eine Senke und gegenüber leicht ansteigend auf ein Sträßchen, welches nach links in Kürze zum Naturfreundehaus führt. T2, 1 h 15 min

Für uns hatte sich dieser Weg total gelohnt, denn auch hier waren wir wieder an der Grenze zwischen Sonne und Nebel unterwegs. Einmalige Stimmungen stellten sich ein, wie es sie wahrscheinlich nur im Herbst gibt. Tief beeindruckt von der Natur erreichten wir die Unterkunft. Selbige ist eher von schlichter Natur, was für eine Nacht aber absolut reicht. Wenn man hier ein wenig investieren und das Auge fürs Detail schärfen würde, wäre eine Menge rauszuholen.

Nach einer sehr erholsamen Nacht konnten wir am nächsten Morgen um kurz nach 8 Uhr wieder zum Wegweiser zurücksteigen. Das war schon ein Kontrast, denn es gab weder Nebel noch Sonne und vieles was gestern absolut faszinierend war, schien heute erstmal recht normal. Vielleicht war ich auch noch nicht so ganz wach, um das anders zu sehen. T2, 1 h 25 min

Am Grat selber beginnt aber dafür ein Wegabschnitt der sehr hübsch ist. Man wandert meist auf einem guten Weg rechts des Grates oder auf dem Grat bis unter den Gipfel des Stuiben. Kurz vor dem höchsten Punkt traversiert man eine Nagelfluhpassage, die mit Seilen gesichert ist. Durch die gute Abstufung ist diese "Schlüsselstelle" der Tour aber für den erfahrenden Wanderer sicherlich kein Problem. T3+, 35 min

Am Gipfel merkten wir, dass es heute etwas ungemütlicher werden würde, was die Pausen anbelangt. Eine hohe Wolkenschicht schirmte die Sonne den ganzen Tag wirksam ab und von Südosten blies ein leicht unangenehmer Wind. Wir blieben nicht lange und stiegen dem Grat entlang hinüber zum Sedererstuiben. Diesen 2. Gipfel des Tages kann man leicht überschreiten. Dahinter geht es merklich hinab. Dafür konnten wir ab hier mehrere Dutzend Gemsen beobachten. Sie begleiteten uns in Gruppen von 8-20 Tieren bis zum Rindalphorn.
Nach einem Sattel geht es wieder mehr als 200 Höhenmeter hinauf zum Buralpkopf. Auch hier gibt es kurze Nagelfluhpassagen, wo man den einen oder anderen größeren Schritt einplanen muss. Der Buralpkopf selber ist der erste Gipfel ohne Kreuz. Im Wind verharrten wir hier nicht, sondern stiegen schnell hinüber zum Gündleskopf. Dieser trägt wieder ein Kreuz. Und obwohl der Wind hier auch unangenehm war, stand die Mittagsrast an. T3, 1 h 45 min

Vom Gündleskopf geht es recht steil über stark erodierte Wege hinab in eine nächste Senke. Jenseits steht der längste Einzelanstieg mit ca. 260 Höhenmeter an. Tourinette wollte die angezeigte halbe Stunde austesten, und brauchte auch nur ca. 5 min länger. Ich hielt mich wacker und kam weitere 5 Minuten später an. T2, 1 h 00 min

Das Rindalphorn ist der vielleicht am alpinsten anmutende Gipfel des zweiten Tages. Der benachbarte Gelchenwanger Kopf kann als Grashubbel da nicht mithalten. Im Nachhinein bin ich doch ein wenig froh, dass das Rindalphorn die 500. Gipfelbesteigung meines Lebens (nach eigener Zählung) wurde. Der weitere Wegverlauf bis zum Hochgrat kennt dann keine Herausforderungen mehr, weder in Steilheit noch in technischem Anspruch. Nur die Anzahl an Wanderern nimmt stetig zu. Die nahe Bahn lässt grüßen. T2, 1 h 10 min

Vom Gipfel des Hochgrates gibt es dann zwei Wege zur Bahn. Der rechte am Grat entlang ist steinig und ein wenig ruppig, der linke "Panoramaweg" ist eher für die Turnschuhfraktion gemacht. T3-, 15 min

Im Restaurant an der Hochgratbahn gab es noch ein Stück Käsekuchen und bald schon wurden wir eher unfreundlich zu den Bergbahnen gebeten: die letzte Talfahrt stünde an. Mag es dem Saisonende (ab morgen Revision) geschuldet sein, aber einen bleibend schönen Eindruck hinterließ der Service am Hochgrat heute nicht. Zumindest durften wir noch zwei Minuten Sonne erheischen, die sich unter den tiefen Wolken durchmogeln konnten.

Im Tal nahmen wir den Bus nach Oberstaufen und einen weiteren nach Immenstadt, wo wir in der Dunkelheit ankamen. Das ist das ungewöhnliche an Novembertouren. Man hat keine Chance mehr auf Licht und Sonne am Ende der Tour. Aber dafür bekamen wir verschiedenste Herbststimmungen innerhalb dieser tollen Tour und ich spekuliere mal, dass es auch weit weniger Leute auf der Strecke waren als in den Sommermonaten.

Tourengänger: basodino, tourinette


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