Zervreilahorn Umrundung


Publiziert von rhenus , 21. Oktober 2018 um 11:48.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Valsertal
Tour Datum: 5 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Rheinwaldhorn   Gruppo Pizzo di Cassimoi   CH-GR 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m

Rundtour ums Zervreilahorn
In den diesjährigen Herbstferien besuchten wir für einige Tage wieder mal das Valsertal, genossen entspannende Stunden in der wunderbaren Therme des Architekten Peter Zumthor und unternahmen einige leichte Wanderungen im weitläufigen, von den Walsern besiedelten Tal. Die sehr schöne und aussichtsreiche Umrundung des Zervreilahorns mit seinen vielen Gesichtern auf dem wunderschön angelegten Weg auf das Furggelti mit dem Abstieg zur Läntahütte ist mir in besonders guter Erinnerung geblieben. Überhaupt ist das Valsertal ein Tal, in dem Tradition und Moderne zu einer glücklichen Symbiose zusammengefunden haben. Einerseits ist die alte Kultur der Walser mit ihrer authentischen Siedlungs- und Wirtschaftsweise und die alte Sakrallandschaft mit ihren zahlreichen Kirchen und Kapellen noch deutlich sichtbar und wird gepflegt, andrerseits trägt die Nutzung der Wasserkraft in Form des Zervreilastausees und des Thermal- und Trinkwassers massgeblich zum anhaltenden Gedeihen des Hochtals bei. Natürlich trat auch im Valsertal das Bäuerliche im 20. Jahrhundert stark zurück, wie der Walser-Forscher Paul Zinsli in seinem Klassiker "Walser Volkstum" feststellte.


Beschreibung der Tour
Ausgangspunkt war das Restaurant Zerveila (Wendeplatz des Postautos) bzw. die Kapelle Zervreila, die als Ersatz für den im Jahre 1958 im Stausee versunkenen Weiler Zervreila errichtet wurde. Hier grüsste uns in stark beeindruckender Gebirgslandschaft das stolze Zervreilahorn, das wir schon am Vortag auf unserer Wanderung von Gadastatt über Bidanätschstafel und Fruntstafel erstmals zu Gesicht bekamen. Während meine Frau sich in Richtung Ampervreila auf Höhe der Waldgrenze auf Vogelexkursion begab, schritt ich bei prächtigstem Herbstwetter auf dem schönen, abwärts führenden Weg durch den Arvenwald zur Canalbrücke, begleitet von mehreren rufenden "Hächern" (Tannenhähern) und dem tief unten liegenden hellblauen, fijordartigen Stausee mit der eleganten Bogenstaumauer. Bald nach Überquerung der hohen Stahlbrücke, wo der Canalbach in den Stausee fliesst, erreichte ich den links abzweigenden Weg zum Furggelti. Über diesen gings anfangs steiler, dann in angenehmer Steigung bergauf. Auf ca. 2200m überquerte ich den Horabach. Von den "Locals" wird der östlich von Vals gelegene schöne Aussichtsberg Hora 2372m (gemäss LK) als "Höreli", das Zervreilahorn hingegen als "Hora" bezeichnet.  Bei der Ebene von Ober Butz zeigte es sich, dass das Zervreilahorn eher einer Haifischflosse als einem Horn gleicht. In der Tat entpuppte sich das Zervreilahorn auf seiner Umrundung als "Chamäleon von einem Berg", wie der Autor Christoph Meier in einem Bericht in den "Alpen, Heft 10/2018", zutreffend feststellte. Eine Plakette etwa auf halber Höhe wies darauf hin, dass der wunderschöne Weg im Jahre 2001 zum 100-Jahr-Jubiläum der SAC-Sektion Bodan angelegt wurde, eine tolle Sache! Ab etwa 2500m wurde die Vegetation zusehends karger, und bald erreichte ich auf meinem einsamen Aufstieg über schöne Gneisplatten das Furggelti 2712m. Hier hielt ich bei einem Stehlunch Mittagsrast, betrachtete die traumhafte Rundum-Aussicht auf Zervreilastausee und Berge und genoss mein obligates Nickerchen, das infolge des Windes kürzer als üblich ausfiel. Etwas reizte mich die Besteigung des Zervreilahorns über den Südgrat natürlich schon, doch dies ein andermal!

Der Abstieg zur Läntahütte verlief bedeutend steiler, war windungsreich, aber bestens markiert. Erst nachdem ich den NW-Ausläufer des Furggeltihorns passiert hatte, zeigte sich das prachtvolle Rheinwaldhorn mit dem stark zurückgeschmolzenen Läntagletscher in seiner vollen Grösse. Dieses war im Jahre 1789 vom originellen Disentiser Benediktinermönch P. Placidus a Spescha erstmals bestiegen worden; besonders kritisierte man den "curios pader" wegen seiner häufigen Abwesenheit infolge seiner Bergtouren. Endlich erspähte ich die Läntahütte, die mit ihrem schrägen Dach die Linie der Felsen fortsetzt. Über eine gute Brücke überquerte ich den wild schäumenden Valserrhein und setzte mich zu den andern Berggängern auf die Hüttenterrasse, wo man den schönsten Ausblick auf den Talschluss mit dem Rheinwaldhorn hat. Zum Zvieri gabs feinen Schoggikuchen mit Nidel. Dann führte mich der Weg linkerhand des frei mäandrierenden jungen Valserrheins durch das stille, vom Gletscher geformte Läntatal zur Lampertschalp. Über die Brücke beim Oksastafel erreichte ich den Zervreilastausee, an dessen Ufer ich in der goldigen Abendsonne ca. 3 km zum Parkplatz bei der Kapelle Zervreila hochstieg.

Zum Schluss: Was treibt uns in die Berge? Der erwähnte Benediktinermönch Placidus a Spescha beschrieb es so: "Durch das viele Sitzen und viele Nachdenken ward mein Leib schwer und mein Gemüt traurig: ich setzte mich in Bewegung, schwitzte meine bösartigen und überflüssigen Feuchtigkeiten aus und kam nach Hause gereinigt und leicht wie ein Vogel." Gilt das Gleiche nicht auch noch heute?
 




 


Tourengänger: rhenus


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