Schattenberggrat und mehr...


Publiziert von Manu81 , 28. Oktober 2018 um 21:27.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:14 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto nach Oberstdorf, Parken an der Oybelehalle (4 EUR/Tag wenn ich mich recht entsinne).

Ein Traum-Herbsttag mit klarer Sicht und perfekten, trockenen Bedingungen kündigt sich an... Da will ja nur noch eine adäquate Tour gefunden werden! Eine aussichtsreiche Gratüberschreitung im mäßig anspruchsvollen Gelände drängt sich hierfür quasi auf: der Schattenberggrat. Vor einigen Jahren noch als "Geheimtip" und "nur den Einheimischen bekannt" tituliert, gehört er mittlerweile zum Standardrepertoir und ist auch auf hikr bereits vielfach beschrieben.

Los gehts um 8 Uhr am Oybelehalle-Parkplatz. Die Wegfindung ist - zumindest bei wachem Blick - kein Problem: die Straße hoch Richtung Kühberg, dann über den Zaun und direkt die Wiese hoch Richtung der vielbeschriebenen Baumgruppe. Von dort ist der Weg klar erkennbar, und bleibt auch bis zum Schattenbergkreuz immer eindeutig auffindbar. Der Aufstieg zum Kreuz ist steil und schweißtreibend, aber einfach (T2). Heute ist viel los! Bestimmt 10 Leute sind um 9:30 Uhr am Schattenbergkreuz (1.685 m)...

Nach dem Kreuz geht es in die Latschen rein. Die Spuren sind immer gut auffindbar, teilweise muss aber schon etwas durch die ausgeschnittenen Gassen gekrabbelt werden... Für den der´s mag ist der Fun-Faktor sehr hoch :-). Danach geht es in stetem Auf und Ab zunächst auf den Schattenberg (1.798 m) und dann auf die beiden Schattenbergköpfe (1.845 m & 1.865 m). So ganz sicher bin ich mir nicht, welche der zahlreichen Zacken nun die Schattenbergköpfe darstellen. Die Wegspur läuft immer wenige Meter unterhalb der Gipfel am Hang entlang, die Gipfel sind über wenige, einfache schrofige Meter zu erreichen.

Die Schlüsselpassagen zwischen Schattenberg und Seeköpfle sind, wie schon öfter beschrieben:
  • ausgesetzte Schrofenquerung (T4+), die auch direkt am Grat, ebenso stark ausgesetzt und schmal (T4+) umgangen werden kann.
  • kurze, ausgesetzte Abkletterstelle, bei der eine Latschenwurzel als "Geländer" fungiert. Wobei dies eigentlich keine Kletterstelle ist. Die Hände sind eher zur "moralischen Unterstützung" aufgrund der Ausgesetztheit gedacht...
  • Abstieg in eine bröselige, rutschige aber nur moderat ausgesetzte kleine Scharte. Hier helfen Stöcke enorm.

So geht es moderat anspruchsvoll hinauf zum Seeköpfle (1.920 m), wo zunächst einmal gemütlich gerastet wird. Nach dem Seeköpfle steigen wir in die Querung der Südhänge des Hüttenkopfes ein, leicht unterhalb der Grathöhe. Schmale Trittspuren sind fast immer gut erkennbar. Nach der Querung geht es dann wieder steil den Grashang hoch (hier keine Trittspuren erkennbar) in die Scharte vor dem Hüttenkopf, und weiter steil auf den Hüttenkopf-Vorgipfel. Von dort aus wird auch der vielfach beschriebene, schmale und ausgesetzte Gratabschnitt erstmals gut einsehbar. Der Hüttenkopf stellt hierbei nur einen kleinen "Zipfel" im Grasgrat dar, und keinen eigenständigen Gipfel.

Die Überschreitung des Hüttenkopfes (1.942 m) hatte ich mir etwas spektakulärer vorgestellt. Der Weg läuft meist in der nur moderat geneigten Südflanke und schnürt sich nur auf ganz wenigen Metern zusammen. Auf diesem Stück sollte man dann tatsächlich schwindelfrei sein und sehr bedacht gehen. Stolpern ist hier verboten - und wer doch stolpert, sollte möglichst schauen dass er nach rechts fällt ;-)

Der Abstieg vom Hüttenkopf verlangt nochmals konzentriertes Gehen und absolute Trittsicherheit. Was ich mich am Zeigersattel dann jedoch frage: wo sind die vielfach beschriebenen Kletterstellen? Meiner Ansicht nach gibt es im gesamten Gratverlauf keine einzige echte Kletterstelle. Die Hände müssen zwar gelegentlich aus der Hosentasche, um in den ausgesetzten Passagen "moralisch zu unterstützen", aber prinzipiell handelt es sich alles um - teils anspruchsvolles - Gehgelände (T4/T4+).

Am Zeigersattel (1.900 m) angekommen verschwinden wir schnell in Richtung Großer Seekopf. Im unteren Teil des Anstieges gibt es die eine oder andere etwas anspruchsvollere Stelle nahe der Abbruchkante (leicht erodierte, bröselige Stellen, T4-), im oberen Bereich wirds dann easy (T3). Man läuft einfach nur eine breite, mäßig geneigte Wiese hoch. Doch auch hier: bei Regen wird der Hang sicherlich deutlich rutschiger und damit anspruchsvoller. Der Gipfelbereich des Großen Seekopfes ist wunderschön: toll sind vor allem die Ausblicke Richtung Laufbachereck und Schneck! Nach einer längeren Pause steigen wir ab, rennen noch kurz über den Zeiger (1.994 m) sowie die P. 2.001m und P. 2.023m (T4-) und kehren dann im Edmund-Probst-Haus auf Kaffee und Eis ein...

Fazit: Tolle Tour, insbesondere für Gras- und Latschen-Fans. Auf der gesamten Tour gibt es kaum felsige Passagen und im Prinzip keine echten Kletterstellen. Wer das mag, kann sich auf eine insbesondere im Herbst sehr schöneTour freuen!

Zu den Schwierigkeiten: alles in allem eigentlich einfacher als gedacht (aber dennoch keine einfache Wanderung!). Im Schnitt ist der Grat im T3+-Bereich, mit Ausnahme der o.g. 3 Stellen zwischen Schattenberg und Seeköpfle (jeweils T4/T4+), sowie des Hüttenkopfs (T4+, ausgesetzt). Der Große Seekopf ist einfach (T3), mit Ausnahme einer ganz kurzen Stelle ganz unten(T4-). Aber: dies gilt alles nur für trockenes Gras. Bei nassem Gras wird die Tour deutlich ernster!


Tourengänger: Manu81


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