Nicht ganz auf den Hohen Göll


Publiziert von klemi74 , 6. November 2018 um 17:21.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:16 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 1430 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Berchtesgaden erst den Schildern zum Obersalzberg folgen und dort im Kreisel weiter nach Hinterbrand. Etwa 400m vor dem großen Parkplatz (ggf. muss man dort halt wenden) hat es links einigen Platz zum Parken. Kostenfrei.
Unterkunftmöglichkeiten:Am Weg keine

Um kurz nach 7h klingelt auftragsgemäß der Wecker. Ich möchte die "Versuch's-bitte-in-15min-nochmal-Taste" drücken, erwische aber die "Gib-aRuh-Taste" und wache erst gut zwei Stunden später auf. Der Plan, den Göll zu besteigen, wird jedoch durchgezogen, ein Minifrühstück und ein Kaffee reichen und so stehe ich um 10:40h abmarschbereit am Parkplatz. Kurz nach 18:00h wird's dunkel, sollte leicht reichen...

Reicht aber nicht:
Der Anstieg durch das schöne Alpeltal ist von Beginn an steil ohne Ende, die erste gesicherte Stelle - eine Felswand wird aufsteigend gequert - wartet auch schon nach etwa 20 Minuten. Danach wird es erst einmal noch steiler, dann folgt ein kurzes Erholungsstück, bevor es am Rande einer Geröllreiße und auf ihr wieder steil nach oben geht. Der Anstieg wendet sich nun mehr nach links in ein Hochtal, jetzt wird es etwas angenehmer zu gehen. 
Nicht lang, nach Erriechen des Kammes zwischen Alpeltal und Endstal wird es noch einmal gewaltig steil, dann aber steht eine Querung mit zwei kurzen Abstiegen an; ich freu mich jetzt schon unglaublich auf den Rückweg... Nach einem Wegweiser ohne Verzweigung gelänge ich in die sog. Umgäng. Es handelt sich um eine stark verkarstete, hellgraue Steinwüste. Mal ist man im Schutt unterwegs, mal auf plattigem Fels mit angenehm rauer Oberfläche, manchmal auch auf senkrecht aufragenden Karren. Rechts und links des Weges schaut man in schaurige Schächte hinab, hier befindet sich irgendwo auch der Geburtstagsschacht, der mit 693m Tiefe lange Zeit als tiefste Höhle Deutschlands galt. 

Schnell kommt man nicht voran, das ständige Balancieren auf den Karren kostet auf Dauer auch Kraft. Trotzdem komme ich nach einer gefühlten Ewigkeit in der Göllscharte an und starte den Gipfelsturm. Jetzt ist das Gelände vor allem schuttig und bald sehe ich vor mir das Kreuz. Und dort angekommen auch den eigentlichen Gipfel, noch etwa 20 Minuten entfernt... Ich stehe nämlich erst am Kuchlerkreuz, das sich auf einer Gratschulter auf 2452 m oder 2495m Höhe befinden soll (die erste Angabe klingt plausibler). Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich zu langsam bin, es ist schon 14:10h, hin und zurück wird es etwa 30min dauern, plus Pause. Den Abstieg werde ich, so meine Vermutung, kaum schneller absolvieren als den Aufstieg und dann wird's mit dem Licht gegen Ende arg knapp. 
Also verzichte ich auf den Hohen Göll, sitze eine halbe Stunde in der Sonne und steige auf gleichem Weg wieder ab, wobei das nicht ganz ohne kleine Päuschen geht.

Am Auto angekommen, ist es wider Erwartens erst 17:40h, etwa eine dreiviertel Stunde hätte ich leicht noch unterwegs sein können. Der Göll wäre somit gegangen, wenn auch knapp - aber sicher war sicher!

Fazit:
Auch ohne Gipfel schön, aber anstrengend. Der Steig durch das Alpeltal kommt ohne die ganz großen Schwierigkeiten aus, mehrere Stellen sind eine "I-" wert. Der Schwierigkeitsgrad T3 hingegen wird über längere Abschnitte erreicht, man muss in der Lage sein, über mehrere Stunden hinweg die Konzentration hoch zu halten.

Gehzeiten:
Aufstieg 3h25
Abstieg 2h45

Tourengänger: klemi74


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Kommentare (10)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2018 um 18:55
Hahaha.....kenn ich....das mit dem Wecker....
Besser früh, dann hast mehr vom Tag.
Dennoch....a Schiene Tour!

LG, ADI

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. November 2018 um 19:51
Tja, die Mehrheit lebt nach dem Motto " Der frühe Vogel fängt den Wurm", da bevorzuge ich eher die These, dass der frühe Wurm vom Vogel gefangen wird :)
Aber wie Du sagst: schee ist trotzdem, und die Aussicht vom Kuchler Kreuz ist ja nur nach Norden a bissl eingeschränkt...

Gruß,
Karsten

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2018 um 19:23
Schade, dass es mit dem Hohen Göll nicht geklappt hat, aber der läuft dir sicher nicht weg. Und eine schöne Tour war es ja trotzdem. Viele Grüße!

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. November 2018 um 19:53
Der kann gar nicht mehr weglaufen, vor (geschätzt) zig Jahren bin ich schon oben gewesen, allerdings vom Purtschellerhaus aus.

Gruß zurück,
Karsten

Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2018 um 20:09
Meinen Respekt, so kurz vor dem Gipfel aus vernünftigen Gründen umzudrehen! Gibt ja genügend die es nicht machen und in Schwierigkeiten kommen.

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2018 um 03:05
Tja, von den abschreckenden Beispielen liest und hört man ja leider genug; wobei ich ja auch selber schuld bin, wenn ich nicht in der Lage bin, mir eine gscheite Stirnlampe mitzunehmen...

Gruß,
Karsten

hannes80 hat gesagt:
Gesendet am 6. November 2018 um 21:48
Der läuft dir sicher nicht weg. Das Alpeltal rauf ist aber echt ne Plage. Viel schöner geht's über von Hinterbrand über Brettgabel und Hohes Brett rauf und über's Alpeltal runter. Schwierigkeit T4 und total abwechslungsreich.

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2018 um 03:06
Bei einem erneuten Versuch sicher durchaus eine Idee; war diesmal aber aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit von Haus keine Option.
Wobei mich schon eher der Aufstieg via Alpeltal und die anschließende Überschreitung zum Stahlhaus (zwecks Einkehr!) gereizt hätte.

Gruß,
Karsten

scan hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2018 um 06:27
Tröste Dich, am Göll bin ich auch schon mal gescheitert. Bin von unten los und wollte über das Kehlsteinhaus zum Gipfel. Allerdings mußte ich feststellen, dass meine neuen Bergschuhe doch nicht so eingelaufen waren wie ich dachte und noch unter dem Kehlsteinhaus war dann auch bereits Schicht im Schacht.

Bis heute hab ich den Göll nicht nachholen können, wohl auch, weil mich die extrem lange Anfahrt von 2,5 Std. (einfach) für eine Tagestour abschreckt.

klemi74 hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. November 2018 um 03:09
Ui, das ist aber vom Tal aus auch eine ordentlicher Hatscher, zumal man auf dem Mannlgrat vermutlich auch nicht wirklich schnell an Höhe gewinnt.

Mir ist die Anfahrt übrigens auch zu lang, deshalb habe ich mir auch für einige Tage in der Ecke eine Unterkunft gesucht. Ist eh schade, dass ich nicht öfters in die Gegend komme, bin früher (bei Anfahrt von Nordbayern aus) eigentlich öfters dort gewesen und habe halt immer eine Hüttenübernachtung eingelegt oder zwei.

Gruß,
Karsten


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