Kaltwasserkarspitze (2733m) - Best of Karwendel, Teil 1


Publiziert von Daniel87 , 23. Oktober 2018 um 21:31.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:12 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:P vor Scharnitz-Hinterautal-Bikedepot Kastenalm-Sägezähne-Kawaka-Hochjöchl-Östl. Birkkar-Kastenalm-P
Zufahrt zum Ausgangspunkt:1km nördlich von Scharnitz, an der B2, rechts kostenloser P.

Die Überschreitung der Kaltwasserkarspitze zählt zu den lohnensten Unternehmungen im Karwendel, wenn nicht sogar zu den Top-Touren der Ostalpen. Der imposante Gipfelaufbau des Berges bildet zusammen mit seinem Südgrat, den Sägezähnen, eine faszinierende Einheit und dürfte damit so manche Begehrlichkeiten wecken. Typisch für diese Gruppe, ist das Gelände aber nicht ganz einfach und die langen Täler nur wenig erschlossen, was die doch recht moderaten Begehungszahlen, im Gegensatz dazu, erklärt. Das landschaftliche Erlebnis in absoluter Einsamkeit lässt aber kaum Wünsche offen und macht die Runde zu einem Highlight.

Da es sich bei der „Kawaka“ um einen meiner All-Time-Favoriten handelt und ich dazu ohnehin noch keinen Bericht auf meiner Hikr-Homepage habe, soll es heute, zum bereits dritten Mal, auf diesen tollen Berg gehen.

Vom P kurz vor Scharnitz geht es mit dem Bike, vorbei am Wiesenhof, ins Hinterautal bis zur Einmündung des Steigs, der von der Birkkarspitze hinunter führt (Adlerweg). Dort werde ich später im Abstieg wieder ankommen; das Fahrrad wird hier abgestellt.

Auf dem breiten Forstweg nun, vorbei an der Kastenalm, weiter Richtung Roßloch. Die Abzweigung zum Hallerangerhaus/-alm bleibt dabei unbeachtet. Dort wo der Moserkarbach das gleichnamige Kar verlässt, geht's an einer günstigen Stelle, zunächst weglos über das meist trockene Bachbett zu einem deutlichen, aber nicht markierten Steig. Auf der linken Seite des Bachs schlängelt er sich im lichten Wald bis zum Eingang des Kars. Sobald man das Kar erblickt, zweigt man ziemlich bald linkerhand, zur stark latschenbesetzten Südostflanke des Großen Heissenkopfs, ab (Steinmann). Wenn man die ersten roten Punkte sieht, sollte man richtig sein; ein gut ausgeschnittener Latschenpfad, der nicht in der Karte verzeichnet ist, leitet bis hinauf zum Grat, was aber vormittags ziemlich schweißtreibend sein kann (Südostseite).

Oben am Grat angekommen, enden alle Markierungen; aussichtsreich wird über den Südgrat, auf schrofigen Hängen der Große Heissenkopf angesteuert.
Sobald man dort eintrifft, rückt schon eine nächste sichtbare Erhebung, die kein eigenständiger Gipfel ist und die den Beginn der Sägezähne darstellt, ins Blickfeld. Diese Passage ist weit weniger schwierig, als es scheint; der Gegenanstieg ist unwesentlich und die Kletterstellen können ohne Probleme umgangen werden, allerdings ist das Gestein ab jetzt sehr brüchig.

Sowie man das erste Mal die Kaltwasserkarspitze erblickt, erreicht man auch die Sägezähne, ein Gratabschnitt mit zahlreichen Abbrüchen. Auch hier erweist sich die Sache nicht ganz so schwer, wie der erste Eindruck - oft erschließt sich der Routenverlauf erst bei Annäherung. Lediglich drei Umgehungen in den Flanken sind nötig (zwei auf der Ostseite und eine auf einem Band auf der Westseite). Viele „Markierungen“ durch Steinmännchen vereinfachen die Wegsuche. Der Anstieg auf den Gipfel ist auch nicht anspruchsvoller, als alles Bisherige.

Am höchsten Punkt angekommen wird man vergeblich nach einem Gipfelkreuz suchen, das alte wurde aus dem Betonfundament gerissen, aber ein neues Gipfelbuch liegt auf.

Für den Abstieg wählt man südlich des Gipfels die erste günstige Scharte und steigt schließlich auf der Westseite eine ziemlich schuttige Rinne hinunter zur Östlichen Hochjöchlspitze, welche überschritten wird und die nochmals einen einzigartigen Blick auf den bestiegenen Berg gewährt. Danach bleibt man an der sehr brüchigen Gratkante bis knapp oberhalb des Hochjöchls (weiter T5/II) und steigt hinab ins Östliche Birkkar. Dort rechterhand, wo der Südgrat der Birkkarspitze ausläuft um diesen herum und weiter auf dem gut markierten Adlerweg bis zur Abzweigung wo das Bike steht.

Schwierigkeiten:

Mit dem Bike zur Kastenalm: L (1 1/2 Stunde).
Weiter zum Gr. Heissenkopf: T3 (weglos, nur teilweise markiert; 4 Stunden).
Via Sägezähne zum Gipfel: T5/II (anspruchsvolles, brüchiges Gelände; mäßig ausgesetzt; 1 1/2 Stunde).
Abstieg über Östl. Birkkar: T5/II (ab dem Kar nur noch T3; 4 Stunden).

Fazit:

Optisch wohl der schönste Berg des Karwendels - für geübte Bergsteiger ein Muss. Gut 40km Wegstrecke, allein 30km davon mit dem Moutainbike, fordern allerdings die Kondition. Etwa 40 Gipfelbucheinträge, verteilt über das Jahr, machen noch einmal deutlich, dass man den Berg wahrscheinlich sogar für sich ganz allein hat. Außerdem abwechslungreiches Gelände mit den karwendeltypischen Tiefblicken, immer wieder eine nette Tour.

Anmerkung:

Neuerdings hängt am Eingang vom Hinterautal ein lächerliches Verbotsschild für Fahrräder (November bis März), obwohl es sich ohnehin um eine, der nur spärlich vorhandenen, freigegebenen Bikeforststraßen handelt. Mich würde brennend interessieren, wer sich nun wieder daran stört, dass Fahrräder im besten Bergmonat November ins Hinterautal fahren.

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (10)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 24. Oktober 2018 um 21:04
Hallo Daniel, ich gratuliere dir zu deiner super Tour! Die gesperrte Zufahrt liegt wohl im perversen Schutz der Jagdlobby begründet. Man möchte wohl einfach mehr Ruhe beim Abknallen der Tiere haben und ohne Sorge vor Radlern mit dem Jeep ins Karwendel brettern können. Der Gemeinde ist das wohl recht, denn die zahlenden Hüttentouristen sind um die Zeit eh schon weg.
Hab mir sagen lassen, dass einige schon ihre Filzstifte rausgekramt haben und auf den ersten November zum lustigen Schildermalen warten ;-) . Viele Grüße!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Oktober 2018 um 20:03
Danke Dir!
Hab's mir fast gedacht, finde man sollte das Karwendel endlich zum vollwertigen Naturschutzgebiet erklären, dann könnten etwa Jagdverbotsschilder angebracht werden ;-) ...

Schmiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2018 um 10:25
Servus,

d.h. die Verbotsschilder hinsichtlich 1. November bis 1. April hängen erst seit kurzem überhaupt dort? Hatte schon einmal versucht danach zu googlen wie ernst gemeint das ist, hatte eigtl. noch angedacht in Richtung Birkkar zu gehen bei dem herrlichen November-Wetter, wie hart wird denn sowas i.d.R. kontrolliert bzw. geahndet? :-/

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2018 um 12:23
Hallo Schmiger, ja die Verbotsschilder für Fahrräder gibt's noch nicht lange. Die geringe Schneelage lädt ja regelrecht dazu ein nochmal in die Täler zu fahren um eine letzte Spätsommertour zu machen - war aber erst dort. Keine Ahnung, ob das kontrolliert wird - da Fahrräder gewöhlich nicht mit dem Namen in Verbindung gebracht werden können, würd' ichs einfach ignorieren. Bis Dez, wenn kein Schnee liegt, kein Problem - ansonsten 4 Std. zu Fuß zur Kastenalm - nein danke :-) .

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. November 2018 um 19:05
Es soll auch Leute geben, die einen Edding mitnehmen um die Schilder zu modifizieren oder einen Schraubenzieher, um sie abzumontieren ;-) ...

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2018 um 20:37
Da fällt mir doch dieses Bild ein, sehr lustig :-) ... Abänderung nicht ganz nach meinem Geschmack ... vielleicht schärfts aber den Blick auf die traurigen Zustände, bei denen die das Schild dort antreffen ...

Schmiger hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2018 um 21:38
Also in einer Berggruppe auf Facebook hat jemand beim Nationalpark in der Verwaltung nachgefragt, denen ist ein generelles Verbot oder Sperrung nicht bekannt und meinten man darf zumindest die Hauptwege reinfahren in die Karwendeltäler von Scharnitz aus...

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2018 um 22:31
Danke für die Info! Da hat's halt so ein weißes Schild mit rotem Rand und drunter den Zusatz "Gilt nicht für Fahrräder von 1 April bis 31 Oktober" ... deswegen hab ichs erwähnt ...

Schmiger hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. November 2018 um 08:33
Also ich war jetzt am Samstag draussen im Hinterautal, es waren nicht mehr wirklich viele MTB'ler unterwegs (das Tal liegt mittlerweile fast komplett den ganzen Tag im Schatten - viel Rauhreif selbst noch nachmittags) - was aber auch aufgefallen ist, dass mittlerweile an jedem größeren Abzweig in Richtung taleinwärts sehr neue Schilder (sehr frische Holzpfosten) stehen, mit der Bitte die Wege in den Tälern im Winter wg. Wildschutz nur zwischen 9 Uhr & 16 Uhr zu verwenden... zumindest war das der Informationsgehalt den ich im vorbeiradeln erkennen konnte...

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. November 2018 um 17:59
Ich find' jetzt die Zeit der Rauhreif-Täler klasse für MTB, man schwitzt nicht ganz so schnell ;-) . Im "richtigen" Winter, wenn die Tiere bei Flucht viel Energie verbrauchen und gleichzeitig wegen Schnee kein Futter finden, kommt man mit MTB eh nicht rein in die Täler, die Holzpfosten hätte es gar nicht gebraucht ...


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