Herbstliche Kraxelrundtour mit Überschreitung Schwalmere, Hohganthorn, Drättehorn


Publiziert von jiker , 15. Oktober 2018 um 02:54.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:13 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 8:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Per Auto oder Postbus nach Kiental, dann per Auto oder Velo nach Glütsch.

Diese Tour führt über den hufeisenförmigen Grat von Schwalmere und Drättehorn, nur fast komplett weil man vom letzten Punkt des Urschelgrats der bei P.2290 senkrecht abfällt ziemlich weit zurück über die Flanke absteigen muss. Die Tour hatte ich schon das ganze Jahr auf dem Radar, und ich hatte sie mir für den Herbst aufgehoben. Zu Recht, da jetzt die 3000er in der Umgebung schon deutlich weiss bepudert sind und sich noch mal super Wanderwetter bietet. Daher ist die Tour auch eine gute Ersatzdroge wenn höher gelegene Touren schneebedingt erschwert oder zu riskant sind. Sehr hilfreich für die Tour war Lugge's Beschreibung.

Zustieg per Velo von Kiental nach Gruenerli, ca. 50 min.

Nach wenigen Metern auf dem Fahrweg Richtung Westen folgt man dem Wanderweg senkrecht über Wiesen (anfänglich kaum Wegspuren), später Wald bis er unterhalb vom Glütschstock oberhalb der prominenten Felswand nach Westen abbiegt (30 min.). Hier bieten sich drei mögliche Einstiegsmöglichkeiten auf den Grat: Der Erste über einen Grasrücken westlich vom Glütschstock, bei der ersten Almhütte (sieht sehr steil aus), der Zweite, den ich nehme, bei Höhenlinie 2000 kurz hinter der zweiten Almhütte, und der dritte, ziemlich gemütlich aussehende bei p.2061. Auf meiner Route gab es eine etwas steilere Stelle (die man prinzipiell rechts in der Flanke umgehen kann). Alle drei treffen sich spätestens bei p.2228 (weitere 30 min.).

Nun folgt man dem Grat, wobei die Grundregel lautet: Im Zweifel leicht rechts halten. Die erste Stufe kurz vor dem Britterhöreli überklettere (einfache, kurze II) ich noch gerade, sie besteht aus geschichteten, teils losen, Platten, ist aber problemlos. Je weiter man am Grat voran schreitet, desto fester wird der Fels.

Hinter dem Bitterhöreli steigt man sehr ausgesetzt mit etwas Schutt in die erste Scharte ab. Den darauffolgenden Zacken nimmt man etwas Rechts in einer leichten nicht all zu steilen Rinne in Angriff (I-II).

Die Felsen (ich denke eher ein Löwe) vor dem Glüschhöreli umgehe ich, da ich vermute dass die Tour zeitlich knapp werden wird.

Beim Glütschhöreli (siehe Bild) geht man zunächst rechts unter der Wand entlang, und kann dann entweder die erste Abflachung der Wand ausnutzen, da ich mir nicht sicher war wie es nach den ersten einfachen Felsen weiter geht (in Retrospekt aus der Ferne siehr es gut aus) umsteige ich es weitestgehend um es dann auf einer Gras/Felsrippe zu erklimmen (max. I), Schuttfans können auch das Couloir dahinter nehemen. Ab hier ohne weitere Schwierigkeiten zum Gipfel, den ich nach insgesamt 4:10 inkl. Karten-, Foto- und Trinkpausen erreiche. Auf dem Gipfel bietet sich eine sensationelle Aussicht, allerdings ist er dank des T3-Wanderwegs auch sehr gut besucht.

Von hier kann man prinzipiell über den Wanderweg absteigen, die beste Kletterei hat man hinter sich.

Weiter geht es über den breiten Schuttgrat mit wenigen Stufen (I) über das Hoganthorn (einstieg leicht rechts) und P.2735 zum Drättehorn. Die Einzige kritische Stelle (siehe Bild) in diesem Teil ist der senkrechte (II, vielleicht III) Abstieg von einem Felsrücken zwischen der ersten Scharte hinter dem Hoganthorn und dem Drättehorn. diesen kann man jedoch entweder rechts im Schutt (ab der ersten Scharte hinter Hohganthorn) umgehen, oder (hab ich gemacht) auf halber Stecke rechts entlang einer diagonalen Spalte/Band herunter steigen (I, evtl, leichte kurze II Stellen).

Die steile Felsflanke/Wand des Drättehorn umsteigt man rechterhand im Schutt, in meinem Fall lag schon leichter Schnee, um es dann von Westen auf Schutt und Fels zu besteigen (Gehgelände, evtl. I), 1:15 ab Schwalmere.

Nun geht es den Urschelgrat entlang. Zunächst ein breiter Schuttrücken, die erste Stufe gehe ich noch mit Stöcken hinunter, dann werden die Stöcke jedoch wieder eingepackt und es kommen zwei Stufen mit leichter Kraxelei (I). Ab Höhenlinie 2600 wird der Grat schmaler, teils sehr schmal.

Die heikelste Stelle (siehe Bilder) der ganzen Tour ist die Stufe und ein anschließender kurzer Gratabschnitt kurz unter P. 2559. Hier muss man zuerst eine, wenn auch nur sehr kuze, senkrechte Stufe (II, vielleicht auch nur I, ausgesetzt!) bewältigen, die unausgesetzt absolut harmlos wäre, an dieser Stelle ist die schmale Trittstufe die sich bietet aber nicht ohne. Nach der Stufe kommen wenige Meter abschüssige Platten (ca. 40 Grad) die oben eine scharfe Kante ohne gehbaren Weg haben. Wenn man den Schuhsolen nicht traut kann man die Hände zur Hilfe nehemen (daher I), nur muss man aufpassen wo man greift weil die schmale Kante oben nicht immer fest ist. Wem die Stelle beim Anblick zu heikel ist bietet sich ein einfacher Rückzug zur Höhenline 2600 mit Abstieg über den Geröllkessel nordwestlich vom Drättehorn ohne Zeitverlust.

Der Rest ist eigentlich harmlos. Der Grat wird ein zunehmend breiter Grasrücken bis P. 2290, 1:30 ab Drättehorn. Hier fällt der Grat senkrecht ab und man folgt zunächst Richtung Nordosten deutlichen Weggpuren oberhalb der Wand. Entgegen meienen Vermutungen beim Anblick am Morgen sind alle Couloirs und Geröllpassagen problemlos. Nachdem diese Wegspuren einen breiteren Geröllbereich (in westlicher Verlängerung von p.2559) queren trifft man nahe von Glütsch Urschel auf einen Bereich mit mehreren Rinnen, wo eine breite Grasflanke einen Durschschlupf durch die Felswand bietet. Zwischen den letzen beiden Rinnen umgeht man in S-Form einige Steilstufen und kommt in die ausgedehnte Weidenlandschaft von Glütsch. Ich hatte mir einige andere möglich Abstiege in Rinnen bzw. auf einem Grasrücken angeschaut, aber die erwiesen sich alle am Ende nicht erfolgsversprechend.

Weiter nach Glütsch (1h ab p.2290) und dann die Wanderwege über Glütschnessli zurück nach Grünerli (1h). Dann per Velo zurück nach Kiental (20 min., da es schon dunkel wurde und ich mich mit Stirnlampe nicht traute zu rasen).

Wegen der Schlüsselstelle am Urschelgrat würde ich T6+ zuordnen, ohne die Schlüsselstelle T6-. Das Felsmaterial ist mit wenigen Ausnahmen sehr gut und griffig, im unteren Bereich eher plattig, oben eher Kalk. Evtl. sollte man nicht seine neueste Kleidung anziehen da die Felsen fast durchgehend extrem scharfkantig sind. Schutt ist überwiegend trittfester Schiefer, nur am Drättehorn teils fließender Kalkschutt. Zeitlich ist die Tour nicht zu unterschätzen, da der schmale Grat mit ausgesetzten Passagen und die vielen Kletterstellen die Tour extrem verlangsamen, und der Abtieg nach p.2290 nochmals Strecke hinzu gibt. Insgesamt war ich (ohne Rast, aber inkl. vielen Foto- und Trinkpausen und etwas Wegsuche) 8:30 ab Gruenerli unterwegs. Wer ohne mit der Wiper zu zucken über ausgesetzte Stellen läuft und ohne viel Begutachtung Kletterstellen in Angriff nimmt könnte 7h reine Gehzeit ohne Pausen und Wegfindung erreichen.

Noch zur Zufahrtstrecke: Ich denke die ist bei vorsichtiger Fahrt für normale PKW kein Problem. In etwa die Hälfte asphaltiert, die andere Hälfte eine gute Schotterstraße, evtl. muss man ab und an schauen dass man nicht im am tiefsten ausgefahrenen Bereich fährt. An einer Stelle vielleicht 20% Steigung, der Rest max. ca. 10%.

Tourengänger: jiker


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