Oberaarhorn zum Sonnenaufgang


Publiziert von Frangge , 28. Oktober 2018 um 16:22.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 4 Oktober 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Besuch aus Bremen hat sich angekündigt. Zusammen mit einem weiteren Studienkollegen aus Zürich wollen wir eine einfachere Hochtour unternehmen. Es sollte deren erste sein und der Sommersaison geht auch Anfang Oktober noch nicht die Luft aus, so dass wir es wagen, dem Oberaarhorn einen Besuch abzustatten.

Leider hält sich die Strasse zum Oberaarsee nicht an die Verlängerung der Saison, die Sperrung beginnt pünktlich am 1.10. Wir müssen also am Grimselpass unser Auto stehen lassen und anfangs langweilig die Teerstrasse entlang gehen. Die Vorfreude ist allerdings schon gross. Das Wetter perfekt und die Webcam am Berghaus Oberaar verspricht auch ordentliche Verhältnisse.

Am See angekommen übequeren wir die Staumauer, an deren Ende das Geländer des Wanderweges abmontiert wird. Die ersten wirklichen Höhenmeter sind immer noch vier Kilometer entfernt. Ein riesiger Anlauf für die folgenden ca 1000hm!

Den unteren Teil des Gletschers bewältigen wir zunächst ohne Steigeisen und Seil. Das Eis ist, blank der Gletscher wenig steil und Halt gebendes Geröll reichlich vorhanden. Wir halten uns während des gesamten Aufstiegs eher auf der in Gehrichtung rechten Seite des Gletschers. Vor der grossen Spaltenzone seilen wir an und montieren die Steigeisen. Eine dünne Neuschneeauflage vermag nur die kleineren Spalten zu verdecken. Die grossen zwingen uns auf einen Zickzackkurs bergauf.

Oberhalb der Spaltenzone ist dann bei ein paar Verdachtsfällen auf Spalte ein wenig Sondieren mit dem Pickel angesagt, alles in allem ist der Gletscher aber wirklich gut zu begehen gewesen. Gegen 14 Uhr erreichen wir schliesslich das Oberaarjoch.

Hier müssen wir noch über einen Schutthaufen, dann die mit Stahlseil versicherte Kraxelstelle überwinden und schlüssendlich die Leiter hinauf zur Hütte. Wir sind die Einzigen dort und sollten es auch bleiben. Die meisten scheuen vermutlich um diese Jahreszeit den extra Anlauf vom Grimselpass her. Den Nachmittag und Abend geniessen wir bei schönstem Wetter und einmaliger Aussicht.

Am nächsten Morgen starten wir gegen sechs Uhr im Schein der Stirnlampen. Anfangs Oktober reicht das, um zum Sonnenaufgang am Gipfel zu sein - so meine Einschätzung. Anfangs finden wir noch sehr gut die reichlich vorhandenen Markierungen, die uns durch auch durch die ersten Meter Kraxelgelände führen. Etwas später bewegen wir uns in Gehgelände und auf dem Geröll auf unserem eigenen Pfad und halten uns eher an die östliche Seite der Flanke. Vermutlich ist es recht egal, wo man hier lang geht. Das Firnfeld ist mittlerweile fast komplett abgeschmolzen, lediglich auf den letzten circa 40 Höhenmetern hat es noch etwas Schnee und Eis (Sieht man einmal von der dünnen Neuschneedecke ab).

Den Gipfel selbst erreicht man über ein kurze Kraxelstelle, viel Platz hat es dort nicht. Während sich in der zweiten Hälfte des Aufstiegs der östlich Horizont in den schönsten Rot- und Orangetönen gezeigt hat, geht die Sonne nur ein paar Minuten nachdem wir den Gipfel erreicht haben auf. Ganz grosses Freiluftkino!

Die herbstliche Luft ist sehr klar, die Fernsicht aussergewöhnlich. Im Wallis grüssen die Viertausender, gegenüber im Westen dominiert das Finsteraarhorn und nach Osten sieht man unglaublich weit.

Der Abstieg zur Hütte geht zügig vonstatten, in der Hütte räumen wir nach unserem z'Nüni auf und treten dann den Rückweg zum Grimselpass auf dem gleichen Weg an. Von oben sieht man unsere gestrige Spur sehr deutlich, wir folgen ihr zurück und kommen etwas geschafft am See an. Nach einer schönen Pause stehen die letzten horizontalen Kilometer an, ich hoffe insgeheim schon, dass wir ab dem Stausee per Autostop abkürzen können.

So läd uns dann auch ein Mitarbeiter der Kraftwerke etwa einen Kilometer nach dem Berghaus Oberaar ein und setzt uns am Grimselpass wieder ab. Auf diesem Weg nochmals ein Merci!

Dies war noch nicht einmal der Abschluss der Sommersaison 2018, aber definitiv ein Höhepunkt. Wir sind die beiden Tage lang ab der Staumauer keinen anderen Menschen begegnet und haben bei bestem Wetter (windstill!) und guten Bedingungen das Hochgebirgsambiente geniessen können.

Die Tour an sich ist zwar nicht schwierig, die Höhenmeter allein auch nicht gerade riesig viel. Alerdings zieht sich das alles horizontal recht in die Länge, auch wenn man von der Staumauer startet sind es durchaus ein paar Kilometer. Auf dem Gletscher selbst ist durchaus Aufmerksamkeit gefragt, es hat durchaus Spalten und nicht zu wenige.

Tourengänger: Frangge


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