Schwalbenjöchl 2672m - Die alten Spuren verlöschen


Publiziert von georgb , 1. Oktober 2018 um 10:30.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Toblach-Dürrensee
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

In den Kriegsjahren 14/18 war das Schwalbenjöchl ein strategisch interessanter Punkt, die österreichischen Pioniere haben dort eine Stellung errichtet und den Zugang ausgebaut, sowohl vom Wildgrabenjoch als auch aus dem Bulltal. In den alten Karten sind die Wege sogar noch verzeichnet und so bin ich guter Dinge und ziehe in den herrlichen Großen Wildgraben der Sonne und dem Schwalbenjöchl entgegen.
Am Wildgrabenjoch öffnen sich gigantische Blicke auf die Sextener Dolomiten und ein deutlicher Steig zieht hinauf in die vergessene Welt um Raut- und Schwalbenkofel. Doch bevor es zu einfach wird, verliert sich der Pfad, übrig bleiben weglose Schotterhänge und wilde Geröllrinnen. Ich zögere kurz und taste mich durch das urtümliche Gelände weiter. Über frisch ausgespülte Kanäle und lose Blöcke turne ich aufwärts, ganz wohl ist mir dabei nicht. Endlich finden sich Reste der alten Kriegsstellungen und erste Steinmänner, das gibt ein wenig Zuversicht!? Sogar eine einigermaßen frische Fußspur taucht auf, wer schleicht denn in dieser unwirtlichen Gegend herum? ;-)
Ich folge ihr durch haltlosen Schotter auf einen Aussichtspunkt und atme durch. Aber es bleibt anspruchsvoll, zum Schwalbenjöchl fehlt noch eine weitere steile, ausgesetzte Querung, wie sind denn die Soldaten damals hier herumgekrochen, unglaublich!? Ich lasse mich nieder, meine Gipfelambitionen sinken auf Null, ich bin froh, wenn ich hier wieder heil herunterkomme. Kurz lasse ich mich von den sensationellen Ausblicken berauschen und beschließe den Abstieg durchs Bulltal, mein Vorgänger hatte dieselbe Idee.
In den Kriegsjahren existierte hier ein Steig, inzwischen sind die Spuren verlöscht im Geröll. Vorsichtig rutsche ich hinab, der weiche Untergrund lässt sich aber gut befahren, bald stehe ich in einem herrlichen Hochtal und es tauchen sogar alte Markierungen auf. Ein nettes Steiglein zieht durch das Latschengewirr, quert ausgewaschene Täler und ich wähne mich schon im Tal.
Doch ich ahnte es, die Natur hat gewütet und den Steig komplett abgerissen. Ich quere heikel in das, was sie übriggelassen hat: ein wildes Tälchen, voller Geröll und Blöcke. Gelegentlich tauchen die Spuren des Kollegen auf und ich schlängel mich intuitiv durch das chaotische Gelände. Endlich flacht es ab und das Fahrgeräusch an der Allemagna klingt wie Musik in meinen Ohren.
Kurz an der Straße entlang hüpfe ich auf den Radweg und trotte zurück zum Dürrensee. Ein Blick zu den Drei Zinnen und ich steige in den Wagen. So eine Straße wirkt manchmal beruhigend, von den verlöschten Spuren weiter oben ahnt man hier nichts mehr, nur die dahinzockelnden Sonntagsfahrer bringen mein Blut immer noch in Wallung ;-)

Tourengänger: georgb


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Kommentare (3)


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Menek hat gesagt:
Gesendet am 1. Oktober 2018 um 17:22
bellissima escursione, Georg...

georgb hat gesagt: unica
Gesendet am 2. Oktober 2018 um 15:57
e c´era nessuno che avrei potuto pubblicare una seconda relazione ;-)))

Menek hat gesagt: RE:unica
Gesendet am 2. Oktober 2018 um 15:59
Potevi trattenermi a Bruneck, Georg... :)))


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