Bissl rumhängen am Schwarzsee


Publiziert von Nik Brückner , 17. Oktober 2018 um 13:59.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Villgratner Berge
Tour Datum:21 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:9km
Zufahrt zum Ausgangspunkt: Zur Oberstalleralm mit dem Auto
Unterkunftmöglichkeiten: Viele im Villgratental

Die Villgratener Berge! Angeblich heißen sie so, weil's hier viele Grate gibt.... Im Sommer 2015 kamen Judith7 und ich auf einer Alpendurchquerung von Wien nach Monaco durch diese Gegend, von der Bloshütte aus übers Villgrater Joch zur Volkzeiner Hütte, von dort aus über die 2803 Meter hohe Kugelwand nach Innervillgraten, von wo aus wir schließlich auf's Marchinkele stiegen und nach Südtirol weiterwanderten.

Drei Jahre später kehrte ich in diese einsame Gegend zurück. Sie hatte mir damals so gut gefallen, dass ich sie unbedingt weiter erkunden wollte. Ich überschritt viele Grate, darunter die Strecke vom Regenstein zur Marcheggenspitze, Kugelwand und Hochstein sowie den Nordwestgrat des Rapplers und den besonders schönen Grat von der Ochsenlenke zur Karnase. Am letzten Tag wollte ich es dagegen ruhig angehen lassen. 



Den Schwarzsee hatte man mir empfohlen, mehrfach, so schön soll er sein. Und so hörte ich auf, mich zu wehren, legte "Live" von Carl Palmer's ELP Legacy ein, fuhr zur Unterstaller Alm (1679m), und wanderte von dort aus über die schönen Almwiesen hinüber zum Wasserfall des Klapfbachs, wo mein Aufstieg begann. Es ging in der Folge weit hinauf in die Osthänge des hier in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Grats, der die Villgratener Täler umschließt, und auf dem die Grenze zwischen Österreich und Italien verläuft. Der Weg ist nicht zu verfehlen, eine Ausnahme in dieser Gegend, in der die Wege üblicherweise etwas wilder und weniger herausgeputzt sind, als anderswo.

An einem verlassenen Unterstand auf etwa 2235 Metern Höhe kommt ein Wanderweg von Nordosten dazu, dann geht es über weitere Geländestufen noch etwa 220 Hm hinauf zum Schwarzsee (2455m).

Unterstaller Alm - Schwarzsee, markierter Wanderweg, T2, 2,5h


Und der ist tatsächlich wunderschön. Er liegt tief unten in einer Senke, umgeben von vielen weiteren kleinen Seelein. Ein herrlicher Platz!

Ich hatte mir lose vorgenommen, über den Nordgrat oder den Tisch auf die Riepenspitze zu steigen, eventuell weiter zum Großen Heimwald oder auf den Rotlahner zu gehen, aber als ich am See ankam, und die Grate sah, Hatte ich mehr Lust auf's.... auf's... na sagen wir, auf's Rumhängen am See. Der Nordgrat der Riepenspitze ist nicht wirklich spannend.

Aber ein Grat südöstlich des Sees ist es. Vom See aus sieht er reichlich schmal aus, das wollte ich dann doch machen. Und so folgte ich dem Weg Richtung Heimwaldjöchl noch ein Weilchen bergauf, und blieb an der Stelle, an der er die Grathöhe nach links verlässt, auf dem Grat. Ich wanderte auf einen Schrofengupf hinauf, von dem aus ich nochmal einen tollen Seeblick hatte, und drüben hinunter in ein Schartl. Prompt trat der Effekt ein, der in dieser Gegend immer eintritt: Aus der Nähe schauen die Grate lang nicht mehr so scharf aus. Ein Einser, mit viel Gehgelände war's, hinauf auf den scharfen Zacken, den ich von unten erspäht hatte. Aber was soll's, der wird sicher kaum je bestiegen, und schön ist er doch.

Oben angekommen, warf ich noch einen Blick auf den von hier aus nochmal deutlich uninteressanteren Nordgrat der Riepenspitze, und gratulierte mir zu meiner Entscheidung.

Dann stieg ich Richtung Westen von meinem Zacken herunter und wanderte ein wenig ziellos über die wunderschönen Böden, die von ebenso zahlreichen wie zahllosen Seelein geschmückt werden. Irgendwann langte ich dann an der Hinteren Gsieser Lenke an, die auch als Äußeres Schartel (2588m) geführt wird. Und hier wurde mir einmal mehr bewusst, dass die Italiener einfach Stil haben: Das strahlend weiße, das ich schon von weitem gesehen hatte, war ein Grenzstein. Aus Marmor. Yep, das nenne ich Stil.

Meine Streunereien führtn mich dann noch hinauf zu Pt. 2633 (2633m), dann weiter über die schönen Böden, und hinunter zu den Biwakhüttlen, die hier aufgestellt wurden, damit die Wanderer auf dem Osttirol 360° Skyline Trail (laut Werbung die längste und höchste durchgehend begehbare Hochgebirgsrunde der Alpen) in dieser einsamen Ecke eine Unterkunftsmöglichkeit haben. Die erst im Sommer 2014 neu errichteten Biwakschachteln bieten tatsächlich einen einzigartigen Schlafplatz.

Ich schlug mich dann wieder zum Schwarzsee (2455m) durch, den ich damit einmal komplett umrundet hatte (die längste und höchste durchgehend begehbare Schwarzseerunde am Schwarzsee), dann machte ich mich an den Abstieg.

Umschlenderung des Schwarzsees: 2:15h


Auf dem gleichen Weg, auf dem ich gekommen war, wanderte ich nun hinunter zur Unterstaller Alm (1679 m)

Schwarzsee - Unterstaller Alm, markierter Wanderweg, T2, 1:15h


Keine Extremtour, ich weiß, aber irgendwann kommt man einfach in ein Alter.... Na, zum Genießen ist es nie zu spät. Und als ich unten ankam, winkte mir prompt jemand von der Terrasse der Unterstaller Alm aus zu: Nette Menschen, die ich einige Tage zuvor an der wunderschön gelegenen Kamelisenalm getroffen hatte. Ich setzte mich dazu, wir schwatzten noch ein Weilchen, und ich genoss gleich weiter: Kaiserschmarrn, dazu ein Almdudler. Oder zwei. Ein wunderbarer Abschluss meines Osttirol-Aufenthalts.


Und wie weiter? So langsam gingen mir die Ideen aus. Und trotzdem fuhr ich nur ein paar Tage später in eine Gegend, in der ich schon viel gemacht hatte. Eine Idee hatte ich noch...

Tourengänger: Nik Brückner


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