Von Heidelberg nach Zadar und Rijeka


Publiziert von schwarzert , 2. Oktober 2018 um 20:21.

Region: Welt » Kroatien
Tour Datum:16 Juli 2018
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I   HR   D 
Zeitbedarf: 12 Tage
Aufstieg: 17000 m
Abstieg: 17000 m
Strecke:1350 km

Nicht das, was man jedes Jahr machen kann, aber einmal gemacht haben sollte: eine richtig lange Radtour von der eigenen Haustür in den Süden. Mich führt sie aus der Nähe von Heidelberg bis nach Zadar bzw. Rijeka. Geplant habe ich die Tour in Form von Tagesetappen mit komoot, eine zusätzliche PowerBank von 20.000 mAh bietet meinem Handy genügend Saft, um auch ohne tägliche Aufladung zu überleben. Die Karten habe ich vorab heruntergeladen für den offline -Betrieb, damit ich unabhängig von einem Netz bin.
Ausgerüstet mit meinem alten Mountainbike, 4 Packtaschen (2 vorne, 2 hinten) sowie einem Zelt samt Campingzubehör starte ich Mitte Juli gleich mit der längsten Etappe: 190 km bis auf die Alb. Trotz diverser Vortouren grenzwertig, aber ich will in 2 Tagen nach München. Mit dem letzten Licht das Zelt aufgebaut. Der 2. Tag lässt sich etwas ruhiger an, Quartier in München. Ruhetag. Weiter geht es Richtung Großglockner. Eine herrliche Tour durch das Voralpenland, Inntal und dann über den Walchsee, Johann in Tirol und Saalfelden nach Zell am See. Und weil es so schön rollt, nach einem Bad im See abends noch weiter bis zur Mautstation der Großglockner-Hochalpenstraße. Als ich im letzten Abendlicht die erste Rampe sehe, wird mir doch etwas mulmig: Ob ich mein Rad, Gepäck und zuletzt auch mich da hinaufwuchten kann? Versuchen will ich es zumindest! An einem Schuppen kampiere ich im Freien und bin schon kurz nach sechs wieder auf dem Rad, um dem Verkehr und der Hitze zu entgegen, gestartet. Meine Strategie für die 12,9km und 1.283 hm bis zum Fuscher Törl: 30 min. strampeln, 5 min. pausieren, Riegel einwerfen, weiterfahren. Ermutigend die redundante Beschilderung, die zeigt: Du machst immer ein paar Höhenmeter gut! Kurz nach 9 Uhr am Fuschertörl mit obligatorischem Apfelstrudel und milder Morgensonne. Leiden auf dem letzten Stück bis zum Hochtor (2504m), dem höchsten Punkt meiner Tour. Es zieht zu, ich schaue, dass ich die Abfahrt trocken schaffe, was nicht mehr ganz gelingt. Packen das meine alten Cantilever-Bremsen? Sie tun's besser als erwartet. Im Regen komme ich in Heiligenblut an. Richtung Drautal der erste größere Verhauer. Mehrere Kilometer fahre ich ins Tal hinab, bis ich feststelle: Ich bin zu früh abgebogen. Mein Unterbewusstes hat mir wohl einen Streich gespielt und wollte mir den Iselsbergpass ersparen. Hat leider nicht geklappt! Als ich endlich in Oberdrauburg ankomme, regnet es wieder, ich suche mir ein Zimmer. 3000 hm zeigt mein Navi, ja, so wird's wohl sein. Der nächste Tag bringt den Abschied von den Alpen. Aber zunächst steht noch der Plöckenpass an. Sollte nach der Hochalpenstraße kein Problem sein, aber es zieht sich wieder über etliche Kilometer hin. Und dann noch zwei Galerien - ich hasse sie! Jeder Ton wird durch den Hall tausendfach verstärkt, der Kleinwagen hinter dir mutiert zum Panzer, und Motorräder, die hochziehen, reißen dir schier die Ohren weg. Endlich oben! Ab jetzt geht's bergab bis zum Mittelmeer. Und so fühlt es sich auch an. Nur wollen die Berge um mich herum kein Ende nehmen. Danach liebliche Landschaft, agrarisch, und immer leicht bergab. Eigentlich wollte ich nur bis Udine, jetzt muss ich das Meer sehen. 20 km vor Triest liegt Duino - wieder Regen, wieder Zimmer. Aber nun wird das Wetter besser. Über Triest, wo ich mich kurzzeitig auf die Autobahn verirre (warum hupen die auf einmal alle?!) über den kurzen slowenischen Küstenstreifen (mit den ersten beiden Pannen, die zweite in einer glücklicherweise langsamen Abfahrt, mit Sturz) nach Kroatien. Beide Male muss ich feststellen, dass meine Ausrüstung entweder mangelhaft (selbstklebende Flicken - kleben nicht genug!) oder schadhaft (in der Luftpumpe fehlt ein Einsatz!) - die Reparatur gerät dadurch langwierig, abenteuerlich, aber eröffnet Raum für Begegnungen: hilfsbereite Slowenen ermöglichen mir die Weiterfahrt. Erste Nacht auf einem Campingplatz, ziemlich teuer für meine Begriffe (über 30.- EUR!). Eigentlich will ich bis Pula weiterfahren, aber der Verkehr ist zT beängstigend. Ich disponiere um, biege bei Porec ab nach Osten und erreiche nach einer Nacht bei Pazim (Zelt auf Feld) am nächsten Morgen den Fährhafen Brestova. Überfahrt auf die Insel Cres. Die Inseln sind bergiger, als ich dachte, es bleibt weiter anstrengend. Der geplante Campingplatz in Cres-Stadt entpuppt sich als Stadt, keine Lust, hier zu bleiben. Wieder einmal fahre ich weiter und in den Abend hinein, übernachte bei Osor, wo ein kurzer Steg Cres mit der Nachbarinsel Losinj verbindet. Am nächsten Nachmittag die Fähre ab Mali Losinj auf die autofreie Insel Silba: eine Fahrt in die Einsamkeit, bei der es von Stunde zu Stunde ruhiger wird. Auf Silba ist im Ort sogar Radfahren verboten! Eine Art kroatische Nordseeinsel. Und wieder treffe ich auf freundliche Menschen, die mir eine private Unterkunft vermitteln: einfach, herzlich, gastfreundlich - ein kleines Paradies. Ich hänge zusätzlich zum Ruhetag einen weiteren Tag an - muss allerdings etwas umplanen, um meinen Zug in Rijeka zu erreichen. Begegnungen, Mahlzeiten mit neuen Bekanntschaften, die Seele baumeln lassen - hierher werde ich garantiert zurückkehren! Mit dem Katamaran (nimmt der mein Rad mit? Ja!) dann nach Zadar - ab hier geht es wieder nach Norden, östlich von meiner Hinfahrtsroute - und noch eine ganze Tagesetappe quer über die Insel Pag. Meine erste Nacht im Schlafsack am Strand, wozu braucht es hier ein Zelt? Leider verpasse ich frühmorgens in Novalja eine Abfahrt und lande im falschen Hafen, so dass mir der Katamaran nach Rab durch die Lappen geht. Schnell zum Fährhafen Zigljen, der mich auf's Festland bringt und nach etwa 20 km Küstenstraße (weniger Verkehr als auf der Insel!) erneut auf die Fähre. So komme ich doch noch nach Rab. Während Pag zT schon reichlich mondmäßig wirkt, erscheint Rab freundlich, abwechslungsreich. Ich durchquere die Insel und nehme die Abendfähre nach Krk. Am nächsten Mittag geht mein Zug von Rijeka zurück - den muss ich in jedem Fall erwischen. Eine Begegnung der anderen Art ist dann Krk am Abend bei Malinska (Westküste): Ein Betrieb wie auf dem Rummelplatz, geballter Tourismus, ich habe noch die Stille von Silba in mir - grausam! Aber dann nur einen Kilometer weiter wird es immer ruhiger, niemand ist mehr unterwegs und schneller als erwartet finde ich einen Platz für die Nacht. Tags darauf die letzte Etappe nach Rijeka. Von Krk braucht es keine Fähre mehr, die Insel ist über eine Brücke mit dem Festland verbunden. Ich gönne mir in der Fußgängerzone ein kräftiges Frühstück und lasse meine Reise Revue passieren.
Der Zug fährt pünktlich ab, ich habe ein Spezialticket Rijeka - Heidelberg für 79.- EUR, noch dazu 1. Klasse! Gut, dass es auf meiner Fahrkarte steht - merken tut man davon nix ... weder in Kroatien, noch in Slowenien noch im deutschen Bahnnetz, aber ich bin froh, nun gefahren zu werden und zu denen zu gehören, die eine Reservierung für ihr Rad vorweisen können - alle anderen fliegen nämlich wieder raus ...
Zuhause ist es fast heißer als in Kroatien ... der Süden fängt in diesem Sommer direkt vor der Haustür an ...

Tourengänger: schwarzert


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