Gatschieferspitz, von Davos Laret nach Klosters


Publiziert von Kik , 21. September 2018 um 23:50.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:20 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Flüela-Gruppe   CH-GR 
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1500 m

Den Gatschieferspitz hat Alpin Rise vom Pischahorn her über den Südostgrat bestiegen. Er ist anschliessend nach Norden abgestiegen. Im Netz findet sich sonst praktisch nichts und der SAC-Führer beschreibt die Besteigung von allen Seiten als leicht. In meiner Familie lebt die Erinnerung an eine Besteigung in den Fünfzigerjahren durch einen berggängigen Onkel mit seinen Neffen im Schulalter. So schwierig wird die Besteigung also kaum sein.
 
Ich ziehe von Davos Laret Landhaus dem Stützbach nach los in Richtung Mönchalptal und gelange an eine Brücke, bei der in der LK ein Weglein zum Alpsträsschen eingezeichnet ist. Eine Abkürzung ist da, um abzukürzen. Bald krieche ich unter einem Baum durch, steige über ein Mäuerchen, die Finger tanken Energie an den Brennesseln, ich entdecke einen hübschen Wasserfall, dahinter ein Stollenloch und schon bin ich falsch. Also zurück auf dem Stollenweg und schön brav auf dem Alpsträsschen weiter.
Bei Pt. 1723 zweigt der Wanderweg zum Hohliecht ab, dem vordersten Punkt auf dem WNW-Rücken des Gatschieferspitz. Es ist ein alter Militärweg, der mässig, aber regelmässig steigt, immer zwei Kuh breit. Zwei Bergläuferinnen überholen mich, beide wie ich rot gekleidet, es ist Jagdzeit. Etwas unter dem Kamm liegt die Rüggenhütte, früher militärisch, heute privat und nicht zugänglich. Das Hohliecht 2168 ist ein prächtiger Punkt mit Blick auf Klosters und zum Davoser See. 

Auch danach benütze ich den alten Militärweg, der bei Pt. 2181 vom Wanderweg abweicht und sehr bequem durch die leuchtend roten Heidelbeeren bis etwa 2440m führt. Die letzten Meter auf den Grat sind abgerutscht. Nun steige ich über Blöcke hoch bis etwa 2550m und quere dann unter den Felsen auf einer Gemsspur durch Schutt zum grasigen Westhang von Pt. 2588, der sich leicht ersteigen lässt. 
 
Der Weiterweg ist nicht so trivial, wie ich mir vorgestellt habe. Bis nahe zum Gratzacken mit dem grossen Steinmann (auf etwa 2630m) geht es gut, aber dann wird es unklar. Steinmänner oder gar Farbpunkte gibt es nicht, Spuren sehe ich auch nicht. Eine tiefere Umgehung des ganzen Zackens durch den steilen Rutschhang im Süden graust mir. Ich halte mich an das Konzept: Wenn ich drei Schritte vorwärts komme, die ich sicher auch wieder absteigen kann, mache ich diese drei Schritte und sehe dann weiter. Ich steige über ein paar Blöcke hoch und meine dann, eine Spur zu sehen, die horizontal über ein Bändchen an eine Kante führt. Dort ist allerdings Schluss. Also etwas zurück und durch Schutt gerade hoch. Darüber kommen wieder feste Blöcke. Dann stehe ich, wenig unter dem grossen Steinmann dieses Vorgipfels vor einer schulterhohen, trittarmen Platte, die mein Dreischrittekonzept an seine Grenzen bringt. An zwei passablen Griffen ziehe ich mich hoch. Dahinter kommt ein Schärtchen mit einem schmalen Bödeli zum Vorschein, mit Trittspuren! Von da kann es nur nach rechts gehen. Neben einem kleinen Zacken führt eine Rinne mit grossen Stufen auf den Grashang hinunter. Im Gras zeigt sich eine Spur und auch der Schutthang zum Hauptgipfel des Gatschieferspitz ist problemlos. 

Am grössten der Gipfelsteinmänner glänzt ein nagelneuer Haken mit Kette und einer Gamelle. Gern wüsste ich, wie häufig der Gipfel besucht wird und auch über welche Routen, aber ich bringe die Gamelle nicht auf. Die Sicht reicht an diesem Glanztag von den Churfirsten bis zum Bernina. 
 
Nun zum Abstieg: die Abstiegsroute von Alpin Rise tönt in aperem Zustand nach Knieschinder und ist vermutlich nicht einfacher. Zurück wüsste ich jetzt, wo ich durchkomme. Aber der Onkel ist mit den Jungen bestimmt nicht über den Gratzacken geklettert. Laut Karte ist der grasige Südhang kaum mehr als 35°. Ich steige den flachsten Partien nach über das kurzgeschorene Gras ab. Auf dem Auswurfhügel vor einem Munggenloch kann ich die Füsse wieder einmal gerade stellen. Kurz vor Erreichen des Blockfeldes im Täli glaube ich, auf einem Stein den schwachen Rest einer Markierung zu sehen. Im kleinen Tälisee können sich die Füsse erholen. Etwa dem Bach entlang steige ich zum Wanderweg ab. Ein paar Meter oberhalb steht ein grosser Steinmann und hier ist eindeutig eine verblichene Markierung, die nach oben zeigt. Der Abstieg im herbstlichen Licht durch die leuchtenden Heidelbeersträucher zur Mönchalp ist wunderschön. Nach dem Alpsträsschen zum Grünenboden folge ich dem hübschen Schluchtweg nach Klosters Platz.
 
Die Route über den W-Grat ist natürlich spannender als diejenige über den grasigen Südhang, der ohne Spur auch keine Kinderroute mehr ist. Auf dem W-Grat wären ein paar Steinmännchen am rechten Ort Gold wert. Ich habe mich nicht getraut, solche zu bauen, weil ich nirgends sicher war, wirklich auf der besten Route zu sein. 

Tourengänger: Kik


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