Leutascher Dreitorspitze S-Wand Bertl/Spindler – Ende gut, Alles gut


Publiziert von algi , 10. September 2018 um 16:18.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 9 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Leutasch Ahrn / Lehner

Nach dem verheerenden Verhauer im letzten Herbst, siehe *Leut. Dreitorspitze S-Wand – Master of Desaster, nun ein zweiter Versuch diese eindrucksvollen, von Bertl und Spindler erstbegangenen Plattenfluchten im oberen Teil der Leutascher Dreitorspitze Südwand zu durchsteigen. Da die unterste Rinne des Rinnensystems das zur Dreizinkenscharte emporzieht, eine gute Felsqualität aufweist, möchte ich nicht den etwas oberhalb liegenden Originaleinstieg nutzen, sondern die Rinne von ihrem Beginn an durchsteigen. Dadurch ergibt sich eine gesamte Wandhöhe von gut 700 Hm.

Um 7 Uhr laufe ich von Leutasch Lehner ins Puitental hinauf, offenbar hat sich in letzter Zeit ein schweres Unwetter ereignet, da der unterste Abschnitt des Weges vom Hochwasser stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Im untersten Puitental ist wieder Ruhe eingekehrt, der Abtrieb von Pferden und Milchvieh hat bereits stattgefunden. Kurz nach dem tiefsten Punkt im Latschengürtel strebt man rechtshaltend, oberhalb von Latschen, über sehr schöne Almwiesen dem Auslauf der untersten markanten Rinne zu.  Der Einstieg befindet sich links oberhalb des tiefsten Punktes kurz bevor der Schrofenkegel die Wand erreicht.

Von linksher kommend kann man über tollen Fels problemlos in die Rinne hineinqueren. Nun in der Rinne, den einfachsten Weg suchend, weiter bis zum ersten markanten Zacken empor (ca. bis II+). Ungefähr 20 m auf der anderen Seite des Zackens absteigen und vor dem Abbruch waagrecht in die nachfolgende Rinne hineinqueren. Sobald möglich über eine niedrige Felsstufe in den Grund der Rinne abklettern und sie bis zum zweiten großen Zacken weiterverfolgen. Dabei wird ein großer Klemmblock auf der linken Seite umgangen. Auf der anderen Seite wieder bis zum Abbruch absteigen und die nachfolgende Rinne ca. 30 m hinauf steigen bis rechts eine markante plattige Verschneidung sichtbar wird. Da ich vor meinem geistigen Auge eine ganz andere Vorstellung von dieser Platte hatte, war ich zunächst stark verunsichert. Ich wollte keinesfalls wieder in einen Verhauer einsteigen. Sicherheitshalber bin deshalb noch 100 m höher gestiegen, aber es war keine weitere Möglichkeit mehr vorhanden, also wieder retour zum tatsächlich richtigen Einstieg der Bertl/Spindler-Führe.

Der Fels in der „geschuppten“ Platte ist erstaunlich gut, nach oben hin nimmt die Schwierigkeit beständig zu, und ehe es senkrecht wird, kann man links über eine gutgriffige Rinne in den darüberliegenden Wandbereich gelangen. Im Grunde der Rinne weiter bis zu einer senkrechten Stufe die mit riesigen Griffen aufwartet, so macht klettern Spaß. Nun folgt eine nach links ansteigende Querung über geneigte Platten, hinter einer markanten Kante, die sich nun wieder aufsteilende Platte bis zu einer nahezu senkrechten Stufe empor. Hier absteigende Querung auf einem schmalen Gesims bis unter eine weissgescheuerte Rinne. Eine anfängliche Steilstufe die in einer griffarmen Mulde mündet, stellt m. E. die Schlüsselstelle der Tour dar (falls ich keine Griffe und Tritte übersehen habe), die Füße in die Mulde zu wuchten, habe ich schon als eine pressige Angelegenheit empfunden.

Danach wieder leichter und rechtshaltend zur nächsten Steilstufe empor, leider lässt die Felsqualität nun merklich nach. Eine relativ gutgriffige Rinne/Verschneidung vermittelt den Durchstieg, auf einem Band nach links weiter bis zu den steilen gelbbrüchigen Abbrüchen. Nun über eine brüchige Platte rechtshaltend zu einem kleinen Wandl unterhalb eines großen Überhangs, linkerhand wird ein kleiner Zacken erklommen, und dahinter steigt man mittels eines sehr brüchigen ansteigenden Quergangs zu einem kleinen Kessel (da darf man nicht lange drüber nachdenken, einfach durchziehen und fertig). Weiter über eine von links nach rechts ansteigende Rippe, die schließlich in das leichte Gelände des Schrofendaches leitet. Rechtshaltend unter den Aufbau des Vorgipfels auf die Nordseite wechseln und in Schrofen empor in die Scharte zwischen Vorgipfel und Gipfel. Zuletzt über das brüchige Gipfelwandl, das wohl auch jedes Jahr sein Aussehen verändert, zum höchsten Punkt.

Der Abstieg durch die heute schneefreie, dafür aber urbrüchige Steilrinne ist auch ein Schmankerl der besonderen Art. Ich strebe wieder den langgezogenen Grat oberhalb der Südwandabbrüche an und schlendere gemütlich mit traumhaften Ausblicken auf die umgebende Landschaft zum Söllerpass hinunter.

Schwierigkeitsbewertung:
überwiegend II, in der Bertl/Spindler-Führe häufiger III und wenige Stellen IV-/IV

Fazit: Abenteuertour in überwiegend festem Fels, aber auch mit einer sehr brüchigen Passage. Sicheres Klettern in diesem Schwierigkeitsgrad erforderlich, da kein einziger Haken steckt und auch die Anbringung von vertrauenswürdigen mobilen Sicherungsmitteln nicht so trivial sein dürfte. Eben ein gefundenes Fressen für den erfahrenen alpinen Bergsteiger.

 

Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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