Aiguille de Bionnassay Überschreitung


Publiziert von Matthias Pilz , 10. September 2018 um 19:46.

Region: Welt » Frankreich » Haute-Savoie » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:11 August 2018
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: 4 (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   I 
Zeitbedarf: 2 Tage

Die Aiguille de Bionnassay ist vor allem für ihren messerscharfen NO-Grat berühmt - der Grat zeigt sich im Sonnenuntergang von der Gouter-Hütte von seiner schönsten Seite. Wenngleich der Anstieg über diesen Grat auch der technisch leichteste ist, so erfordert er Trittsicherheit in einem sonst seltenen Maß. Im Tourenführer heißt es dazu: "Der Grat ist messerscharf und auf beiden Seiten äußerst exponiert. Oft kann man nicht aufrecht auf seiner Schneide gehen, sondern muss sich auf seiner N- oder SE-Seite bewegen. Manchmal ist es bequemer und sicherer, den Grat rittlings zu begehen. Ist er vereist, sichere man angemessen und bewege sich einer auf der N-, der andere auf der S-Seite!"
Auch wenn also die technischen Schwierigkeiten nicht allzu fordernd sind, so erfordert diese Route viel Können und Erfahrung von seinen Begehern. Kaum schwieriger präsentiert sich der S-Grat von der Durierhütte. Er führt in einer guten Kombination aus steilem Firn und Fels zum Gipfel, die Schwierigkeiten erreichen hier den Grad 4a. 
Wer also den unfassbar langen Hüttenzustieg in Kauf nimmt, sich auf der meines Wissens kleinsten bewirtschafteten Hütte der Alpen mit feinstem Essen und frisch gebackenem Kuchen verwöhnen lässt und tags darauf den Aufstieg über den S-Grat wählt, der kommt in den Genuss des Sonnenaufgangs direkt am Gipfel und reitet im Licht der ersten Sonnenstrahlen über den vielleicht schärfsten Grat der Alpen - Biancograt & Co können allesamt einpacken! Eineinhalb Stunden exponiertestes Gelände, später geht es sanft steigend hinauf zum Dome de Gouter, wo die eigentliche Tour endet. Zwar ist die Besteigung des Mt. Blanc nicht mehr weit, doch nach der Überschreitung der Bionnassay ist der Mt. Blanc wohl für die meisten nur mehr eine überlaufene Nebenerscheinung in einer Gegend, die vom S-Grat der Bionnassay überstrahlt wird!

ZUSTIEG: Am besten parkt man am großen Parkplatz in Bionnassay und folgt von hier dem Wanderweg Col de Tricot / Refuge Miage. Am Col de Tricot zweigt ein alpiner, jedoch markierter Steig zum Refuge de Plan Glacier ab, welchem man bis zur Hütte folgt. Direkt unter der Hütte folgt man einem fallenden Steig durch den sandigen Hang, um einen Felssporn zum umgehen. Dahinter nun entlang des Stahlseils aufwärts und nach rechts auf eine Schulter (Steinmänner, Markierungen). Über Felsplatten geht es nun hinab zum Gletscherbecken, welches ansteigend (Spalten!!!) zu einem großen roten Punkt überquert wird. Hier durch eine steile Erdrinne aufwärts auf die Rippe, welcher man nun immer entlang der zahlreichen roten Farbpunkte folgt. Der Weg ist steil, hat viel loses Geröll und ist - sofern mehrere Bergsteiger unterwegs sind - steinschlaggefährdet.

ROUTE: Von der Hütte folgt man den Steinmännern über eine kurze Stufe auf den Südgrat. Diesem folgt man nun immer auf gut begehbarem Pfad entlang der Steinmännchen bis zum Beginn des Eisfeldes. Dieses in direkter Linie ansteigen und über eine ersten Felsstufe. Man folgt stets den Steigeisenkratzern und bleibt immer in der Nähe der scharfen Gratkante, klettert aber fast nie direkt an der Kante. Ein Firngrat (luftig) führt nun hinauf zum großen Felsaufbau, welcher nach einem kurzen fallenden Gratteil erreicht wird. Man betritt den Fels einige Meter rechts der eigentlichen Gratkante im Bereich einer Verschneidung (5m rechts davor gibt es einen markanten flachen Felsblock). Hier nun durch einen abdrängenden Riss (5m, III+, oft Fixseil) aufwärts in flaches Gelände, Stand an Block. Nun leicht rechtshaltend hinauf zu einer Verschneidung und an der rechten Kante aufwärts (III+), Stand vor Plattenzone. Über die Plattenzone in Serpentinen hinaufklettern (III, Steigeisenkratzer) zu Stand an der Kante an Zacken. Zuletzt über eine Verschneidung mit wilden Zacken (IV-) direkt neben dem Grat aufwärts in leichtes Gelände und durch dieses noch einige Dutzend Meter aufwärts zum Beginn des Gipfeleisfeldes. Durch dieses rechtshaltend aufwärts zum Grat und zurück nach links zum Gipfel. 
Nun folgt man dem S-Grat, je nach Verhältnissen, hinab ins Col de Bionnassay (die schwerste Etappe liegt auf halbem Weg). Von hier leichter, jedoch oft eisig auf den Piton des Italiens, hier mündet der italienische Normalweg auf den Mt. Blanc ein. Man folgt der Spur hinauf und hält sich ganz zuletzt rechts sanft ins Col du Gouter, der höchste Punkt des Dome de Gouter ist in Kürze erreicht.

ABSTIEG: Am Normalweg zur Gouter-Hütte und weiter zur Zahnradbahn, mit welcher man bis zur Station Bellevue fährt. Von hier entlang der steilen Schotterstraße in 25 Minuten zurück zum Parkplatz.

SCHWIERIGKEIT: ZS, 45°, 4a - technisch an vielen Stellen nicht so fordernd, allerdings aufgrund der langen exponierten Passagen psychisch ungemein anspruchsvoll.
 
ABSICHERUNG: ++/++++, am Südgrat einige Haken und viele gute Friend-Möglichkeiten. Am NO-Grat ist sichern sehr zeitaufwändig - ein zweites Eisgerät leistet oft hervorragende Dienste!
 
WETTER: Sonne
 
MIT WAR: Tanja
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering 

Tourengänger: Matthias Pilz


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