Torre del Gran San Pietro (3.692 m) - ein großartiger Berg


Publiziert von panodirk , 2. September 2018 um 16:09.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 7 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage 13:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:28 km
Unterkunftmöglichkeiten:Bivacco Malvezzi-Antoldi (2.920 m) - 9 Matratzen und Decken vorhanden; Wasser nur aus Schnee
Kartennummer:L'Escursionista 10 (Valle di Cogne)

Allgemeines
Der Torre del Gran San Pietro ist trotz seiner beachtlichen Höhe ein wenig bestiegener Berg. Das mag zum einen an seiner sehr entlegenen Position liegen, doch auch an dem Mangel an zuverlässlichen Berichten. Außerdem gibt es keine Hütte als Stützpunkt, sondern nur eines von den vielen schönen Biwaks im Paradiso-Gebiet. So gibt es auch bei hikr bisher keinen Bericht. Dabei ist die Zwei-Tages-Tour auf den Torre del Gran San Pietro durch das wilde Valeille eine sehr einsame und grandiose Bergfahrt im Gran-Paradiso-Gebiet. Die Aussicht ist umfassend und großartig!
Der Normalweg führt von Westen in den Colle di San Pietro über das Bivacco Money (PD), doch Gerd Klotz schreibt im Rother Alpinführer, dass der Anstieg von Osten einfacher sei (PD-), was ich bestätigen kann, denn der westseitige Gletscher steilt sich zum Pass hin gehörig auf.
Die Bewertung T6- bezieht sich zwar nur auf den Gipfelaufbau, doch stellt die gesamte Tour ab dem Biwak erhebliche Anforderungen an den Alpinwanderer. Freunden wilder und einsamer Gegenden, die auch noch Abenteuerlust mitbringen, sei diese Tour wärmstens ans Herz gelegt!


Die Tour
Start in Cogne-Lillaz (1.612 m). Auf zunächst gutem Bergweg südlich, das Bivacco Malvezzi-Antoldi ist bereits ausgeschildert. Schon früh werden Rinnen mit großen Blöcken gequert (T4). Danach wird es einsam und der Weg entsprechend schmal und überwachsen; teilweise ist er nicht mehr vorhanden. Die gelben Markierungen helfen, doch auch so ist die Richtung klar: immer tiefer ins Tal hinein, immer auf der rechten Bachseite (im Aufstiegssinn) entlang. Auf etwa 2.600m wird das Gelände steiniger und der Weg wieder klarer und es geht - geschickt die Aufschwünge ausnutzend - durch Moränengelände hinauf zum Bivacco Malvezzi-Antoldi (2.920 m, T4, 3-4 Stunden ab Lillaz). Der Holz-Neubau aus dem Jahr 2003 ist mit einem Tisch und neun Matratzen und Decken ausgerüstet; es gibt keine Kochgelegenheit, keine sanitären Anlagen und kein Wasser! Man kann jedoch Schnee schmelzen. Die Sonne verschwindet früh und man kann sich früh zu einer extrem ruhigen und einsamen Nacht begeben...
Am nächsten Morgen geht es leicht absteigend um den Nordostfuß des Torre di San Andrea herum. Man steigt nun nicht entlang des Baches nach oben, sondern geht noch weiter nach links (Süden) und ersteigt die Gletscherschliffplatten an geeigneten Durchstiegen; hier werden erhebliche Anforderungen an die Wegfindung gestellt - trotz vereinzelter Steinmänner (T5-).
Nach nur gut etwa 100 Höhenmetern kann man sich zurück nach rechts zum Bach wenden; einzelne Steinmänner weisen den Weg, so sie den Winter überdauern. Nun wird das Gelände etwas sanfter und man kann vorteilhaft Schneefelder nutzen, um zum Gletscherrest zu gelangen. Über diesen (spaltenfrei, aber mit Steigeisen!!) in einem Rechtsbogen mäßig steil hinauf, vorbei am Colle du Teleccio, den man links liegen lässt. Man steuert nun das Haupt-Schneecouloir an, welches vom Colle del San Pietro hinabzieht. Ab hier Steinschlaggefahr! (T4).
Entweder geht man das sich aufsteilende Couloir direkt hoch, oder man weicht an geeigneter Stelle nach rechts in die instabilen Schrofen aus; dort zunächst leicht rechts haltend, doch nicht zu weit nach rechts, um dann - steile Rinnen querend - zum Colle del San Pietro (3.590 m, T5) zu gelangen.
Der Rother-Alpinführer spricht nun von "leicht zum Gipfel"; dem kann ich nur teilweise zustimmen. Zunächst geht es noch über schuttige Schrofen direkt den Nordgrat hinauf. Unerwartete Fixseile helfen über heikle Stellen und eine riesige glatte Steinplatte. Nach der Steinplatte weicht man in die Ostflanke nach links aus; hier wird es stabiler, aber auch immer ausgesetzter. Zum Glück taucht zwischendrin eine Sicherungsschlinge auf, die dokumentiert, dass man sich noch auf dem richtigen Weg befindet. Kurz danach kommt eine knapp 1m hohe ausgesetzte Stufe, die ich nur kniend überwinden konnte. Die letzen 30 Höhenmeter sind zwar immer noch ausgesetzt, aber wieder einfacher. Die 100 Höhenmeter auf dem Nordgrat sind nicht so einfach, wie mein Buch mich hat hoffen lassen, aber auch nicht so schwer, wie der erste Anblick des Nordgrates erahnen ließ; trotzdem ein sattes T6-. Von großem Vorteil ist es, sich den gesamten Aufstieg durch die Ostflanke gut zu merken, damit es beim Rückweg keine Überraschungen gibt!
Da das Gelände sich als herausfordernd erwies, benötigte ich auch 4 Stunden für die 900 Höhenmeter vom Biwak zum Gipfel.
Ja, und dann ist der Gipfel erreicht: Torre del Gran San Pietro (3.692 m)! Welch ein schöner und einsamer Berg! Ein schlichtes Metallkreuz und ein Steinmann zieren den Gipfel (3-4 Stunden ab dem Biwak). Die Aussicht umfasst fast die gesamten Westalpen und ist schlichtweg atemberaubend. Doch am schönsten ist der Blick in die Ostflanke des Gran Paradiso! 
Der Abstieg erfolgt auf gleicher Route (3h zum Biwak, 3h nach Lillaz); nur das Grinsen war mir nicht mehr aus dem Gesicht zu meißeln! 

Panoramen auf mountainpanoramas:
- Bivacco Malvezzi-Antoldi: http://mpano.com/2016BH
- Torre del Gran San Pietro: http://mpano.com/2016BI
Bilderserie auf meiner Homepage: http://www.beckerdirk.de/galleries/2016/GranSanPietro/index.html

Tourengänger: panodirk


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3+ ZS III
13 Jul 19
Torre del Gran San Pietro · Alpingio
T2 WI2
13 Jan 24
Gianduiotto by Night · Giaco
T3+ L
27 Aug 15
PUNTA FENILIA Mt. 3053 · ralphmalph
T3
11 Sep 16
Pointe Rousse (2695 m) · stefi
T3
T3
T3

Kommentar hinzufügen»