Wurmtaler Kopf 3228m und Vorderer Eiskastenkopf Westgrat


Publiziert von alpensucht , 2. September 2018 um 17:45.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:20 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:Taschachhaus - Wurmtaler Kopf - Vorderer Eiskastenkopf - Vorderes Köpfle - Taschachhaus ca. 11km
Unterkunftmöglichkeiten:Taschachhaus, Rifflseehütte

Von Zacken, Köpfen und Spitzen

Die ganz große Abgeschiedenheit verspricht das Gebiet zwischen Rifflseehütte und Taschachhaus nicht. Offenbacher und Fuldaer Höhenweg verbinden die beiden Alpenvereinshäuser. Nach einer Woche DAV-Kurs und einer vollen Hütte sehne ich mich nach mehr Ruhe und finde den Offenbacher Höhenweg. Bei sehr guter Prognose wäre eine flotte Runde, die beide Höhenwege verbindet, eine spannende konditionelle Herausforderung.

Doch an diesem Tag konnte es Regenschauer geben und später auch gewittern. Wie gewöhnlich eben in der Hochsaison.


Offenbacher Höhenweg zum Wurmtaler Kopf    T3, 2h
Zeitig aufbrechen kommt gar nicht in Frage. Am Vortag gab es Thermofrühstück (das früheste: 4 Uhr und nur für Aspiranten langer Touren, wie z.B. auf die Wildspitze). Wir saßen dann abends noch lange beisammen. Also frühstücken wir übrigen Langschläfer 7:45 Uhr, schauen ganz in Ruhe, was jeder so machen möchte und packen ein kleines Halbtagsgepäck.

Um 9:45 Uhr gehen wir beinahe zeitgleich los. Astrid hat die Hintere Ölgrubenspitze auserkoren. Ich tendiere zum Wurmtaler Kopf. Unten geht's über den Sexegertenbach und rechts dahinter hinauf in Richtung der Höhenwege zur Rifflseehütte. Am Zwei Zeiger zweigt der Zeiger zweideitig zur Zwei - entschuldigt - der Fuldaer Höhenweg rechts ab (30min vom Taschachhaus). Der Offenbacher führt über den Wurmtaler Kopf zum selben Ziel - für alle alpin ausgerüsteten Höhenwegwanderer. Für mich führt er vor allem auf den Verbindungsgrat zum Eiskastenkopf.

Vorher möchte ich zunächst den Gipfel mit Kreuz, Gipfelbuch und Stempel im Schuttkamm möglichst zügig erreichen (Wetterprognose!). Die Schuttödnis im Eiskasten birgt einen flachen Karsee. Dahinter laben sich einige dunkle Schafe am Schmelzwasser vom Vorderen Eiskastenferner und den kargen Wiesen (1h 5min vom Taschachhaus). Dahinter steilt der Pfad endlich wieder auf zum besagten Verbindungsgrat. Die Wandergruppe lässt ihre Rucksäcke am großen Steinmann (1h 37min) liegen.

Meinen behalte ich am Rücken, denn was ist schöner, als eine Brotzeit am Gipfel?
Ihr ahnt es - eine Brotzeit mit amüsanten Szenen am Gipfel. Aber Details bleiben geheim! Schließlich sind Streitigkeiten zwischen beleibten und hageren Freunden so hoch oben am Berg eben einfach... nachvollziehbar. Spannungsabbau, bitte! Denn geladen wird die Atmosphäre schon genügend bis heute Abend.


Eine Solo-Wanderin, die verliert ebenso wenige Vokale wie ich und schließt sich der Gruppe im Abstieg an. Angesichts der langsam dichteren Bewölkung sieht die Gruppe von einer Überschreitung ab. Sieht noch nichts akut aus, eher so nach Regenschauer. Also schaue ich mir noch die gesperrte Biwakschachtel an (Fundament beschädigt) und den Westgipfel, hier P. 3199m (Steinmännchen). Das geht weglos in 10min über etwas brüchigen Fels und einige lose Blöcke (I). Innehalten und Ruhe - endlich! 12:05 Uhr.

Vorderer Eiskastenkopf Westgrat    T5, II, 40min
Den Rückweg lege ich im Laufschritt zurück bis zum großen Steinmann, der an der ersten Erhebung am Westgrat steht. Der Grat zum Vorderen Eiskastenkopf und dessen Gipfelaufbau wirken derartig verlockend, dass ich mich sogleich aufmache ins weglose Gelände direkt vom Steinmann über den Grat. Einige Sägezähne aus geschichtetem Gneis übersteige ich dabei vorsichtig (I-II) und andere umgehe ich lieber (brüchig, I). Danach geht's steil und teils ausgesetzt (II) in die kleine Scharte vor dem Gipfelaufbau, alles im Minutenbereich, auch wenn man sich langsamer bewegt. Nun wartet die Schlüsselstelle in Form einer kurzen, anstrengenden, kaminartigen Passage, die mit Hilfe guter Tritte schön zu klettern geht (II, wäre alpin gut absicherbar). Nicht lange danach wird es wieder flacher und breiter - am geräumigen Gipfel mit Steinmann, den ich gleich mal etwas erweitere.
13:05 Uhr.
Eine lange Pause, ein Erinnern an die vergangenen Tage da drüben am Taschachferner, am Taschachjoch, Urkund und der schönen Weißen da hinten... Da fällt mir auf - da ist keine schöne Weiße mehr, eher so eine finstere Gemeine (nicht die Hintere Schwärze, die ist super nett).

Abstieg über oberen Westgrat und Südwestflanke  T4, I  25min (bis zum Karsee am markierten Weg)
Das mahnt mich zum zügigen Aufbruch. 13:35 Uhr. An der schwierigen Stelle bin ich kaum weg - da rumpelt es ein wenig im Gepatschgebiet. Sofort begebe ich mich in die Südwestflanke, die unser Abenteurer bereits erwähnt und begangen hat, und steige sehr direkt über Schutt und Block ab. Die ersten Tropfen treffen mich, als ich unten auf dem flachen Schneefeld ankomme. Nun noch schnell hinüber zum bekannten Höhenweg (im Eiskasten sehr gut mit hohen Stangen markiert), dann darf es so viel regnen, bis es aufhört zu regnen oder es mich direkt vor das Taschachhaus spült. Die Laune hier oben kann es mir nicht verderben, erst recht weil es keine 15min später wieder aufhört. Die Gewitter bleiben noch am Hauptkamm.

Über das Vordere Köpfle zum Fuldaer Höhenweg  T6, III,  45min
14 Uhr. Das Vordere Köpfle nehme ich auf dem Rückweg noch mit. Das geht schnell vom markierten Weg weg über Wiesen mit Wegspur. Nach genauer Untersuchung der interessanten Abstiegsmöglichkeiten nach Osten auf der Rückseite (östlich) steige ich nochmal kurz schwieriger (4m-Stelle II-III) zum Fuldaer Höhenweg ab. Am Zwei Zeiger erfrische ich mich noch im Abfluss vom Karsee (20min) und komme dann auf den letzten Metern doch noch in stärkeren Regen. 15:40 Uhr. Astrid treffe ich kurz vor der Hütte wieder. Die Ölgrubenspitze hat ihr gut gefallen.

Am Folgetag steigen wir nur noch ins Tal ab. Für mich geht's in den nächsten Tagen am Campingplatz Fischteich sehr ruhig weiter. Bei dem Sauwetter bleibt genügend Zeit die Geigenkammdurchquerung mit Biwak zu planen.

Der Vordere Eiskastenkopf war an diesem Tag genau das Richtige. Ein bisschen Konditionstraining auf Wegen, ein bisschen kraxeln, ein bisschen fürchten über Zacken, ein bisschen Stille in Köpfen und viele Ausblicke auf Spitzen. Der Besuch des Wurmtaler Kopfs lohnt auch, bietet nicht nur gute Blicke auf Eiskastenspitze, Löcherkogel und Grubenkarspitze, sondern auch auf den Weißkamm und die schicken Eiswände vom Pitztaler Eisexpress.





Tourengänger: alpensucht


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