Hangendgletscherhon mit objektiv gefährlichem Abstieg


Publiziert von amphibol , 22. August 2018 um 22:45.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:20 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 2600 m
Strecke:Gaulihütte - Chammligrat - Hangendgletscherhorn - Hangendgletscher - Chipfestock - Gaulihütte - Urbachtal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Urbachtal Parkplatz Mürvorsees (-saas)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:selber
Unterkunftmöglichkeiten:Gaulihütte
Kartennummer:1230 Guttannen / 1:25'000

Hangendgletscherhorn - mit doch überraschender objektiver Gefahren


Schöne Touren darf man bei Lust und Laune wiederholen auch wenn der Abstieg vom Berg immer wieder eine weitläufige Herausforderung ist. Wenn man gerne lange, effizient und alleine unterwegs sein möchte, bietet das Hangendgletscherhorn via den Chammligrat eine optimale Option, dieses Verlangen in die Tat umzusetzen. 

Über einen kraftwaufwändigen Aufstieg im Dunkeln in den Einstiegssattel südlich von Punkt 2980, einen schönen, kurzweiligen aber interessanten Gneisgrat mit Auf- und Abstiegen und wunderbaren Fels mit vielen Flechten, die bei Nässe Vorsicht mahnen lassen sollen und schlussendlich über einen relativ brüchigen Vorgipfel auf einen wunderbaren Aussichtspunkt weit über dem Urbachtal.

Warum schreibe ich diesen Bericht: Bei Ausaperung des Hangendgletschers wird die Tour um einiges ernster, bzw, objektiv gefährlicher, jedenfalls im Abstieg über den steilen Gletscher, der auch die Normalroute auf den Gipfel betrifft. Das Problem ist nicht die Steilheit des ausgeaperten Gletschers (dies könnte man noch problemlos bewältigen), sondern der Steinschlag der vom Vorgipfel über den Hangendgletscher herrührt. Das Problem ist, dass es zur Zeit den ganzen Abstiegsbereich und vor allem den Bereich betrifft, an dem man ohne weitere Gefahren (Spalten, Schrund) absteigt. 

Ich denke die Tour wird erst wieder sicherer, wenn sich die Temperaturen senken und vor allem, wenn wieder genügen Neuschnee liegt. Bis dahin kann ich den Abstieg nicht empfehlen. 

Kurzinfos zur Tour in Ergänzung zum Bericht vom September 2016: 

1. Wegen des starken Gewitters am Vorabend war der Grat noch feucht und die viele Flechten jedenfalls am ersten Drittel des Grates noch eine Herausforderung!

2. Zustieg zum Punkt 2980: Der Routenverlauf ist in der Dunkelheit schwierig, auch wenn es einige Optionen gibt. Meiner Meinung nach die effizienteste Route ist das von der Hütte aus sichtbare Querband. Zuerst steigt man über den Chammlibach, danach etwa 100Hm dem Weg zum Rosenhorn folgend. Bei einem Steinmann der Wegspur gegen rechts folgend, die sich aber schnell verliert. Immer diesem Band folgend, nach dem markanten Felskopf gegen oben drehen, über leichte Felsen bis in den Sattel.

3. Abstieg Normalroute über den Hangendgletscher bei Ausaperung: Man folgt den Wegspuren ab dem Vorgipfel über viel loses Gestein eher auf der Urbachtalseite haltend. Danach über grössere Steine und instabilen Untergrund überwindet man auf der Nordseite des steilen oberen Gletschers über Fels an Höhe bis man unterhalb der steilste Passage des Gletschers auf den Gletscher einsteigt. Hier ist wirklich auf den Steinschlag zu achten! Der richtige Moment muss gewählt werden und dann möglichst raus aus der Gefahrenzone sei empfohlen!

Nach dem Gletscher via den Chipfestock (es hat immer wieder Steinmännchen) östlich absteigen bis man unterhalb der Seen den Weg zur Hütte findet. 

Schafrettung: 
Angekommen und eingenistet in der Gaulihütte wurden wir durch zwei Hüttentrekker hellhörig, weil sich oben am Weg zum Rosenhorn ein Schaf in einem Stein eingeklemmt habe. Wir fragten bei der Hütte für eine alte Wolldecke und stiegen zusammen auf die Chammliegg auf. Das Schaf lag da tatsächlich auf dem Rücken total eingeklemmt in einer Felsspalte. Wir zerschnitten die Wolldecke und konnten sie hinter dem armen Schaf durchstossen. Danach konnten wir das Schaf glücklicherweise mit vereinten Kräften und mit der richtigen Technik aus dem Spalt evakuieren. Es war zum Glück unverletzt und zog wieder davon - wir waren sehr glücklich! Vielen Dank an die Courage der beiden Retter und Finder.. 

Angaben zu unserer Tour:
Start: 04:15 Uhr / Sattel vor Pkt 2980 06:05 Uhr, Gipfel: 09:00 Uhr. Aufenthalt ca. 40 Minute. Ende Gletscher: ca. 10:30 Uhr. Nach ca. gut 30 Minuten Pause ca. 11:40 Uhr zurück bei der Gaulihütte. 

Tourengänger: amphibol, berggiis


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Kommentare (2)


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mandaillo hat gesagt: Gleiche Situation
Gesendet am 23. August 2018 um 12:14
Hallo zusammen

Habe euren Eintrag heute gelesen und kann euer Erlebnis nur bestätigen.
Wir waren am Sonntag Auf derselben Tour via Chammligrat auf dem Weg zum Hangendgletscherhorn. Oben am Hangendgletscher haben wir beschlossen uns den Gipfel zu schenken, um in Ruhe den sehr steilen und gefährlichen Abstieg zu wagen über die Normalroute.
Selbst nach dem Übergang auf den flacheren Teil des Gletschers sind weitere Steine auf uns zu gedonnert.
Ich schliesse mich deiner Meinung voll und ganz an: man sollte die Tour erst wieder bei genügend Schnee in Angriff nehmen.

amphibol hat gesagt: RE:Gleiche Situation
Gesendet am 25. August 2018 um 23:19
Hallo Mandaillo

Vielen Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich, dass du die Lage gleich beurteilt hast. Finde es im übrigen stark, dass ihr an dieser Stelle die Entscheidung getroffen habt, vorsichtig und bedacht abzusteigen - das kann nicht jeder!

Viele weitere schöne und bedachte Bergerlebnis!

Lieber Gruss, amphibol



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