Piz Sagliaint (2944 m) und dann schnell vom Acker


Publiziert von rkroebl , 21. August 2018 um 18:41.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:20 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1157 m
Abstieg: 1325 m
Strecke:Alp Languard Bergstation - Plaun da 'l Esen - Fuorcla Pischa - Lej da la Pischa - Fuorcla Tschüffer - Fuorcla Prünella - Piz Sagliaint - Fuorcla Pischa - Plaun Grond - Fermada Bernina Diavolezza (20,8 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Sesselbahn von Pontresina zur Alp Languard
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Bernina Diavolezza
Kartennummer:2521 St. Moritz Bernina / GPS Garmin etrex 30

Eine lange, lohnende Tour - auch wenn man sie aus Wettergründen etwas abkürzen muss, wie in diesem Fall. Wenige Minuten bevor ich den Gipfel meines Hauptziels, dem Piz Sagliaint  erreicht hatte, fing es leicht zu tröpfeln an, der Himmel (der da gar nicht so weit über einem ist) wurde schwarz und aus leisem wurde lautes Donnergrollen. Aber von Anfang an:

An Höhenmetern würde es nicht mangeln, also machte ich es mir erst mal auf der Sesselbahn von Pontresina auf die Alp Languard bequem. Einfache Fahrt CHF 16.00. Ab Alp Languard folgt man erst einmal den wrw Wegweisern in Richtung Piz Languard und Fuorcla Pischa. Verschiedene Abzweiger locken da auch zum rechtsseitigen Abstieg zum Lej Languard. Wer das Seelein sehen will, nur zu, das lohnt sich durchaus. Kostet aber einen zusätzlichen Rückaufstieg von gegen 400 hm, will ich erwähnt haben. Da ich den kleinen See bestens kenne, ging ich direkt zum P. 2927, wo sich die Route zum Piz Languard von der Route zur Fuorcla Pischa trennt. 

Weiter also in Richtung Fuorcla Pischa. Auf der langen Traverse unterhalb der Crasta Languard lohnt es sich immer, den Blick oft nach links oben zu richten. Auch heute wieder war etwa 100 Meter oberhalb des Wegs ein Rudel von einem Duzend Steinböcken, ausschliesslich ältere, männliche Expemplare zu sehen. Die Mittagsrast fand dann in den Felsen bei der Fuorcla Pischa statt, wo man einen herrlichen Ausblick auf die Steinwüste zwischen Piz Albris und Piz Pischa und die Seen hat.

Die weitere Wegfindung ist einfach. Einen Weg gibt es nicht, aber wrw-Markierungen. Auch um die muss man sich nicht kümmern, denn das Zwischenziel ist von Weitem her zu sehen. Man will zwischen den beiden Teilen der vor einem liegenden Seen des Lej da la Pischa hindurch auf die andere Seite, was gleichbedeutend mit dem Fuss des Piz Pischa ist. Dort dann rechts halten und im Gegenuhrzeigersinn um den Piz Pischa herum geht's zur Fuorcla Tschüffer. Hier hat man den Piz dal Fain rechts über sich. Da hinten stellte ich fest, dass ich beobachtet wurde. Ein weiteres Rudel Steinböcke sonnte sich an der Südflanke des Piz Pischa. Ein kurzer Abstieg bringt einen weiter am kleinen Lej Tschüffer vorbei, dessen mutmasslicher Namensgeber, der Piz Tschüffer, darüber trohnt - überschattet allerdings, von meinem Tagesziel, dem Piz Sagliaint. Von der Senke, in welcher der kleine See liegt, gilt es die Fuorcla Prünella zu erklimmen. Ein riesiger Steinmann zeigt schon aus der Ferne, wo man da hin muss. Es sind zwei Routen in der Halde hinauf zur Fuorcla markiert. Ich hielt mich hier links, da auf der Pirsch nach Steinböcken, von denen ich dann auch noch zwei sah. In dem Moment, in dem ich die Fuorcla Prünella mit ihrem atemberaubenden Blick hinunter ins Val Prünella erreicht hatte, ging dann mein weiterer Tagesplan in die Binsen. Ein Gewitter zog rasch auf, es wurde dunkel und empfindlich kalt. Es begann zu tröpfeln und entferntes Donnergrollen kam näher.

Auf meinen Gipfel wollte ich nicht verzichten, weshalb ich mich beeilte, die ca. 120 hm Geröll bis zum Steinmann ganz oben schnell hinter mich zu bringen. Das noch zu tun, war wohl in Retrospekt grenzwertig, denn besser wurde das mit dem Wetter überhaupt nicht, im Gegenteil. Schnell ein paar Fotos ganz oben - die Aussicht ist fantastisch! - und dann eben nicht wie geplant auf dem Grat hinunterrüber zum Nachbarn Piz Tschüffer, sondern so direkt wie sinnvoll und machbar hinunter zum Seelein. Der an sich schmerzhafte Entscheid, den Piz Tschüffer stehen zu lassen statt ihn über einen exponierten Grat zu erreichen, war dann aber schon der Richtige. Noch im Abstieg von der Fuorcla Prünella ging das Donnerwetter los. Ein paar Blitze, lauter Donner und dann wurde gehagelt, was das Zeug hielt. Innerhalb einer Minute war der Untergrund bedeckt mit feinen Hagelkörnern, aber nicht lange - denn dann ging sintflutartiger Regen herunter und schwemmte alles weg. Ich musste die ganze Schlechtwetter-Klamotte in Aktion setzen, inklusive Handschuhe, Regenhosen und Wollkappe, denn die Temperatur war nun wohl weitere 10°C gesunken. Hätte ich auf dem Sagliaint nicht anders entschieden, wäre ich genau Mitte Gewitter etwa bei Mitte Grat gewesen. Der ebenfalls geplante kurze Abstecher zum Piz dal Fain fand dann wetterbedingt ebenfalls nicht statt. 

Als ich die Fuorcla Tschüffer auf dem Rückweg erreicht hatte, war der Spuk mehr oder weniger vorbei, weitergezogen. Ich machte mich weglos auf eine Abkürzung um das Südende des Lej da la Pischa herum zum P. 2769. Von den verschiedenenen Erhebungen da aus erkennbar, war die ganze Gegend inzwischen vollkommen menschenleer. Ich konnte mit Fug und Recht behaupten, dass ich an diesem Tag der Letzte war, der das Hochtal verliess. Der bekanntlich etwas anspruchsvollere Anfang des langen Abstiegs ins Val da Fain war übrigens kein Weg mehr, sondern ein Bach. Das kostete etwas Zeit, die eh schon knapp war.

So krönte ich den Tag damit, den nächsten Zug von der Fermada Bernina Diavolezza hinunter nach Pontresina ganz knapp zu verpassen. Das hiess, eine zusätzlich Stunde am Bahnhöfchen rumzuhängen (die Beiz an der Talstation der Diavolezza-Bahn war schon zu).  Trotz dem und trotz dem Wettertheater hat mir die Tour in einer Gegend, die ich gut kenne und liebe, wie immer ausserordentlich gefallen. Gerade die Wetterkapriolen führten zu der fürs Engadin typischen Beleuchtung der Landschaft, die schon Segantini faszinierte. Ich denke, ein paar von meinen Fotos unterstreichen das.

Tourengänger: rkroebl


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Geodaten
 41509.gpx Piz Sagliaint

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Kommentare (4)


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Marcel und Desiree hat gesagt:
Gesendet am 21. August 2018 um 20:36
Vernünftige Entscheidung, um abzusteigen. Da oben ist man fast wie ein Blitzableiter. Habe so ein Situation selber auch mall miterlebt und bin dann wie eine Hase abgestiegen. P.S. Wir standen 11. August auch auf *Piz Sagliaint.

rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2018 um 21:00
Ich weiss, Ihr habt mich inspiriert, das mit dem Sagliaint, dem Tschüffer und dem Fain endlich mal zu machen, geplant war das schon ewig. Nun muss ich die beiden anderen halt gelegentlich noch nachholen. Ja, mit Gewittern in den Bergen lässt sich nicht spassen. Ich hatte mal eine unangenehme Erfahrung damit am Piz Campasc, nicht weit von hier. Gruess aus Pontresina,

Ray

Marcel und Desiree hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. August 2018 um 21:07
Eine kurze und direkten Anstieg ab Bernina Diavolezza Rhb durchs Val Tschüffer kann ich dir empfehlen falls Piz Tschüffer noch einmal nachgeholt werden soll. Auf geeignet für Piz dal Fain natürlich…..


rkroebl hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. August 2018 um 00:07
Danke für den Tipp!


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