Alpinerunning Saastal Grat (Senggchuppa, Fletschhorn, Lagginhorn, Weissmies, Trifthorn) solo


Publiziert von jakobme , 20. August 2018 um 12:04.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:16 August 2018
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 3500 m
Abstieg: 3350 m
Strecke:33 km

Die Idee der Lagginhorn-Weissmies Überschreitung, damals noch ohne Fletschhorn, ist mir schon vor 2 Jahren im Kopf herumgeschwirrt und ich habe dann sogar einmal einen Versuch unternommen bin dann aber vom Lagginhorn wieder auf der Normalroute abgestiegen, da ich an dem Tag mental nicht in der Lage war in der Südgrat einzusteigen. Manchmal brauchen solche Projekte ja einfach etwas Zeit und das ist auch gut so, da ich jetzt, zwei Jahre später, sogar eine deutlich coolere Runde verwirklichen konnte.

Somit stand die Tour über die Saastal Grate ganz oben auf meiner Projektliste für diesen Sommer. Nachdem ich mich auf ein paar vorangegangenen Solotouren (besonders bei der Sustenhorn Traverse) technisch und mental super gefühlt habe ging es nur noch darum einen geeigneten Zeitpunkt mit guten Bedingungen zu finden.
Eigentlich finde ich so Kurztrips ins Wallis nicht so toll aber einerseits würde ich am Tag nach solch einer Tour eh nicht so viel machen können und ausserdem konnte ich mir nicht wirklich lang freinehmen. Also habe ich mich am Abend in den letzten Zug von Zürich nach Saas-Grund gesetzt, wo ich gegen 23:30 an gekommen bin. Mit im Gepäck ein Schlafsack und ne Isomatte um noch etwas ein pennen zu können, bevor ich gegen 4 Uhr Nachts gestartet bin. Dank extrem lauter Kuhglocken in der Nähe von meinem Urban-Biwi Spot habe ich aber nicht besonders viel geschlafen.

Kurz vor 4 bin ich dann in Saas-Grund Richtung Grüebe gestartet und weiter die nervige, da viel zu flache, Serpentinen Schotterstrasse hoch zum Grüebusee. Hier wurde es dann langsam hell und ich bin einfach die Geröllflanke hoch zum Mattwaldgletscher (etwa zu P.3308) und weiter über diesen hoch zum Senggchuppa Gipfel. Diesen erreichte ich kurz vor 8.

Senggchuppa - Fletschhorn Grat (1h20)
Danach ging es endlich los mit dem interessanteren Teil der Tour. Der erste Teil vom Grat zum Senggjoch war dann gleich richtig cool bevor der zweite Teil, bis zum Firngrat, ziemlich brüchig wurde. Den Fletschhorn Gipfel erreichte ich zeitgleich mit zwei Seilschaften, welche über die Normalroute auf gestiegen sind. Ich habe dann aber keine Pause gemacht, sondern bin gleich weiter, da ich ja noch einiges vorhatte. Der Gletscher zum Fletschjoch war noch super gefroren und im mittleren Bereich sehr eben ohne Anzeichen von Spalten, sodass ich es als sehr gut vertretbar einstufte hier alleine runter zu joggen.

Lagginhorn Nordgrat (0h42)
Danach die Steigeisen wieder aus und im mittlerweile schön warmen Nordgrat auf das Lagginhorn. Was die Bedingungen angeht hatte ich es wirklich perfekt getroffen und so waren alle Grate komplett schneefrei und trocken.
Auf dem Lagginhorn Gipfel habe ich dann das erste Mal eine 10 minütige Pause eingelegt und mit ein paar anderen Bergsteigern gequatscht, welche gerade über den Südgrat hoch gekommen waren. Sie waren etwas überrascht, als ich meinte, dass ich vorhatte über den Südgrat abzusteigen.

Lagginhorn Südgrat (1h33)
Bei meiner Recherche vor 2 Jahren hatte ich mir genau angeschaut, ob es wohl gut möglich wäre über den Südgrat abzusteigen. Und obwohl ich keine Berichte von Leuten gefunden hatte, die es gemacht haben dachte ich doch, dass es eigentlich gut und ohne abseilen möglich sein sollte. In der direkten Vorbereitung auf die Tour habe ich die Berichte absichtlich nicht wieder gelesen, da ich einfach meinem Gespür folgen wollte. Aber gerade durch die extrem vielen Steigeisen-Kratzer auf dem Grat war es sehr einfach den richtigen Weg zu finden und im Endeffekt ging es deutlich einfacher, als ich gedacht hatte und nach etwa eineinhalb Stunden war ich schon im Lagginjoch.

Weissmies Nordgrat (2h24)
Damit ging dann der anspruchsvollste Teil der Tour los auf welchen ich mich jedoch extrem freute.
Schon bald wurde es dann an der Schlüsselstelle etwas ernster. Ich war mit den Salomon Carbon Schuhen unterwegs, da ich für die Firnteile richtige Steigeisen haben wollte. Die Schuhe haben jedoch den Nachteil, dass sie etwas weniger gute Reibung auf Platten als Trailrunner habe und ausserdem an der Spitze so breit/hoch sind, dass sie nicht gut in Risse oder kleinere Löcher passen. Gleichzeitig sind sie deutlich weicher als Bergschuhe also auf kleinen Leisten auch nicht wirklich gut. Also stellte die plattige Schlüsselstelle genau eine Stelle da für welche die Schuhe alles andere als ideal waren. Na ja was solls ist ja nur ein IVer.
Die ersten paar Züge gingen dann noch gut bis ich plötzlich keine super Lösung für den nächsten Teil fand. Nach etwas hin und her habe ich dann hoch angetreten und mit einem etwas dynamischen Zug die Stahlstange erreichen. Eigentlich wäre es schon cool gewesen die Stelle frei zu klettern aber gerade solo ist es natürlich nicht wert ein Abrutschen zu riskieren statt halt einen A0 Zug zu machen. Mithilfe der Stahlstange ging es dann einfach weiter. Der weitere Gratverlauf hat dann richtig Spass gemacht. Ich glaube ich bin ziemlich alle Türme direkt überklettern wobei ich mich ehrlich gesagt an alle Einzelheiten nicht mehr so genau erinnern kann. Aber besonders das Ross ist mir noch als eine sehr coole Einzelstelle im Gedächtnis geblieben. So exponiert und ganz alleine am Grat rum zu turnen ist schon verdammt cool. Der Firngrat hatte dann selbst um 14 Uhr noch super Bedingungen und war nicht zu weiche. Mittlerweile waren meine 2 Liter Iso jedoch schon länger aufgebraucht und auch die Höhe spürte ich etwas. Somit war ich nicht mehr besonders schnell unterwegs. Im Vorfeld hatte ich noch nicht definitiv entschieden, ob ich über den SO-Grat von der Weissmies absteigen würde oder den Triftgrat noch anhängen, um auch hier die etwas interessante Variante zu machen. Da ich aber noch recht früh dran war, habe ich mich für den Triftgrat entschieden.

Triftgrat
Kurz nach P.3814 hatte ich dann das Glück, dass an einer Stelle Schmelzwasser aus der Schneewächte am Grat tropfte. Es dauerte zwar fast 10 Minuten für 0.7L aber das war es mir alle mal wert und nach etwas Flüssigkeit ging es mir plötzlich auch schon wieder viel besser. Der Triftgrat war der einzige Teil der Tour, welche ich im Vorfeld schon ein mal gemacht hatte (jedoch im Aufstieg) und trotzdem habe ich mich ausgerechnet hier bei der Wegfindung plötzlich schwergetan. So bin ich im Aufstieg zum Trifthorn Gipfel plötzlich auf der Südseite des Grates in einer Sackgasse gelandet. Nach etwas hin und her habe ich dann jedoch wieder den richtigen Weg auf der zwar deutlich brüchigeren dafür aber auch weniger steilen Nordseite gefunden.

Den Abstieg hatte ich dann noch gut in Erinnerung und direkt gefunden jedoch war mir auch klar, dass das danach folgende Blockfeld noch ziemlich mühsam werden würde bevor ich etwas oberhalb der Almageller-Alm auf den Weg treffen würde. Dafür gab es hier noch mal die Möglichkeit die Flaschen zu füllen und ab dem Moment wo ich den Weg unter mir sah wusste ich, dass die Tour so gut wie durch ist. Die letzten 4 km und 700 Höhenmeter runter nach Saas-Almagell bin ich dann in etwa einer halben Stunde runtergejoggt wobei es zum Ende hin richtig heiss wurde und meine Beine nicht mehr ganz so spritzig waren, sodass ich etwas aufpassen musste nicht zu stolpern.

In Saas-Almagell hatte ich dann das Glück, dass mich ein freundlicher Herr direkt mit nach Saas-Grund zurück  genommen hat, wo ich meine zweite Tasche deponiert hatte. Gerade mal 10 Minuten vor dem 18:30 Ladenschluss konnte ich mich im Coop noch ordentlich mit Kuchen und Eis eindecken um möglichst schnell die Speicher wieder aufzufüllen. Kurz nach 19 Uhr fuhr dann auch schon mein Postbus nach Visp und dann weiter mit dem Zug zurück nach Zürich. Das Timing hat also perfekt gepasst.

Gerade nach solchen Touren ist der ÖV wirklich Gold wert, da ich mir nicht vorstellen konnte auch nur eine kürzere Strecke, geschweige denn Saas-Grund - Zürich, mit dem Auto zu fahren.


Benutzte Ausrüstung:
Salomon S-Lab X-Alp Carbon gtx Schuhe (eigentlich ein Halbschuh mit Gamasche. Die Sohle ist aber steif genug für Steigeisen mit Korb. Gleichzeitig aber längs flexibel genug um darin rennen zu können. Ausserdem mit <1kg pro Paar leichter als jeder Bergschuh)

Petzl Irvis Flexlock Steigeisen

- Salomon S-Lab Peak 20 Rucksack mit 4 500mSoftflask (trägt sich wie eine Weste hat jedoch genug Platz für die ganze Ausrüstung und ist schön leicht. Die Halterung für den Pickel musste ich selber dran basteln.)

Petzl Gully Pickel (mit 290g ziemlich leicht. Auf dieser Tour hätte es ein leichterer auch getan aber mit 2 Gully bin ich schon >70° steil im Eis geklettert und die haben da richtig Zug drauf also super Allrounder.)

Petzl Sirocco Helm

-Camp Alp Racing Klettergurt, Petzl 30m Rad Line, 2 Bandschlingen, 2 Karabiner, Tibloc und etwas 5mm Rebschnur (für den Notfall jedoch nicht gebraucht)

Zwischenzeiten:
Start Saas-Grund 3:56
Senggchuppe       7:52
Fletschhorn          8:58
Fletschjoch          9:19
Lagginhorn        10:08
Lagginjoch         11:41
Weissmies         14:06
Trifthorn           16:26
Saas-Almagell   18:06

https://www.strava.com/activities/1777097918


Tourengänger: jakobme
Communities: Alleingänge/Solo


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Kommentare (7)


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Delta Pro hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2018 um 12:23
Herzliche Gratulation - eine eindrückliche Leistung!
Delta

jakobme hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2018 um 17:27
danke!

dominik hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2018 um 16:22
Gratulation, extrem geile Aktion!

jakobme hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. August 2018 um 17:27
danke. ja war ne sehr lässige Tour.

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 9. September 2018 um 23:16
Wieder mal eine geniale Tour. Gratulation.

Frage: Wo kaufst Du Deine Salomon S-Lab X-Alp Carbon gtx?

Gibt es in der Schweiz einen Händler, wo man den Schuh erst mal anziehen kann, um die richtige Grösse festzustellen.

Habe bisher nur On-Line-Händler gefunden.

LG
Dani

jakobme hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2018 um 22:57
Danke.

Hab bei anderen Salomon Trailschuhen Grösse 44 und die dann halt in der gleichen Grösse bestellt und passen auch.
Sonst kannst du dir auch mal die neuen Scarpa Ribelle S anschauen. Die könnten eine gute Alternative sein. Ich bin mit den Ribelle Tech sehr zufrieden könnte mitt die S aber noch nicht an schauen. Die Tech sind sehr viel näher an einem Bergschuh und ideal für Touren wo man mehr auf den Frontzacken stehen muss.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. September 2018 um 23:13
OK. Danke.


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