Piz S-chalambert Dadora 2687 m - Das zweite Couloir war das Richtige


Publiziert von Ivo66 , 15. August 2018 um 20:12.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:15 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Russenna-Gruppe 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1560 m
Abstieg: 1560 m
Strecke:Sur En - P. 1633 m - S-chalambert - P. 2449 m - Nordwestflanke - Piz S-chalambert Dadora
Kartennummer:1:25'000 Scuol

Der Piz S-chalambert - bestehend aus zwei, eigentlich eigenständigen Gipfeln, dem Dadora und dem Dadaint - ist ein mächtiger Berg auf dem Hauptgrat der südlichen Bergkette des Unterengadiner Haupttals. Während der Piz S-chalambert Dadaint in einem Tag nur für sehr schnelle Berggänger machbar ist - der SAC-Clubführer gibt eine Aufstiegszeit von 7 Stunden vor - stellt auch der Piz S-chalambert Dadora ein ernst zu nehmendes Gipfelziel dar. Besonders die Routenfindung ist knifflig in dazu noch anspruchsvollem Gelände.

Der SAC-Clubführer "Silvretta, Unterengadin, Münstertal" ist auch bei dieser Tour keine Hilfe; immerhin stimmt für einmal die Schwierigkeitsbewertung mit WS, was für ein Zufall!

Der Zustieg durch endlose Wälder auf einem ruppigen Strässchen ist lange; doch im oberen Teil ist der alte, wohl nur noch Jägern und Wildhütern dienende Bergwanderweg spannend und verläuft ab und zu recht ausgesetzt und aussichtsreich. In dem Moment, wo der Piz S-chalambert Dadora auftaucht, verliert sich der Pfad. Gleichzeitig rutschte mir das Herz fast in die Hose; wie soll dort ein Aufstieg durch die Nordwestflanke, die sich hier sehr steil aufbäumt, möglich sein?

Wir versuchten zunächst, beim Erreichen der Gipfelfelsen ein Couloir hochzusteigen, was zunächst auch ganz gut ging. Das Gelände wurde indessen immer steiler; wir brachten gar eine Kletterstelle im 3. Grad hinter uns, mussten diese aber wieder abklettern, nachdem wir nirgendwo einen Durchschlupf fanden. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass wir viel zu weit rechts unser Glück suchten. Eigentlich dachten wir bereits, dass es das gewesen sein musste - wir verloren gut und gerne eine Stunde bei der Sucherei in zum Teil sehr heiklem Gelände. 

Wieder am Gipfelfuss angekommen, deponierten wir unsere Rucksäcke und versuchten den Aufstieg nun etwas weiter links. Tatsächlich kamen wir ganz zügig hoch, fanden in diesem Felslabyrinth immer wieder einen Durchschlupf und trafen sogar auf vereinzelte Steinmänner. Schliesslich gelangten wir - durchwegs in anspruchsvollem Gelände - aus einem immer breiter werdenden Couloir zu einem steilen Grashang, der gut gestuft war und ein problemloses Hochkommen ermöglichte. Dann der spannende Moment: Geht es danach weiter oder bäumen sich wieder senkrechte Felsen auf, wie zuvor im ersten Couloir?

Nein, der Gipfelerfolg war uns nun nicht mehr zu nehmen. Über einen gut begehbaren, von vielen Edelweissen gesäumten Kamm ging es zum Gipfelsteinmann weiter, der leider kein Gipfelbuch beinhaltete. Das Gipfelpanorama ist überwältigend.

Der Abstieg erforderte nochmals volle Konzentration; das schuttige Gelände bot weniger Halt, als einem in diesem steilen Bereich lieb ist. Immerhin war die Felsqualität meistens gut.

Auf P. 2449 m angelangt, wussten wir, nun auch das Gröbste im Abstieg hinter uns gebracht zu haben. Es findet sich dort ein - sehr wenig frequentiertes - Gipfelbuch, in das wir uns eintrugen und von unserem Gipfelerfolg berichteten. Es wartete noch ein langer Abstieg, doch wurde uns dieser etwas verkürzt; ein Jäger nahm uns mit seinem Geländewagen bis hinunter nach Sur En mit. Ich hätte nicht gedacht, dass diese ruppige Piste überhaupt mit einem Fahrzeug zu bewältigen ist - ganz wohl war mir bei der Sache nicht, doch kamen wir sicher im Talboden an.

Routenbeschreibung:

Von Sur En folgt man einem Strässchen (keine Wegweiser), welches im Wald lange in nordöstlicher Richtung ansteigt und bis zu P. 1633 m führt (T1). Man trifft bald auf einen alten, hölzernen Wegweiser "S-chalambert", der auf eine schmale Spur hinweist. Dieser Pfad führt - in einigen Bereichen etwas ausgesetzt - bis zu zwei Jagdhütten bei P. 2068 m hoch (T3). Es sind verblasste weiss-rot-weisse Markierungen zu sehen.

Man folgt nun dem ab jetzt unmarkierten, aber deutlichen Pfad in östlicher Richtung durch lichten Wald in einigen Kehren hoch. Bei Austritt aus dem Wald verliert sich die Spur und man wandert weglos die recht steilen Hänge hoch bis zu den Gipfelfelsen (T3-ganz oben T4).

Nun quert man etwas nach links und steigt durch ein deutliches Couloir (nicht das erste, sondern das zweite benützen!) hoch. Dort wo das Gelände am wenigsten steil ist, geht es jeweils weiter - auf die vereinzelten Steinmänner achten. In einem Bereich steigt man auf deutlichen Spuren etwas ab nach links, um gleich wieder ins nächste Couloir hochzusteigen (T5). Zuletzt geht es auf einem steilem, aber gut gestuften Grashang hoch zum Gipfelgrat (T4), der dann keine Schwierigkeiten mehr bereitet.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (2)


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Zaza hat gesagt:
Gesendet am 15. August 2018 um 21:58
Allegra Ivo, in diesem Fall ist Hikr die bessere Quelle für die Routenbeschreibung als der SAC-Führer: Klick. Ich fand diese Beschreibung von Anna sehr zielführend.

Weiterhin gutes Kraxeln im schönen Unterengadin!

LG, Manuel

Ivo66 hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2018 um 06:38
Allegra Manuel! Hikr ist definitiv die bessere Quelle für Routenbeschreibungen, wobei dieser SAC-Führer schon ganz krass in die Hose ging. Mir ist es ein Rätsel, wie so etwas passieren konnte... Die einzige Erklärung ist, dass die Schwierigkeitsbewertungen in einem Zufallsverfahren zugelost wurden.

Danke für die guten Wünsche!

LG Ivo


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