Tauberspitze - Aggro-Kühe im Kälberkar


Publiziert von quacamozza , 12. August 2018 um 17:59.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 7 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1360 m
Strecke:P Steinmandl-Schafkar-Karjoch-Tauberspitze-Kälberkar-P Fallerschein-P Steinmandl (14,5 km)
Kartennummer:AV-Karte Lechtaler Alpen 3/4 1:25 000 Heiterwand und Muttekopfgebiet

Von der Tauberspitze hatte ich bisher noch nie etwas gehört. Wo soll die denn sein? Im Nachhinein betrachtet ist dieses Unwissen auch keine große Bildungslücke, denn auf der Suche nach kleineren Unternehmungen bei unsicherer Wetterlage gibt es wirklich interessantere Gipfel.
Der Ausblick vom höchsten Punkt ist ganz nett. Vor allem der Hochvogel, aber auch die Höllhörner zeigen sich von ihrer besten Seite. Ansonsten aber ist unsere Runde eine der langweiligsten und unspektakulärsten Touren, die wir je unternommen haben.


In besonders schlechter Erinnerung wird uns das Kälberkar bleiben. Eine zutreffende Bezeichnung, denn wir machen bereits von oben eine große Rinderherde aus, die mit Sicherheit wenig Kontakt zu Menschen und möglicherweise (wie wir später sehen werden: tatsächlich) auch Jungtiere hat. Also machen wir einen großen Bogen um die Herde. Trotzdem nähern sich die Tiere uns an und bedrängen uns. Zunächst denken wir noch, aus Neugier, aber da werden wir schnell eines Besseren belehrt. Die Tiere verfolgen uns sogar, als wir schon außer Sichtweite sind, und laufen uns über 300 Höhenmeter (!) in einem Tempo hinterher, dass wir froh sind, endlich die (etwas dürftige) Absperrung zu erreichen. 
Alles in allem können wir vor einer Begehung des Kälberkars in diesem Sommer 2018 nur dringend warnen! Das ist nicht spaßig. 

Passend dazu der unlohnende Abschluss der Runde: 8 Kilometer Asphaltlatsch, zunächst 1,5 Kilometer im Sommerbergbachtal, dann eine gute Stunde auf der vielbefahrenen Straße von Stanzach nach Namlos. Erst einige hundert Meter vor Erreichen des Ausgangspunktes in der markanten Kehre P.1156 können wir unsere malträtierten Füße in einem Bachbett kühlen.



Zur Schwierigkeit:

Aufstieg durch das Schafkartal bis auf zur Hütte auf ca. 1890m weglos, viel Geröll, keinerlei Spuren, unten T 2, oben T 4
weiterer Aufstieg zum Karjoch: T 4 
Gipfelanstieg: T 4 und I
Abstieg durch das Kälberkar: oben T 4+, unten viel mühsamer Krautkampf in steilem Gelände


Zum Zeitbedarf:

Namloser Tal-Schafkartal-Hütte: 2 Std
Hütte-Karjoch-Gipfel: 1 Std
Gipfel-Fallerschein: 1 Std 30 min
Fallerschein-Namloser Tal: 1 Std 30 min 



Zum Routenverlauf gibt es nicht viel zu erzählen. Wir halten uns an die Skiroute bis hoch zur Tauberspitze.

Vom Parkplatz (1145m) geht es steil auf einem zugewucherten Ziehweg zu einer Hütte, die links etwa 100 Meter abseits der Route steht. Im folgenden bleiben wir immer im Talgrund. Ab der Hütte gibt es keinerlei Wegspuren. Zuerst geht es mühsam durch aufgelockerten Wald, dann 200 Höhenmeter im groben Geröll zu einer Steilstufe. Diese kann rechts umgangen oder auf moosig-feuchtem Untergrund mit etwas Kraxelei direkt überwunden werden. Danach gibt's 300 Höhenmeter Steilgras der uninteressanten Sorte. Glücklicherweise halten sich wenigstens die Schwierigkeiten im Rahmen. Es ist aber recht mühsam zu gehen. An der schon von weitem sichtbaren Hütte im Schafkarboden (1890m) legen wir eine längere Pause ein.

Anschließend ist ein weiterer Steilgrashang zu überwinden. Diese 300 Höhenmeter sind aufgrund der Aussicht etwas interessanter als der untere Abschnitt. Vom Karjoch (2242m) über den Grashang, der oben in eine schmale und felsige Schneide übergeht. Kurz in eine Lücke hinab, dann einige Meter nach links absteigen (I) und auf einem Band immer knapp unterhalb des Grates bis auf den Gipfel der Tauberspitze (2298m).

Abstieg zurück ins Karjoch und auf Steilgras (oben T 4+) hinunter ins Kälberkar. Vor der Steilstufe auf ca. 1650m rechts auf eine Geländerippe und auf dieser steil hinab. Die in den Karten noch eingezeichnete Alphütte auf 1560m existiert nicht mehr. Sobald es möglich ist rechts über die steile, verkrautete Wiese (T 4) hinunter ins Tal, das man nicht weit entfernt von der Fallerscheinalpe erreicht. 
Für den Rückweg empfehlen wir ab dem Parkplatz Fallerschein ein Fahrrad, sonst darf man sich eine gute Stunde lang die Füße platt laufen und dabei den Motorenlärm der Straße anhören.

Insgesamt eine Tour, die wir nicht weiterempfehlen können und nicht wiederholen werden. 
Nico und Andy haben 1-2 Wochen vorher die Frauenspitze und die Tauberspitze überschritten. Vielleicht ist das ja eine schönere Alternative.


Tourengänger: Rudi, Ulf




Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (8)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2018 um 19:46
Der Nordgrat von der Frauenspitze ist definitiv die lohnendere Unternehmung. Da gibt es wenigstens was zu kraxeln. Der öde Normalweg (unser Abstieg) ist ein Graus. Besser im Winter.

Gruß Nico

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2018 um 21:42
Hallo Nico,

wir sind schon ganz gespannt auf Euren Tourenbericht.
Ja, wie der Markus bereits sagte, dürfte das im Winter klar lohnender sein als im Sommer.
Wir hatten ja wirklich keine Ahnung was uns erwartet. Auf eine Pfadspur hätten wir schon gewettet.
Aber gut, wenn man sonst nur auf die Trettach, die Höfats und die Pfeilspitze geht ist man vielleicht mit der Zeit zu verwöhnt.

Lieben Gruß
Ulf

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2018 um 19:59
Hallo Ulf,
Ich finde, Du tust diesem schönen Gipfel mit Deiner Würdigung etwas unrecht. Habe das als lohnend in Erinnerung. Wären zugegebenermaßen aber im Spätherbst unterwegs als die Vegetation keine Probleme machte. Der Abstieg aus dem Kälberkar runter ging super auf gutem Jagdsteig, der werte maxl hatte dazu hier mal was eingestellt.

Deine Aufstiegsvariante in das Kar rauf hatte ich im August auch als recht lästig empfunden, gerade bei Restnässe. Aber mei, im Lechtal geht‘s halt generell rustikal zu, das macht ja den Reiz aus und dafür hat man seine Ruhe...
VG Sven

sven86 hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2018 um 20:02
PS: Im Sommer hast du natürlich noch die Motorrad-Rennfahrer dabei, da würde ich auch nen Hals kriegen...

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2018 um 20:26
Hallo Sven,

ja, ich kenne den Tourenbericht vom maxl.
Der Rudi hat vom Bene die Info bekommen, dass nördlich von unserer Route mal ein Weg zum Kälberkar gewesen sein soll, den es wohl jetzt nicht mehr gibt. Auch wir haben Wegreste gekreuzt, von denen nicht mehr viel übrig ist. Aber das alles unter Vorbehalt...also wenn Dir 12-15 Rinder hinterherlaufen, dann suchst Du sowieso nicht mehr, sondern schaust, dass Du schnell die Absperrung und das Tal erreichst.

Ja, das Lechtal hat seine Reize, aber wir haben auch dort schon jede Menge interessantere Touren gemacht.


Gruß zurück
Ulf

Kommunist hat gesagt:
Gesendet am 12. August 2018 um 22:34
Ich war erst wenige Tage vor dir dort und fand die Tour schön. Die Kühe tun nix. Wenn du stehen bleibst, dann bleiben sie auch stehen.

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 12. August 2018 um 22:45
Laut Gipfelbuch hast Du eine andere Tour gemacht, nämlich die Überschreitung zur Frauenspitze.

Da diese Überschreitung lohnender zu sein scheint als unsere Tour, wäre es doch toll, wenn Du dazu mal ein paar Worte schreiben würdest.

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. September 2021 um 18:45
Wegen des spannenden Übergangs von der Frauenspitze zur Tauberspitze guck mal hier

Das Kälberkar habe ich noch nicht besucht.
Das Schafkar ist definitiv für den Abstieg gut geeignet



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