Piz Urlaun (3359 m) - der Porphyr wollte mich (noch?) nicht


Publiziert von PStraub , 2. August 2018 um 14:51.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum: 1 August 2018
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Bifertengruppe 
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1860 m

Der eigentliche Grund für meinen Puntegliashütten-Aufenthalt war nicht der Piz Curtin, sondern der Porphyr (3326 m). Dieser bildet den Abschluss des Biferten-Westgrates, der via Bündner Tödi und Piz Urlaun verläuft und beim Prophyr zur Porta da Gliems abbricht.
Wie alle Berge in der Umgebung ist auch er nicht überlaufen - ich kenne genau eine Person, die einmal im Rahmen einer Überschreitung (Schaufelberger - Urlaun - Gliemserpforte) dort oben war.
Aus diesem Grund gibt es auch keine verlässlichen Angaben über die Routen. Einig waren sich alle Beschreibungen darin, dass der Grat "anspruchsvoll" sei.


Entgegen meiner Gewohnheiten bin ich für einmal früh gestartet (06.15 Uhr) und auf dem mit Steinmännern fast überschwänglich markierten Weg Richtung (unterer) Fuorcla da Punteglias bis dorthin gegangen, wo die Querung zur (auf der Karte namenlosen) oberen Fuorcla da Punteglias sehr einfach zu machen ist.

Der Einstieg zum Piz-Urlaun-Südflanken-Aufstieg ist auf der "Passhöhe", dort steht ein grosser Steinmann. Im Gegensatz zu meinen früheren Begehungen habe ich diesmal kaum Wegspuren gefunden. Einige Steinmänner bestätigen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Doch das ist ein Lawinenhang, Steinmänner werden hier nicht alt; man darf sich also nicht darauf verlassen, welche zu finden. Grundsätzlich ist der Aufstieg nicht schwierig, es hat einfach ein paar lose Steine. Klarer ausgedrückt: Der ganze Urlaun ist ein gigantischer Schutthaufen, da hält eigentlich gar nichts.

Irgendwann erreicht man die Köpfe am südlichen Ende des Grates und wandert auf dem Gratrücken oder knapp westlich des Grates Richtung Gipfel. Das zieht sich noch!

Ich hatte eigentlich damit gerechnet, in gut zwei Stunden dort oben zu sein, doch mit allen Verhauern waren es fast drei geworden.

Knapp unter dem Gipfel bin ich nach links zum Schneefeld des Nordwestgrates abgebogen. Der Schnee war fürchterlich pappig, der Schutt, soweit zugänglich, weit besser zu begehen.

Schon am Vortag und erst recht im Aufstieg habe ich gesehen, dass der Grat nicht nur zerrissen ist, sondern an drei Orten sogar Überhänge aufweist. Das liesse sich im Alleingang nur machen, wenn man ausreichend Seil und Sicherungsmaterial dabei hat, um sich über diese Überhänge und am Schluss zur Porta da Gliems abseilen zu können. Also nichts zu machen, ganze Übung (fast) umsonst ..
Folglich bin ich dem Grat nur soweit gefolgt, wie er gutgängig war, um von der Fortsetzung Fotos schiessen zu können; also bis ca. 3330 m - 713 478 / 184 059.

Dann bin ich zurück und auf den Gipfel gestiegen. Der Urlaun ist schon recht hoch, die Aussicht ist entsprechend. Eindrücklich ist vor allem der Blick in den Gletscherkessel zwischen Stoc Grond, Piz Russein und Glarner Tödi. Und zu den wilden Gipfeln der Surselva.
Auch hier: Falls es ein Gipfelbuch hat, habe ich es nicht gefunden.

Nördlich der Gliemserpforte sah ich fünf Personen den Gletscher queren, alle gingen sie ohne Seil. Das erscheint mir in dieser fortgeschrittenen Jahreszeit doch etwas kühn. 

Abgestiegen bin ich einigermassen auf der gleichen Route. Zufällig kam ich an einer Kluft eines Strahlers vorbei, wo ich im Schutt ein paar abgebrochene Kristalle aufgelesen habe.

Nach einem abschliessenden Bier in der Hütte ging es halt unverrichteter Dinge zurück zum Auto. Dessen Standheizung zwischenzeitlich einen tollen Job geleistet hatte.

PS: Auch der Urlaun ist nicht überlaufen - das ist der erste HIKR-Bericht seit rund elf Jahren.
Ich habe die Schwierigkeit bei WS+ gelassen, an sich wäre T6- ebenso richtig, weil Sicherungsmöglichkeiten weitgehend fehlen.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (6)


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DonMiguel hat gesagt: Spannendes Projekt!
Gesendet am 12. November 2018 um 19:44
Hoffe du schaffst den noch irgend wann..;) hier berichtet ebenfalls einer, jedoch ziemlich ungenau von diesem Berg. In deinem Führer ist diese Route mit WS beschrieben, mir erscheint aber der Weiterweg auf dem Grat viel anspruchsvoller? Grüsse Micha

PStraub hat gesagt: RE:Spannendes Projekt!
Gesendet am 14. November 2018 um 08:21
Anhand seiner Berichte wirkt er auf mich nicht als allzu zuverlässige Quelle. Aber vielleicht sollte man ihn bezüglich dieser Begehung direkt kontaktieren?

Der Text im Führer bei R. 643 ist eine Katastrophe, keine Ahnung mehr, woher ich das hatte. Nicht einmal die Refereznummern stimmen.
Korrekt(er) wären die Texte unter R. 636 und R. 637.

Becks hat gesagt: RE:Spannendes Projekt!
Gesendet am 27. August 2019 um 09:43
Hoi, ich habe mir den überaus kurzen angeblichen Porphyrbericht angesehn, und gehe da von einem Fehler aus.

Ich vermute, der Kollege hat den Vorgipfel (3208m) mit dem Hauptgipfel verwechselt, und das, was er als Porphyr bezeichnet, ist der eigentliche Piz Urlaun. zum Porphyr geht es nämlich überhaupt nicht einfach so den Grat weiter. Die Lücken und Zacken habe ich letztes Wochenende bewundert, als ich auf dem Urlaun war.

PStraub hat gesagt: RE:Spannendes Projekt!
Gesendet am 29. August 2019 um 09:21
Auch wenn es mich hart ankommt, einen Bericht von A&B&Ö in Zweifel zu ziehen: Ich würde meinen, wer diese Traverse einmal begangen hat, vergisst das nie mehr und hat deutlichere Erinnerungen als "unter dem Grat noch weiter zum Porphyr" ..

Becks hat gesagt: RE:Spannendes Projekt!
Gesendet am 29. August 2019 um 10:03
Doch, da bin ich mir sicher. Wenn man die "von Schieferplattentrümmern übersähte Südflanke" hoch gegangen ist, dann steht man nicht wie im Bericht geschrieben, am Gipfel des Urlaun, sondern am Vorgipfel P3208. Von da aus geht es dann aber tatsächlich "unter dem Grat" (also meist in der Westflanke) zum Urlaun - und nicht zum Porphyr.

Der echte Übergang zum Porphyr dagegen ist eine harte Nuss, und die Zacken im Grat sowie die Flanken mehr wert als ein lapidares "ich ging dann da einmal hinüber".

Becks hat gesagt: Schwierigkeitsbewertung
Gesendet am 29. August 2019 um 10:11
Hoi, mit T6- würde ich für den Urlaun nicht einstufen. Wenn man den richtigen Pfad findet, dann ist die Südflanke T4, ev. T4+, aber nicht mehr. Ich habe da beim Aufstieg kein einziges Mal die Stöcke aus der Hand genommen.

Bleiben dann noch die zwei Flankenausflüge am Grat selbst, wo man beim ersten Mal einen Meter über eine Art Platte muss (T5, ein Schritt) und die Querung am letzten Turm, wo es auf 1-2m ausgesetzt ist (T5, 1-2m).

Im Vergleich zum Tödi runter R. Tierfehd (ist mit WS bewertet) ist WS+ auch zu viel. Der Tödi ist da um einiges anspruchvoller (z.B. die Kette an der gelben Wand, oder die überhängende Leiter weiter unten).


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