Monte Formin / Ponta Lasto de Formin (2657 m); Umrundung der Croda da Lago

Die Gruppe des Croda da Lago steht zwischen namhaften Gestalten wie den Tofananen, dem Pelmo und dem Civetta sehr in deren Schatten, obwohl ihr namensgebener Berg, eben die Croda da Lago (2700 m), nicht der Höchste der Gruppe ist (dies ist die 15 m höhere Cima Ambrizzola).  Alle Felsgestalten der Gruppe ragen mit Steilwänden kühn in den Himmel auf, und deshalb stellen sie trotz ihrer vergleichsweise geringen Höhe einen markanten Blickpunkt dar.

Ich habe mir heute die Umrundung der Gruppe mit Ersteigung des Monte Formin über dessen weithin sichtbare Nordostebene zum Ziel genommen - aber auch er setzt mit wuchtigen Wänden westseitig auf den lieblichen Matten des nahen Passo Giau auf und stellt damit einen großartigen Blickpunkt dar.

Günstigster Startpunkt ist die Ponte de Rucurto (1700 m; mehrere unterschiedliche Schreibweisen); Steig Nr. 437 führt von hier aus beschildert und markiert Richtung Alpe de Formin und Rif. Croda da Lago. Der Steig umrundet mit sanfter Steigung den Fuß des Bergkammes, der vom Monte Formin nach Norden abfällt und damit gleichzeitig die westseitige Begrenzung des Val de Formin bildet.

Nach einer knappen Stunde erreiche ich den Wegpunkt Cason de Formin (1845 m); kurz zuvor wird der aus dem Formintal herunter sprudelnde Bach überschritten und etwas steiler als bisher angestiegen. Hier trennen sich zwei Wege: Nr. 434 führt ab hier zusehends sehr steil hinauf zum Rif. Croda da Lago, ihn werde ich nachmittags absteigend benutzen. Ich aber wandere nun auf Steig Nr. 435 in das Val de Formin hinein. Er erweist sich als landschaftlich äußerst abwechslungsreich und deshalb empfehlenswert: anfangs führt er durch den lichten Waldbestand des unteren Formintales; der Wald leitet später in rauhes Geröll über, es ist dies der mittlere Bereich desTales, der schon aus der Ferne mit einem deutlichen Felsabsatz in den oberen Talbereich überleitet. Selbiger führt dann zielstrebig hinauf zur Forcella de Formin (2462 m, 2 1/2 Std.), dem weitläufigen Sattel zwischen Cima Ambrizzola im Osten und Monte Formin im Westen. Gleichzeitig setzt dort, an der Geländestufe, die kleine Unendlichkeit der Lastoni di Formin an, jene sanft geneigten Schrofenplatten, die bis zum Monte Formin hinauf ziehen. Man könnte sie zwar problemlos begehen und damit etwas abkürzen - aber ich denke, der offizielle Anstieg ab Passo Formin zum gleichnamigen Monte ist bequemer. - Der Steig durch das Val Formin ist ständig bestens markiert und vollkommen unschwierig zu begehen - ein landschaftliches Kleinod durch Alpenrosenbüsche, darüber in ständig wechselnden Anblicken die Schluchten und Türme der Croda da Lago.

An der Forcella de Formin befindet sich kein Wegweiser, nur ein dicker Steinmann. Für den Abzweig zum Monte Formin bedarf es etwas Fingerspitzengefühl - aber man sieht zahlreiche Steinmänner, die westwärts den Weg markierren. Über zahlreiche Buckel ziehen im folgenden Steigspuren, teilweise auch ein Steig den etwa 1 km hinüber. Zuletzt wird der Schrofenhang minimal steiler, aber er ist weiterhin leicht (im Sinne dieses Wortes, nicht einmal unschwierig) zu begehen, und nach einer knappen Gehstunde stehe ich auf dem geräumigen Gipfel des Monte Formin (Ponta Lasto de Formin, 2657 m).

Wieder einmal ein kleiner Gipfel mit großem Rundblick: Pelmo, Civetta, Tofana, Sorapis, Antelao und gleich gegenüber Croda da Lago, tief drunten der Passo Giau - ich schwelge in Eindrücken.

Zurück geht es bis zur Forcella de Formin auf gleichem Weg, dann wandere ich südwärts weiter hinab zur nahegelegenen Forcella Rossa (2331 m). Es ist dies der eigentlich etwas abseits und oberhalb des Hauptweges befindliche Sattel zu Füßen der Cima Ambrizzola. Von hier könnte man steil, aber wahrscheinlich unschwierig nach Osten hinuntersteigen zum Promenadenweg, der zum Rif. Croda da Lago führt. Ich nehme aber erst noch den offiziellen Weg Nr. 435 zur Forcella Ambrizzola (2277 m) unter die Füße, dort gibt es die erste größere Rast des Tages im Angesicht des mächigen Beco de Mezdi (2603 m), der südseitig der Scharte in den Himmel wächst. Streckenmäßig ziemlich genau die Hälfte der Umrundung der Croda da Lago ist begangen, zeitlich deutlich mehr.

Idyllisch am Lago di Federa (2040 m) gelegen, ist das nächste Ziel das Rif. Croda da Lago (auch: Rif. G. Palmieri, 2046 m). Ich wandere inzwischen auf einem breiten Promenadenweg Nr. 434 mit entsprechend hohem Aufkommen an Wanderern jeglicher Couleur dahin: von Bergstiefeln über Turnschuhen bis zu Schlappen ist alles vertreten. Nach einer knappen halben Stunde und 50 m Gegenanstieg ab Hütte geht es dann teilweise sehr steil hinunter zum Caso di Formin (1845 m), dabei komme ich noch am Aussichtspunkt Val Negra (2048 m) vorbei: von hier sehr schöner Blick auf den Talkessel von Cortina.

Schließlich erreiche ich, zuletzt in sanftem Gefälle, an der Ponte di Rucurto den Ausgangspunkt meiner Rundwanderung.

Merke
Der von mir beschriebene westseitige Weg durch das Val Formin ist meines Erachtens wesentlich besser zum Aufstieg geeignet als die Ostseite via Rif. Croda da Lago.
Zum ersten erspart man sich den steilen Anstieg zum Rifugio (er ist besser als Abstieg zu empfehlen).
Zum zweiten hat man dort einen hübschen Bergsteig unter den Füßen, nicht den ostseitigen Promenadenweg;
und zum dritten ist man im Val Formin ziemlich allein, während ostseitig gefühlte Hundertschaften an Mitmenschen zur Hütte unterwegs sind.