Almsommer im schönen Vorkarwendel: das Grasköpfl (1753 m) mit allem Drum und Dran...


Publiziert von Vielhygler , 13. August 2018 um 23:36.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:29 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Vorkarwendel 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P. kostenlos südwestlich von Fall und nördlich des als "Kohlstattl" bezeichneten Lichtungsflecks. Wenige Plätze. (Alternative in Fall)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Keine
Kartennummer:DAV Karwendelgebirge Nord BY 12

Das sommerliche Vorkarwendel besticht vor allem durch Vielfalt: Vielfalt der Blumen, Wiesen, Felsen und Schrofen sowie der Ausblicke auf Seen, Almen und Gipfel. Auch das gute, alte Grasköpfl (1753 m) blieb diesem Leitmotiv mit gleich drei gänzlich verschiedenen Gipfelpunkten treu und weiter unten kamen heute noch weitere Gipfel hinzu... 

Wegbeschreibung: kurze Vorbemerkung

Was den Aufstieg von der Grammersbergalm auf die Pirschschneid und die drei Grasköpfl-Gipfel angeht, so ist der mittlere Abschnitt der heutigen Tour mit zwei Ausnahmen identisch mit  dieser Tour vom 83_Stefan.
Die zwei Ausnahmen seien gleich genannt: ich bin von der Pirschschneid absteigend früher als Stefan den dichten Gratlatschen zum Schafreiter-Normalwanderweg direkt unterhalb ausgewichen. Dadurch habe ich natürlich die kleine Jagdsteig-Passage am Grat bis zum Abschneider zum Grasköpfl verpasst.
Des weiteren kann man es sich auf dem Überweg vom Grasköpfl zum Stuhlbachjoch einfacher machen als Stefan, das ist mir aber auch erst auf dem Rückweg zum Grasköpfl gelungen.

Wegbeschreibung: Wiesalm (1011 m) und Grammersbergalm (1490 m)

Ausgangspunkt meiner Tour ist am Sylvensteinsee der Schafreiter-P. am Kohlstattl. Hier wurde allerdings in jüngster Zeit die gelbe Beschilderung "Schafreiter" von der AV-Schildstange weggebrochen, es ist am P. momentan nur noch "Rundweg" beschildert. Ob dieser schwachsinnige Vandalismus mit der Zerstörung der Kreuze auf Schafreiter, Kotzen usw...im Zusammenhang steht?
Ich folge jedenfalls dem "Rundweg" auf einer Straße (Typ Forst-Bundesstraße) ein paar Schritte nach Süden und jenseits der Wiesenlichtung Kohlstattl ist prompt auch der gelbe Hinweis "Schafreiter" an einer weiteren Schildstange wieder vorhanden. Es geht also von der Lichtung auf einer gelegentlich steilen, bröseligen Forst-Landstraße in südwestlicher Richtung zum netten Buckel der Wiesalm (1011 m), die eine Einsattelung zwischen dem Roßkopf (1131 m) und dem Simmetsberg (1365 m) darstellt.
Von hier geht es, immer noch mit "Schafreiter" beschildert, stets unterhalb (südöstlich) von Simmets- und Grammersberg in weiten und quälend flachen Serpentinen auf einer weiteren Forst-Landstraße weiter. Ich hatte eigentlich vor, die Serpentinen zu  zählen und von der 11. Serpentine aus weglos nach Norden zum Nordostgrat des Simmetsbergs (1365 m) zu gehen und über den Grammersberg hinweg zur gleichnamigen Alm anzusteigen. Doch der kurvige Wald-Hatscher war dann so langwierig und langweilig, daß ich, in einer Art Dämmerschlaf dahintrottend, erst an der Grammersbergalm (1490 m) wieder wach geworden bin. Plan B war schnell gefaßt: ich werde Grammers- und Simmetsberg dann eben weglos später im Abstieg einen Besuch abstattten - der erste der beiden, der Grammersberg, ist jenseits einer Senke von der Alm aus auch schon deutlich zu sehen: wir sehen uns dann halt am Nachmittag...
An der schön gelegenen Grammersbergalm habe ich heute nach dem öden Waldhatscher erstmals das Gefühl, im Almsommer des Vorkarwendels angekommen zu sein. So nette Jungtiere grasen hier! Ich bleibe eine Weile und esse ein Käsebrot, während ein Kalb hingebungsvoll meinen Wanderstock ableckt. Suum cuique in pascuis - jedem sein eigener Almgenuss!

Pirschschneid (1638 m) und Grasköpfl (1753 m)

Den hübschen weglosen Grataufstieg zur Pirschschneid (1638 m) mache ich von der Alm aus genau wie Stefan in seinem Bericht. Ausgangspunkt des weglosen Gratanstiegs ist mittlerweile ein neu hingestelltes Solarpaneel. Der Grat ist anregend und abwechslungsreich, einmal kratzt eine Querung linkerhand auch an T4 und schließlich quere ich auf der Ostseite direkt unterhalb des Gipfels an weißen Felsen entlang und erreiche den höchsten Punkt über ein paar Gratlatschen hinwegschwankend von Süden. Doch das Ganze lohnt sich, denn auf dem Gipfel befindet sich ein kleiner Platz mit ganz freien und eigenen Aussichten. An keiner anderen Stelle als der Pirschschneid kann man den harmonischen Zusammenklang des "Grasköpfl-Terzetts" aus Grasköpfl (1753 m), Stuhlbachjoch (1736 m) und Grünlahnereck (1726 m) besser erkennen!
Von der Pirschschneid gehe ich zunächst ein paar Minuten am Grat weiter, um den kleinen Jagdsteig aus Stefans Bericht zu benutzen, doch als ich mich gerade leise vor mich hinfluchend durch die Latschen wühle und direkt unterhalb am Wanderweg breitestes Fränggisch zu mir emporschallt, füge ich mich der Situationskomik, gehe weglos die paar Schritte zum Wanderweg hinab und reihe mich willig in die Wanderkolonne zum Schafreiter ein. Nun sind es bis zum Grasköpfl-Abzweiger nur noch ein paar Schritte. Von hier ist das Grasköpfl selbst auf breitestem Wanderweg zunächst sehr gemächlich und weiter oben nur geringfügig steiler, schnell erreicht.
Ein schöner Kreuzipfel! Und natürlich sind auch ein paar andere Wanderer hier oben; mich stört das gar nicht, ich habe soviele weglose Gipfel ganz exclusiv für mich, daß mich gelegentliche Gesellschaft eher freut. Nach einer Weile mache ich mich dann aber doch zum Stuhlbachjoch auf, einem gewiß einsameren Ziel.

Das Stuhlbachjoch (1736 m): kein Wander- bzw. Familiengipfel

Zum westlichen Nebengipfel Stuhlbachjoch ist es vom Grasköpfl gar nicht weit, aber dieses Ziel ist nicht ganz so bequem zu haben wie der Hauptgipfel. Ich folge zunächst einigen ausgeschnittenen Trittspuren auf der Südseite des Grats und weiche einem sperrenden Baum und einer unbeschnittenen großen Latsche durch eine verlockende kleine Gasse nach rechts auf die Grathöhe aus. Das war verfrüht (siehe Rückweg). Am Grat sehe ich nach Westen leider nur noch Latschen, Latschen, Latschen und entscheide mich für die gut einsehbaren Schrofen der Nordseite. Ich denke, 83_Stefan wird es genauso gegangen sein, sein Bericht legt dies jedenfalls nahe. Die Querung auf der Nordseite nach Westen (T5-) ist zunächst ruppig, im Mittelstück auch etwas ekelhaft: sehr brüchig und an einigen Stellen auch absturzgefährdet. Am Ende der Querung, schon unmittelbar vor dem schmalen Übergang zum Stuhlbachjoch, geht es in den Schrofen dann wieder etwas entspannter zu.
Der schmale Übergang zu den freien Grasflächen des Stuhlbachjochs ist noch einmal etwas ausgesetzt (T3+), doch dann ist der einsame Gipfel in wenigen und leichten Schritten über Wiesengras erreicht. On Top steht eine große Latsche und die Aussichten sind ganz frei. Der Ausblick des Stuhlbachjochs nach Westen, also auf Heimgarten, Jochberg, Walchensee, sowie Isartal ist von näherer Stelle besser als derjenige des Hauptgipfels. Wer gerne seine Ruhe hat und genießt, ist am Stuhlbachjoch jedenfalls bestens aufgehoben!
Für den Rückweg zum Grasköpfl suche (und finde) ich eine leichtere Variante (T3+). Ich gehe nach dem schmalen Übergang bis zum Abbruch und quere wie gehabt, nach links auf die Nordseite, aber nur etwa zwei Meter, dann steige ich sofort steil über Grasstufen an, bis ich direkt unterhalb des Grats bin. Es folgt eine kleine Gasse (in Anstiegsrichtung zum Grat scharf rechts) und schon habe ich den zugewucherten Grat direkt oberhalb der Abbruchkante erreicht. Steil ist es, aber man kann sich hervorragend an Bäumchen und Latschen festhalten und durchs Gestrüpp nach oben drücken - sofort folgen auch schon erste Ausschnitte. Diesen folge ich am Grat wenige Schritte nach Osten, bis der kleine Steig auf die Südseite wechselt und stets komfortabel ausgeschnitten weiterführt bis zu der nicht mehr ausgeschnittenen, großen Latsche am Anfang meines Abstechers. Zum Grasköpfl sind es nun nur noch ein paar Meter.

Grünlahnereck (1726 m), Grammersberg (1476 m) und Simmetsberg (1365 m)

Am Grasköpfl sind gar keine Wanderer mehr und ich mache noch eine gemütliche Pause. Zum Grünlahnereck geht es dann auf Pfadspuren leicht und gemütlich hinüber. Es lohnt sich! Sehr imposant kommt vis à vis der Schafreiter zur Geltung.
Beim weglosen Abstieg vom Grünlahnereck (T3+) gehe ich unterhalb der Latschen und oberhalb einiger schrofiger Rinnentrichter querend nach Norden, bis ich etwa am Grasköpfl-Abstecher vom Wanderweg wieder herauskomme. Auf besagtem AV- Weg geht es nun zur Grammersbergalm zurück. Unterhalb der felsigen Pirschschneid begeht man in einer schönen, kurzen (und für Familien bestens gesicherten) Passage ein breites Felsband und es kommt kleinsträumig sogar etwas "Dolo-Feeling" auf.
Nach einer kurzen Rast an der Grammersbergalm mache ich mich schließlich zu den letzten beiden Gipfeln für heute auf. Mir liegt vor allem etwas am Grammersberg, der im Grunde eine lange, bewaldete, mehrbucklig nach Nordosten absteigende Gratschneide ist, dessen nordseitig abfallende Hänge aber ganz unbewaldet sind, soviel konnte ich auf einigen Touren jenseits der Isar immer wieder erkennen. Das ist für die Aussichten natürlich vielversprechend. Von der Alm kann ich den Grammersberg auch schon sehen: ein letztes Käsebrot und los gehts.
Was für ein Abstieg: einfacher war es "weglos" fast noch nie, denn es gibt den ganzen, breiten Grat hinunter einen durchgehenden Zaun sowie einen Weg. Von der Alm geht es so in eine Senke und wieder zum höchsten Punkt des Grammersbergs (1476 m) hinauf. Sehr bequem erreiche ich auf dem "Zaunsteig" auch noch einen weiteren Grammersberg-Hubbel (P. 1471 m).
Nun folgt die nach Süden an vielen Stellen aussichtsreiche, stets sanft abfallende Gratschneide, leicht geht es dahin, bis der Zaun einen kleinen Sattel (etwa 1350 m) vor dem Simmetsberg erreicht. Besonders gut hat mir auf dem Abstieg der Blick auf den Sylvensteinsee gefallen, der sich schon direkt unterhalb befindet.
Von dem kleinen Sattel (etwa 1350 m) aus ändert sich die Richtung des Zauns abrupt nach Südosten. Nach einem kurzem Abstecher zum vollkommen unsichtigen Simmetsberg steige ich nach Südosten am Zaun entlang weiter ab und erreiche so die Forststraße, die ich heute früh im Aufstieg zur Grammersbergalm entlanggetrottet bin, an diesem Weidegatter.

Wer sich also im Anstieg über die Wiesalm zu Grasköpfl und Schafreiter aufmacht, kann von besagtem Weidegatter aus ganz leicht und viel schöner als auf der Straße über den Grammersberg hinweg zur Grammersbergalm gelangen - dazu einfach immer dem Zaun folgen...

Der Ausklang...

dieses erfüllenden Sommertags im Vorkarwendel erfolgt nach dem Forst-Hinaushatscher schwimmend im Sylvensteinsee - schön war' s wieder!

Tourengänger: Vielhygler


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»