Illiniza Norte 5126 m - unser erster Fünftausender


Publiziert von basodino , 15. Juli 2018 um 20:34.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:25 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1190 m
Abstieg: 1190 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:La Virgen erreicht man von El Chaupi aus über eine sehr schlechte Straße nur mit geländegängigem Fahrzeug oder viel Zutrauen, am Gate des Iliniza Ecological Reserve muss man sich registrieren
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Refugio Nuevos Horizontes auf 4740 m, sehr einfache Selbstversorgerhütte, der Hüttenwart bereitet mitgebrachte Speisen zu, warmer Schlafsack notwendig

Die zweite Woche hatte begonnen und wir wollten nun an die 5000er ran. Durchaus ratsam ist es den Iliniza Norte als ersten 5000er zu wählen. Kombiniert mit einer Nacht oberhalb von 4700m sollte man danach für den Cotopaxi gerüstet sein. 

Wir kehrten mittags noch in Machachi ein, mit neuem Guide und neuem Fahrzeug. Am frühen Nachmittag ging es dann nach La Virgen. Immer wieder erstaunt es mich, in welch grausigem Zustand hier die Zufahrten zu den Bergen sind. Als wäre dies kein Touristenhighlight und entsprechend beliebt. Aber nach viel Schaukelei kamen wir dort an und konnten den Aufstieg zur Hütte beginnen. Bedroht durch tiefe Wolken, aus denen es auch ein paar Spritzer regnete, schlugen wir einen gleichmäßigen Rhythmus an, der uns gut höher brachte. Nach der knappen Hälfte des Weges ändert sich das Landschaftsbild. Die Vegetation wird spärlicher und der ohnehin schon erdig-sandige Weg wird nun sandig-geröllig. Man versuche immer den meisten Fußstapfen zu folgen, damit man noch ein wenig Abdruck in den Sand bekommt. Letztlich zieht sich der Rücken ganz schön, man merkt die Höhe. Schließlich wendet sich der Weg nach rechts und wird flacher. Die Hütte ist erreicht. 2 h 30 min, T3

Die Hütte ist angeblich auf 26 Personen ausgelegt, wobei mir hier die Fantasie ein wenig fehlt, wie das dann funktionieren soll. Mit 14 Personen plus 3 Guides war es schon reichlich eng. Außerdem gibt es nur einen Tisch für maximal 8 Personen. Die Hütte ist ein gemauerter Bau mit Stockbetten und Matratzen. Es gibt eine kleine Küche, die von einem Wart gemanaged wird. Dort wird auch Wasser abgekocht, so dass man genug Flüssigkeit mittels Tee oder Kaffee zu sich nehmen kann. Es gibt außen zwei Toiletten mit Wasserspülung, wobei man das Wasser aus einer Tonne schöpfen muss. Alles sehr einfach, aber es geht schon. Weniger toll ist, dass die Hütte keinerlei Isolierung besitzt und einfach verglaste Fenster hat, so wie das eine oder andere Loch existiert. So ist Innentemperatur eigentlich immer nahezu gleich Außentemperatur, was bei uns hieß, so um den Gefrierpunkt. 

Ein weiterer Aspekt ist, dass feuchte oder verschwitzte Kleidung nicht mehr trocknet, es sei denn direkt am Körper. Die einzige Heizung bist Du selbst. Mir ging es nicht so richtig toll und als Symptom der Höhe stellte sich erneut Appetitlosigkeit ein. Da unser Guide Forelle als Hauptgang vorgesehen hatte (was ich schon in tieferen Lagen nicht esse, schon gar nicht, wenn einen der Fisch noch anschaut), wollte ich erst recht nichts essen. Nur ist das ein Fehler, den man nicht machen darf. Die Suppe habe ich entsprechend gegessen, und ich konnte von den anderen Wanderern, die Ihre Mahlzeit auch nicht komplett essen konnten, etwas stibitzen. Belohnt wurde das mit einem merklichen Hinzugewinn an Körperwärme. 
Den meisten ging es auf der Hütte gut. Nur einer Mutter mit Ihrem Sohn ging es nicht so gut. Sie legte sich gleich in den Schlafsack, der Sohn hatte nachts so seine Probleme. Erstaunlicherweise erreichten aber auch die beiden am nächsten Tag den Gipfel. 

Unsere Ansage war, dass wir um 5 Uhr aufstehen würden, um 6 Uhr loslaufen, wenn die Bedingungen besserten. Das taten sie aber nicht, so dass wir liegen blieben und erst gegen 7.40 Uhr aufbrachen. Da sah es auch nicht besser aus, aber es war wenigstens heller im Nebel. Bis zum nahen Sattel zwischen den Ilinizas ist der Weg flach und leicht. Dann nimmt man den Grat, wobei wir bald schon knapp links des selbigen aufstiegen, was den Vorteil hat, dass der eisige Wind von einem etwas abließ. Weiter oben erreicht man aber wieder den Grat und kann es sich nicht mehr aussuchen, wo es lang geht. Der Weg ist oft nicht schwer, hat nur ab und an mal ein paar Felsen im Weg, die etwas Vorsicht abnötigen. 
Letztlich erreicht man einen felsigen Aufschwung (Vorgipfel), den man nicht mehr leicht ersteigen kann. Hier zweigt der Weg nach rechts ab und geht in die oft beschriebene Querung über, wobei man sich diese nicht als flaches Band vorstellen sollte. Es geht hinab und wieder hinauf und man muss über ein paar Felsen hinwegkraxeln. Man durchschreitet eine Rippe und kommt jenseits in eine sandige Flanke. Diese quert man hinauf und erreicht eine Rinne. Diese verlässt man, indem man wenige Felsen erkraxelt. Beide Passagen finde ich mit einer II überbewertet, eine I scheint mir aber den Ernst der Lage auch nicht komplett angemessen. Deshalb schließe ich mich der gängigen Bewertung II an, obgleich das hier eine wirklich leichte II ist. 
Man quert weiter aufwärts nach links (Weg) und erreicht nochmals einige massive Felsen, die aber auch leicht erstiegen werden (I). Dann kurz auf die (heute vereiste) Südseite und man hat den Gipfel erreicht, der ein kleines Kreuz trägt. 2 h 10 min, T5-, I-II

Eine innere Zufriedenheit machte sich in mir breit. Noch wusste ich nicht, dass dies der höchste Punkt bleiben sollte. Vielleicht hätte ich mich dann noch mehr gefreut. So war es ein erster großer Schritt Richtung Cotopaxi, aber eben auch der erste 5000er und das ist schon etwas besonderes, zumindest in meiner Welt. 

Am Gipfel hat es wenig Platz. Bei einem halben Sturm und eisigen Temperaturen ist es auch nicht der geeignete Pausenplatz. Insofern stiegen wir bald bis zur Rinne ab, stiegen dann aber nicht nach rechts zurück, sondern verloren leicht links haltend weiter an Höhe. Man nimmt einen Rücken auf (könnte man auch als den Nordgrat bezeichnen), wechselt kurz auf die linke Seite (dort war es beinahe windstill / Pausenpunkt), bevor man wieder nach rechts in die Flanke steigt. Dort steigt man den Weg über viel Geröll und Sand immer weiter ab (teilweise rutschbar und als Aufstiegsroute denkbar undankbar). Schließlich quert man viel tiefer nach rechts hinaus zur Aufstiegsroute, über die man die Wanderung beendet. 2 h 20 min, T5-, I-II

Wir zogen weiter zum Tambopaxi Lodge auf 3750 m und hielten somit unsere Schlafhöhe relativ hoch. Am nächsten Tag sollte ein weiterer Ruhetag sein, bevor es dann zum Cotopaxi ging. 

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Tourengänger: basodino, tourinette


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