Hoher Kasten in den Wolken


Publiziert von CampoTencia , 15. Juli 2018 um 20:50. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum:11 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG 
Aufstieg: 880 m
Abstieg: 880 m
Kartennummer:3301 T Säntis

Zum Glück bin ich nicht Meteorologe und so muss ich mich auch nicht bei Krokus dafür entschuldigen, dass unser Gipfelziel in den Wolken versteckt ist. Den Gipfel kennen wir ja schon, aber den heutigen Weg zu ihm und wieder runter zum grössten Teil nicht.
 
Wir starten bei der Kastenbahn in Brülisau. Der Wanderweg zum Ruhsitz hoch ist meistens mit Gittersteinen ausgelegt. Praktisch für den Wegunterhalt, langweilig für den Wanderer. Aber gleich nach dem Bergrestaurant Ruhesitz (hat heute natürlich Ruhetag) fühlt man sich in der Natur. Glockengebimmel von Rindern und weissen Ziegen schallt uns entgegen, als wir am Westhang des Kamor aufsteigen. Dicht in Wolken gehüllt lässt er uns nur ahnen, wo der Weg durchführt. Schöne blaue Knäuel-Glockenblumen sind die ersten Blumen am Wegrand, die unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Weit oben grasen junge Gemsen. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und gepflegt. Unzählige Stängel von Gelbem Fingerhut und Gelbem Eisenhut bedecken den Hang. Während wir hochsteigen, müssen wir immer anhalten: da sind Widderchen auf den Scabiosen, die Prachtnelken sind feucht vom Tau, das Schmalblättrige Rindsauge leuchtet kräftig gelb, während die zarten weiss-violetten Farben der Wald-Wicke sich zurückhaltend geben. Einzelne Türkenbund und Gefleckte Knabenkräuter dürfen natürlich nicht fehlen. Je höher wir kommen, umso mehr werden die zarten Blumen vom Grauen Alpendost abgelöst.
 
Der Bergweg scheint beliebt zu sein. Immer wieder kommen uns kleinere Grüppchen entgegen, teilweise mit Kindern. Kein Wunder, der Weg ist ohne Schwierigkeiten zu begehen. Plötzlich stehen wir auf dem Kastensattel, mitten in den Wolken. Aber das stellt kein Problem dar, die Wege sind sehr gut ausgeschildert. Unser Weg durch das Katzentöpli hoch allerdings nicht. Dies ist ein felsiger Aufstieg, der stellenweise mit Stahlseilen abgesichert ist. Mit dem GPS-Track einer früheren Begehung finden wir problemlos den Einstieg. Einzelne Alpenrosen, Gelber Eisenhut und Kleine Glockenblumen sind hübsche Farbtupfer in der unsichtigen Wolkenwelt. Noch ein paar Stufen eine Blumenwiese hoch und wir erreichen beim alten Massenlager das Plateau beim Drehrestaurant Hoher Kasten. Der Sendeturm verschwindet in den Wolken, Aussicht gleich Null.
 
Nach dem kleinen Imbiss in der Selbstbedienung schlendern wir noch durch den Alpengarten und entdecken einige Blümchen, die wir noch nie gesehen haben oder deren Name uns unbekannt ist. Auf einem andern Weg steigen wir wieder zum Katzentöpli ab und wandern anschliessend, nun bei aufkommendem Sonnenschein, unter dem Hohen Kasten durch gegen den Rohrsattel. In diesem Bergsturzgebiet fallen die vielen einfachen Verbauungen aus Holz auf, die weitere Lawinen-bedingte Abbrüche verhindern sollen. Lauter Lärm einer Motorsäge macht uns auf einen Arbeiter aufmerksam, der sich im sehr steilen Hang mit Ausbesserungen abtut.
 
Unter der steilen Felswand des Wenneli wurde der Bergweg gegen die Staubern komplett neu angelegt. Offenbar ist er immer wieder in die Tiefe gestürzt. Dass die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, zeigen eindrücklich die Wegweiser, die von Hand angeschrieben die einzelnen Richtungen anzeigen. Wir wollen aber nicht zur Staubern, wir biegen deshalb hier rechts weg und steigen sehr steil auf gut gepflegtem Bergweg gegen Neuhütte ab. Bei P.1443 geht es wiederum rechts und wir wandern auf Alpweiden hinunter bis Steig P.1311. Ein paar Meter später entdecken wir eine Spur im Gras. Könnte dies der alte Weg durch das Tobel sein, den Krokus auf der Karte gefunden hat? Ein alter, verblasster Wegweiser bestärkt uns in der Idee, den Weg durch das Tobel im Kirchenwald zu versuchen. Vorweg: wir haben nie Probleme, der Wegverlauf ist immer eindeutig und wir finden immer wieder alte Markierungen. Wir sind erstaunt, dass hier überhaupt mal ein Weg angelegt wurde, so steil ist es hier. Aber auch eindrücklich. Der Bach fällt in einer fast senkrechten Felsrinne ab und der Weg scheint im Bodenlosen zu enden. Am Schluss wird es flacher, der Wald wird lichter und bald treten wir ins Freie und gelangen auf das Pfannenstil-Strässchen. Die Kabine der Kastenbahn fährt über uns zu Tal und in einer Viertelstunde erreichen auch wir die Talstation. Und wie bestellt fährt das Postauto vor.
 
Vor lauter Wolken nichts gesehen? Ja, im Anstieg haben wir die Gipfel nicht gesehen. Was solls, wir kennen sie ja. Nein, denn im Aufstieg wurden wir mit den verschiedensten Blumen reich beschenkt. Und neue Wege kennengelernt!

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Kommentare (2)


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rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2018 um 15:00
Wetter hin oder her, tolle Blumenfotos habt Ihr mitgebracht!

LG, Ray

CampoTencia hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. Juli 2018 um 18:56
Das hat uns sehr viel Befriedigung gegeben, dass wir so viele wunderschöne Blumen angetroffen haben!

LG Herbert + Ella


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