Großer Waxenstein NO-Weg – Durchschreitung einer ursprünglichen Felslandschaft


Publiziert von algi , 6. Juli 2018 um 10:06.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 5 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Höllental bei Hammersbach ( Tagesticket 8 Euro )

Während frehel letztes Jahr die NW-Seite des Gr. Waxensteins über den Schlagintweitweg begangen hat, möchte ich es heute mal über die NO-Seite versuchen. Leider hat das Wetter mal wieder nicht das gehalten, was der Bericht tags zuvor noch vorhergesagt hat, aber wenn alles problemlos klappt, müsste ich die Höllentalangerhütte noch trockenen Fußes erreichen können.

Der Einstieg in die NO-Flanke des Gr. Waxensteins liegt direkt neben dem Einstieg zur Zwölferkante am obersten Ende der Mittagsreiße. Hierher gelangt man am einfachsten, indem man zunächst dem Weg zur Waxensteinhütte folgt ( /www.alpenverein-muenchen-oberland.de/waxensteinhuette). Nachdem man den Wald unterhalb des Mandls verlassen hat und noch vor Erreichen des Latschenfeldes, zieht links eine blockige Rinne nach oben. Dieser Rinne folgt man auf einem schmalen Steig, bis man sie rechtshaltend ins Geröllfeld der Mittagsreiße verlassen kann. Offenbar waren heuer schon etliche Aspiranten an der Zwölferkante, denn der Weg durchs Geröll ist halbwegs gut gespurt. Zuletzt leicht rechtshaltend über das heute weiche Schneefeld zum Einstieg, der sich rechts der großen plattigen Rinne zwischen Elfer- und Zwölferkopf befindet.

Übersicht:
Eine Schrofenflanke die unten mit einer Rinne ausläuft, führt zunächst auf den nordseitigen Sockel des turmartigen Elferkopfes. Von hier zieht ein Band, das immer wieder von Seitenrinnen der Brandlahnschlucht unterbrochen wird, leicht ansteigend fast bis zum NO-Grat hinüber ( eine tief eingeschnittene Seitenrinne mit einem Abbruch verhindert dies letztlich ), den man schließlich oberhalb des Pfeilerkopfes erreicht. Zuletzt entlang des NO-Grates in einem eleganten Linksbogen bis zum Gipfel.

Schwierigkeit: meist Schrofen und leichte Kletterei im Bereich I bis II. Eine bittere Einzelstelle in der hintersten Brandlahnschlucht rechtfertigt dennoch den 3.-ten Schwierigkeitsgrad.

Vom Einstieg über Schrofen und Rinnen bis in die schwach ausgeprägte Scharte unterhalb der felsigen Steilaufschwünge des Elferkopfes ( kann man nicht verfehlen, das will bei mir schon was heißen ). Nun dem zunächst noch schwach ausgebildeten Band im Auf und Ab „immer an der Wand lang“ folgen. Nachdem man den Sockel des Elferkopfes umgangen hat, zieht scharf links eine plattige Rinne empor die den Beginn des N-Grates zum Zwölferkopf bildet. Ich halte mich jedoch weiter an den Fortsatz des Bandes in westl. Richtung.

Bei der nächsten Scharte kann man den gesamten Weiterweg überblicken: das Band durchzieht die gesamte NO-Flanke und wird nur ab und zu von Seitenarmen der Brandlahnschlucht unterbrochen. Mehr gehend als kletternd nähere ich mich der am tiefsten eingeschnittene Rinne, in der auch noch reichlich Schnee liegt. Um auf die andere Seite der Rinne zu gelangen, muss man entweder, auf gleichbleibender Höhe ausgesetzt hinüber queren, oder ein paar Meter auf das Schneefeld abklettern und einen wenig einladenden Kamin wieder hochschrubben. Ich entscheide mich für die erste Möglichkeit, habe jedoch die Brüchigkeit des Gesteins in diesem Bereich unterschätzt. Fast jeder Griff und Tritt muss erstmal abgeräumt werden, danach sind die Tritte aber feucht und rutschig, ich merke wie langsam der Puls steigt und Schweißperlen auf der Stirn entstehen. In den unter mir liegenden, verdammten feuchten Schlund werde ich wegen diesem Bruch nicht abstürzen. Bin froh, als ich endlich wieder „festen Boden“ unter den Füßen habe. Vielleicht ist die Variante mit dem Ab- und Hochklettern doch die Bessere, das werde ich aber heute nicht mehr herausfinden.

Es hellt sich ein wenig auf, und damit steigt auch gleich wieder die Stimmung. Nun folge ich der Rampe bis sie sich zurücklegt und wieder die Fortsetzung des Bandes erkennbar wird. An einer plattigen Stelle verjüngt sich das Band zu einem schmalen Gesims, die zweitschwerste Stelle der Tour, aber dessen Begehung macht richtig Spaß. Wenige Meter danach hat sich die westlichste Rinne der Brandlahnschlucht tief in den Fels reingefressen und einen senkrechten Abbruch hinterlassen. Deshalb klettere ich nun auf einem felsigen Rücken direkt empor zum NO-Grat.

Nun immer direkt, oder links des Grates in einem Linksbogen bis zum Gipfel. Wenige Meter unterhalb steht man urplötzlich vor einem tiefen dunklen Loch ( Wetterloch genannt ) in dessen Grunde noch Schnee liegt. Irgendwie ein bisschen gruselig.

Um Punkt 11 Uhr stehe ich am Gipfel – und 15 Minuten später fallen bereits die ersten Tropfen. Die Brotzeit fällt daher leider mal wieder weniger gemütlich aus, denn ich möchte möglichst noch vor dem einsetzenden Regen die Hütte erreichen. Abstieg deshalb über die Waxensteinrinne, und kaum ist das Getränk eingeschenkt, fängt es auch schon zu duschen an, das war perfektes Timing.

Fazit: alpine, nicht allzu schwere Tour, umgeben von einer sehenswerten Felskulisse, die  höchstwahrscheinlich nur sehr selten besucht wird. Vmtl. kann die Passage mit dem brüchigen Quergang auch einfacher und weniger gefährlich gelöst werden. Dann wäre die Tour auch sehr zu empfehlen.

 

Viele Grüße

Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (4)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2018 um 12:21
sehr interessante Tour, allerdings scho etwas heikel....
passieren derf da nix.....

Beste Grüße....

ADI

algi hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Juli 2018 um 16:17
Servus ADI,

etwas heikel, das ist doch genau das Richtige für dich. Außerdem kannst du ja dann die andere Variante ausprobieren.

VG Albert

swobi hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. Juli 2018 um 17:01
bin letztes jahr den kamin geklettert,auch interessant! gruß peter

chrs hat gesagt: Wetter
Gesendet am 6. Juli 2018 um 19:42
Komisch, ich hab mir in den letzten Wochen immer nachher in den Arsch gebissen, dass ich NICHT los in die Berge bin und das Wetter dann doch besser war als der Bericht vorhergesagt hat. Allerdings bin ich meist am Wochenende arbeiten und hab die freien Tage dann unter der Woche.


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