Monte Vioz (3645 m) und Cima Linke (3631 m) - ab Branca Hütte


Publiziert von boerscht , 14. Juli 2018 um 15:26.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 1 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:12 km
Kartennummer:Tobacco Karte 08 - Ortes, Ortlergebiet, Cevedale

Eine Woche Hochtouren im Ortlergebiet steht an. Als Ausgangspunkt dient die schön gelegene und gut ausgestattete Bianca Hütte im Forni Kessel, welche umgeben ist von Gletschern und Bergen um 3600 - 3700 m höhe. Das Gebiet ist wohl eher für Skitouren als für klassische Hochtouren bekannt. Dementsprechend wenige Informationen gibt es über die dortigen Touren. Den Ausführungen der neuesten Auflage des AV Führers von 2003 ist nur noch bedingt zu trauen. Die Gletscheranstiege und Firnflanken im Gebiet haben sich stark geändert und die Wegführungen sind teils anders.

Hüttenzustieg zum Refugio Cesare Branca T2; 45 min:

Über San Catarina Valfurva kann man bis weit nach hinten ins Valle dei Forni mit dem Auto fahren. Der Parkplatz beim Rif. Alb. Ghiacciao die Forni kostet 10 €/ Woche. Das Ticket ist am Beginn der Straße ins Forni Tal zu lösen.
Von hier aus geht es entweder über den einfachen, breiten aber steilen Fahrweg, oder südlich des Gletscherbaches auf Wanderweg, in etwa jeweils 45 min zur Branca Hütte. Wir wählen den Fahrweg, der scheint mit viel Gepäck etwas gemütlicher zum Gehen zu sein. 
Pünktlich zum Abendessen erreichen wir die Hütte. Das Essen ist übrigens Spitzenklasse, an die Italienische Küche mit jeweils 2 Hauptgängen und viel Nachschlag könnte man sich glatt gewöhnen.
Auf der Terrasse der Hütte mit tollem Blick auf den vergletscherten Forni Kessel mit dem dominanten Gipfel  Punta San Matteo gibts heute noch einen schönen Sonnenuntergang zu bewundern. An die Bierpreise auf der Hütte muss man sich allerdings etwas gewöhnen, oder lieber auf Wein umsteigen, der hat das bessere Preis zu Alkoholgehalt Verhältnis (wurde Mitte der Woche penibel ausgerechnet :) 

Rifugio Cesare Branca - östlicher Forni Gletscher T4+,I; 2,5 h:

Am nächsten Morgen gibts um halb 5 Frühstück und dann direkt auf die erste Tour der Woche. Zum Einstieg wollen wir auf den Monte Vioz und Cima Linke und einfach mal sehen wies mit der Höhe so geht.
Von der Hütte aus den Wanderweg auf der östlichen Moräne des Fornigletschers bis zur aufgabeln des Weges zum Palon de la Mare folgen. Alle anderen Seilschaften zweigen hier zum Palon de la Mare ab. Wir halten uns jedoch rechts und folgen den rot weißen Markierungen bis zu einer seilversicherten Steilstufe, mit Hilfe derer man den Gletscherbruch des östlichen Forni Gletschers umgeht. Der Fels ist hier etwas brüchig, da sollte man aufpassen nichts loszutreten. Nach der versicherten Stufe (I) ist dann auch bald der Rand des Gletschers erreicht.

östlicher Forni Gletscher - Passo della Vadretta Rossa - Monte Vioz WS-; 2h:

Angeseilt gehen wir über den recht flachen und spaltenarmen östlichen Forni Gletscher zum Passo della Vadretta Rossa. Der Schnee ist zum Glück trotz milder nacht noch gut durchgefroren und man sinkt nicht ein. Ich hab hier mal den Wegpunkt östlicher Forni Gletscher hinzugefügt, da die Gletscher im Forni Kessel nicht mehr ineinander übergehen sondern in 3 Teile getrennt sind. Östlicher Teil zwischen Palon de la Mare und Punta Taviela, mittlerer Teil nördlich der Punta Cadini und Punta San Matteo und der westliche Teil, welcher zum Pizzo Tresero hinauf zieht.
Am Passo della Vadretta Rossa halten wir uns am östlichen Rand des Gletschers zu den Felsen und umgehen hier in Richtung Monte Vioz eine kleine Spaltenzone. Vorbei an P.3555 und der Felsinsel im Gletscher bei P.3582 geht es zum Monte Vioz. Zum Gipfel wird hier noch kurz über ein paar Felsen gekraxelt. Das Gipfelkreuz steht etwas südlich vorgelagert. Von dort hat man eine super Aussicht ins Tal und zum nur wenige Meter unter dem Gipfel liegenden Rifugio Mantova al Vioz. 
Am Gipfel treffen wir auf einige Trailrunner in Turnschuhen, die über die Südseite hier rauf kommen. Da treffen schon irgendwie zwei verschiedene Welten aufeinander.

Monte Vioz - Cima Linke L; 25 min:

Nach ausgiebiger Mittagspause mit windgeschütztem Mittagsschlaf unterhalb des Gipfels des Monte Vioz geht es über den Gipfel zurück auf den Gletscher. Auf guter Spur geht es zum gegenüber liegenden Cima Linke. Steigeisen und Pickel braucht es hierfür nicht unbedingt, der Gletscher ist flach.
In einfacher Kraxelei und über Schnee gehts zum Gipfel der Cima Linke (3631 m). Die Aussicht in Richtung Forni Gletscher ist gigantisch. Südlich des Gipfels ist wohl eine Abseilpiste auf den Forni Gletscher eingerichtet und mit gelben Pfeilen markiert. Das ganze sieht jedoch nach üblem Bruch aus, muss nicht unbedingt sein. 
Am Gipfel kommt uns ein seltsames Brummen zu gehör. Zunächst dachten wir an einen Helikopter, das stellte sich jedoch als ein Generator direkt unterhalb des Gipfels heraus. Hier befindet sich ein Stollen aus dem 1. Weltkrieg, welcher zur Besichtigung hergerichtet wurde und heute sogar jemand vor Ort ist. 
Kostenlos kann man durch einen Stollen in das Innere der Cima Linke gehen und die dortigen Festungsanlagen besichtigen. Steigeisen sind hier nicht schlecht, da Boden und Wände komplett vereist sind.
Verrückt wie hier oben jemand wohnen konnte und dann noch an Krieg denken kann. Kanonen sind zu sehen und wahnsinnig ungemütliche Räume. Sehr eindrucksvoll zu sehen zu was Menschen in der Lage sind um ihr Land zu verteidigen. Das regt auf jeden fall zum Nachdenken an.
Im ganzen Gebiet des Forni Kessels gibt es Überreste aus dem 1. Weltkrieg zu finden. Ob verfallene Schutzhütten, Stacheldraht oder auch Granaten und Musketen Kugeln. Hier fliegt alles noch rum und taut langsam aus dem Eis heraus. 

Cima Linke - Passo della Vadretta Rossa - öst. Forni Gletscher - Refugio Cesare Branca WS-, T4+, I; 3h:

Unterhalb des Gipfelaufbaus der Cima Linke seilen wir wieder an und gehen auf direktem Wege über den Gletscher in den Pass della Vadretta Rossa zurück. Eine kleine Spaltenzone vor dem Pass wird hierbei am östlichen Rand umgangen.
Der Schnee auf dem östlichen Forni Gletscher ist mittlerweile ziemlich weich geworden und immer mal wieder sinkt man bis zum Knie ein. Über die versicherte Felsstufe nördlich des Gletscherbruches geht es wieder runter. Das anschließende Schneefeld wird diesmal ohne Steigeisen aber nötiger Vorsicht begangen.
Über die lange Moräne dann einfach wieder zurück zur Hütte. 


Einfache Hochtour ab der Branca Hütte, welche keine Probleme bereitet. Die Höhe habe ich komischerweise kaum bemerkt, vielleicht macht sich da das letzte Wochenende in der Silvretta noch bemerkbar. Von der Aussicht her ist der Monte Vioz ein toller Gipfel, an der Cima Linke waren die begehbaren Bunkeranlagen sehr interessant. Man könnte über den Südgrat (I) noch den Palon de la Mare in die Runde einbauen, dann wäre es eine sehr lohnenswerte Tour.

Tourengänger: boerscht


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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 17. Juli 2018 um 04:25
Super schöne Tour....klasse Bilder!
Gratulation

VLG, ADI


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