Überschreitung der Kleinen (Wilden) Geige von Nordosten nach Südwesten


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 3. Juli 2018 um 08:48.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum: 2 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6+ - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1360 m
Abstieg: 1360 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW von Huben bis kurz vor die Polltalalm
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit PKW nach Huben
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Unterkünfte in Huben

Am 02.03.18 ca. um 04.30 Uhr fuhr ich mit einem Mietwagen in Huben Richtung Poltalalm los. Etwas unterhalb der Polltalalm in ca. 1800m Höhe stellte ich ihn ab.

Kurz vor 05.00 Uhr brach ich zu Fuß auf. Ich ging zunächst auf dem Fahrweg zur Polltalalm. Ich kam an einem Wegweiser vorbei u folgte ihm Richtung Niederem Breitlehnkogel. Im AV-Führer hatte ich keine Beschreibung des Übergangs vom Niederen zum Hohen Breitlehnkogel gefunden, wie die Kleine Geige auch genannt wird. Ein weiterer Name ist "Wilde Geige". Ich durfte auf meiner Tour noch feststellen, dass dieser Name dem Berg gerecht wird! Von Huben aus gesehen, sieht er wie ein steiler Zahn aus.

Ich folgte einer Wegspur mit roten Markierungspunkten. Irgendwann merkte ich, dass ich falsch war, denn der Anstieg zum Niederen Breitlehnkogel führt über seinen nach Osten abfallenden Rücken. Ich hatte keine Lust, zurückzugehen u. steuerte die für mich interessantere Hohe Geige an. Ich gelangte schließlich ins flache Polltal.

Rechts sah ich einen großen Steinmann. Rote Markierungen führten an ihm vorbei, verloren sich dann aber. Ich ging die eingeschlagene Richtung weiter u. stieg einen steilen teils steinigen, teils grasigen Hang Richtung Geigenkarle hinauf. Von dort aus hätte ich über einen steilen, begehbaren Hang auch den Ostgrat des Niederen Breitlehnkogels erreichen können. Mir kam die Idee, zu ihm hinaufzusteigen u. mir von dort einen Eindruck von der von mir gewählten Aufstiegsroute zur Kleinen Geige zu gewinnen, verwarf sie dann aber wieder. Ich dachte, falls ich an der Kleinen Geige scheitere u. umkehren muss, gehe ich eben danach noch da hinauf.

Im oberen Bereich des Geigenkarles stieg ich über einen mit Felsblöcken bedeckten Hang u. zuletzt über ein Kleines, aber sehr steiles Firnfeld zur Scharte zwischen Kleiner Geige u. Niederem Breitlehnkogel auf. Der Grat zu letzterem geht ein kurzes Stück sehr steil (I) hinauf. Von dort aus müsste es also möglich sein, ihn zu überschreiten.

Ich stieg zunächst weiter über den NO-Grat der Kleinen Geige auf (I-II). Als er zu schwierig wurde, wich ich nach links aus. Neben einem steilen Firnfeld stieg ich in den Felsen (I) auf. Dann kletterte ich schräg nach links über plattige Felsen (I-II) hinauf. Weiter oben hätte ich steile Felsen (II) nach rechts hinaufklettern können, ich entschied mich jedoch, nach links in die Flanke auszuweichen u. dann eine steile, schuttige, aber nur kurze Rinne hinaufzuklettern (T6). Ihre Begehung war unangenehm u. zuletzt schwierig, da hätte ich es besser in den vorher gemiedenen Felsen gehabt!

Ich gelangte auf die andere Seite der Felskante u. musste oberhalb eines steilen Couloirs eine kurze Passage heikel die Flanke queren. Links konnte ich mich aber gut an den Felsen festhalten. Dann musste ich über einen etwas lockeren Felsen steigen. Man darf ihn freilich nicht mit seinem ganzen Körpergewicht belasten!

Dahinter musste ich wieder eine unangenehme wegen Schutts u. lockerer Felsen rutschige u. schwierig begehbare kurze Rinne hinaufklettern. Kurz unter dem Ost-Grat der Wilden Geige konnte ich die Schlüsselstelle (T6+) gerade so bewältigen! Ich musste mich dabei wenig elegant in die sehr schmale Rinne klemmen (mit dem Rücken dabei an die Felsen ihrer linken Seite drücken).

Der Grat war dann einfach zu begehen. Den unter mir liegenden Gratabschnitt hatte ich mir wohl nicht genau angeschaut, aber meiner Erinnerung nach zu urteilen, wäre einfacher gewesen, ihn schon weiter unten über die Flanke anzusteuern. Zum Gipfel war es jedenfalls von dort nicht mehr weit u. unschwierig.

Im Gipfelbuch hatte sich am Vortag (Sonntag) jemand eingetragen.

Ein Abstieg über die schon etwas wilde Aufstiegsroute kam für mich nicht mehr in Frage! Eine Überschreitung des Niederen Breitlehnkogels hätte auch Zeit gekostet, sodass ich einfach zu spät nach Huben zurückgekommen wäre, schließlich wartete dort jemand auf mich!

Ich überschritt nach kurzer Rast noch den höchsten Punkt (I+) des Gipfels u. stieg dann an an einem Steinmann vorbei auf Wegspuren ein Stück ab. Dann verlor ich die Route. Ich sah rechts einer Felskante eine Rinne, die ich meinte absteigen zu können. Als ich nach kurzem Abstieg um die die "Ecke" schauen konnte, sah ich aber etwas unter mir einen wenig hohen Felsabbruch, den ich vielleicht nicht hätte abklettern können. So querte ich die Flanke zur nächsten Felskante, hinter der ich dann steil absteigen konnte. Ich steuerte eine vom Polltalferner hinaufreichende Firnzunge an, auf der ich menschliche Fußspuren vorfand. Über den von zerfurchten Firn bedeckten harmlosen Polltalferner stieg ich dann wenig steil ab. Über flaches Gelände vor dem Gletscher erreichte ich einen Geländekante, an der ich  nach links ging. Ich stieß auf eine Wegspur, über die ich schräg nach links absteigen konnte. Ich verlor sie unterwegs zweimal, aber der Hang ist leicht zu begehen. Ich stieß dann wieder auf Wegspuren, die auch von Schafen stammen können. Ich erreichte schließlich den Talgrund des Pollestales u. die Stelle, an der ich beim Aufstieg einen Steinmannn entdeckt hatte. Ich blieb auf der rechten Bachseite u. stieg dort einer Wegspur folgend ab. Die schwach markierte Route führt dagegen links des Bachs zur Polltalalm.

Ich wollte zum abgestellten Auto hin abkürzen, aber da ich weiter unten die Wegspur verlor u. das nun weglose Gelände schwieriger als die Route zur Polltalalm zu begehen war, hatte ich schlussendlich wohl keine Zeit gespart.

Um 12.13 Uhr war ich wieder an der von meiner Freundin u. mir gemieteten Ferienwohnung.

Statistik:
396 in den Ötztaler Alpen bestiegene Gipfel, davon 283 mit mehr als 3000m Höhe, deren 17 keine Namen tragen



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