Lochberg Überschuttung: P.3074 - P.3079 - P.3039


Publiziert von Chrichen , 18. Oktober 2018 um 17:45.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:30 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW via Göschenen bis Göscheneralp (Berggasthaus Dammagletscher)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:(Gleicher Weg umgekehrt)

Route: Start bei der Göscheneralp (Berggasthaus Dammagletscher). Über den Staudamm und dann auf dem wbw-Wanderweg in Richtung Lochberglücke bis zum Älprigensee. Hier den Weg verlassen und über ein Schneecouloir und Firnhänge zum kleinen Gletscherchen, das noch unsichtbar war. Über dieses meist rechts haltend hinauf zum Lochberg Nordwestgipfel P.3074 (am Schluss wenige Meter etwas trickreiche Kraxelei, schöne Aussicht). Über Firn am oberen Gletscherrand gegen Osten zum Hauptgipfel traversiert und nach leichter Kraxelei das Loch begutachtet. Der Hauptgipfel selbst ist eine Felsnadel, die sich zumindest für den Alpinwanderer einer Besteigung verwehrt. Der Felsbrocken über dem Loch könnte bestiegen werden, bietet aber vermutlich wenig Neues.

Nach der kurzen Expedition haben wir wieder an einigen Zacken vorbei nach Osten über Firn leicht hinabtraversiert, um einen Einstieg zu finden, der zum P.3039 mit Gipfelkreuz führt. Der erste Versuch war zu früh / zu hoch. Es gibt dort einige unüberwindbare Felszacken, und die Flanke ist unangenehm schuttig. Weiter unten sah es ein wenig besser aus. In der steilen, schuttigen, gerölligen, brüchigen, teils etwas exponierten Flanke haben wir nach einiger Sucherei einen passablen Durchstieg gefunden, der zum Grat knapp westlich vom P.3039 geführt hat (ca. T5, II). Nochmals an einem Zacken vorbeigekraxelt, dann wenige Meter leicht über den Grat zum Gipfelkreuz. Ab hier ging es über den noch eingeschneiten Rücken angenehm zum P.2946. Nun steiler auf deutlicher Spur und mit Steinmännern markiert hinab in Richtung Lochberglücke. Fast zuunterst warten noch einige grössere Blocksteinbrocken, die etwas Kraxelei erfordern, wenn man den idealen Weg verpasst.

Von der Lochberglücke sind wir meist über Schneefelder bis zum Älprigensee abgestiegen/abgerutscht. Wir gingen nun abseits vom Weg weiterhin rechts vom Älrigenbach Schneefeldern folgend weiter hinab bis zu einer Stelle, wo sich dieser etwas abenteuerlich queren liess um zurück zum Wanderweg zu gelangen. Ein direkter Abstieg im Umfeld vom Bach wäre nicht möglich, wie der Rückblick später gezeigt hat (vom Gletscherschliff geprägte plattige Felsen, Felsstufen). Nur der Weg führt also zum Ziel. Diesem sind wir wieder bis zum Staudamm gefolgt, und schliesslich zurück zum Berggasthaus Dammagletscher.
 
Wetter: Tolles Sommerwetter mit Quellwolken im Tagesverlauf. Stellenweise heiss, stellenweise aber auch schön kühl mit leichtem Wind.
 
Verhältnisse: Der Weg bis zum Älprigensee war bis auf wenige unproblematische Stellen fast komplett schneefrei. Ab dem Älprigensee durchgehend Firn/Sommerschnee bis zum Nordwestgipfel. Dieser war sehr hügelig (Büsserschnee) und stellenweise schon stark aufgeweicht (Ostexposition). Das Gletscherchen war gut eingeschneit und kaum als solches zu erkennen. Die Gipfelfelsen zum Nordwestgipfel lassen sich im Winter mit Schnee vermutlich angenehmer erklimmen. Das Loch unter dem P.3079 liess sich über Schnee und etwas Fels problemlos erreichen. Die Flanke zum Lochberg P.3039 mit dem kleinen Kreuz war hingegen recht unangenehm. Es gibt viel Schutt, Geröll und auch brüchigen Fels. Auf Steinschlag ist besonders Acht zu geben. Bei mehreren Personen am besten nicht untereinander gehen, da sich auch grosse Brocken lösen können. Es gab noch einige sehr weiche Schneefelder, meist an unproblematischen Stellen. Das entscheidende Schneefeld hatte besten Trittfirn, so dass dieses nebst dem Fels für einzelne Tritte ausgenutzt werden konnte (sonst hätten wir dort vielleicht wegen dem Schnee kehrt machen müssen). Das Steilstück nach dem P.2946 zur Lochberglücke war schneefrei. Der weitere Abstieg zum See wurde durch den Schnee sogar erleichtert. Der Älrigenbach führt nach dem See über weite Strecken über Felsplatten (Gletscherschliff) und lässt sich dort nicht queren.
 
Schwierigkeiten: Bis zum Älprigensee führt ein wbw-Wanderweg. Dieser ist stellenweise etwas ruppig, ansonsten aber einfach und nicht exponiert. Der Aufstieg über die Rinne bis zum Lochberg Nordwestgipfel war kurz etwas steil, insgesamt jedoch problemlos. Wahrscheinlich ohne Schnee anspruchsvoller. Der P.3074 erforderte über wenige Meter etwas trickreiche Kraxelei (II). Körpergrösse ist hier ein Vorteil. Oben ist eine in die Jahre gekommene Abseilstelle eingerichtet. Mit etwas Gemurkse liess sich das Stück auch wieder abklettern. Die Traverse zum Hauptgipfel über Schnee war problemlos. Der Zustieg zum Loch bot steilen Schnee und eine kurze einfache Kraxeleinlage. Der höchste Punkt P.3079 (eine Felsnadel) lässt sich zumindest für Alpinwanderer nicht erklettern. Der weitere Weg bis zum P.3039 war dann erstaunlich anspruchsvoll. Unser Einstieg konnte einfach über Schnee erreicht werden. Danach lagen die Hauptschwierigkeiten in der Wegfindung und im brüchigen Gelände der steilen Nordflanke. Schlussendlich überstieg unsere Route die T5, II vermutlich nicht (wahrscheinlich gibt es sogar zahlreiche Varianten in ähnlicher Schwierigkeit). Dennoch war das Teilstück zeitraubend und psychisch etwas fordernd. Der Abstieg vom P.3039 war zunächst einfach über sanft geneigten Schnee. Ab dem P.2946 wird das Gelände steiler. Anfangs gibt es eine gute Wegspur. Später werden die Felsblöcke grösser, und es muss hie und da etwas gekraxelt werden, zumindest wenn man die Idealroute verpasst hat. In meinem Alpinwanderbuch ist das Teilstück zwischen dem Gipfelkreuz P.3039 und der Lochberglücke als T5 angegeben. Wir hätten eher T4(+) geschätzt. Dank Schneefeldern war der Abstieg zum Älprigensee äusserst einfach und angenehm. Unsere Variante ab dem See bot keine Schwierigkeiten, ausser bei einer kurzen rutschigen feuchten Felsplatte und der abenteuerlichen Bachquerung.
 
Besonderes: Für uns haben sich die Rätsel um den Lochberg nun weitgehend gelöst. Aus den vorhandenen Berichten wurden wir in der Planungsphase nicht richtig schlau, was vermutlich vor allem daran lag, dass der Lochberg über drei kotierte Punkte verfügt, wovon der P.3039 mit Gipfelkreuz auf Hikr keinen (richtig platzierten) Wegpunkt hatte. Wir wissen jetzt, dass es keinen einfachen Weg zwischen P.3039 und P.3079 gibt. Grosse bis gigantische Granitblöcke versperren den Weg über den Grat, und die Nordflanke ist recht steil. Da wir gut in der Zeit lagen, hat die Pfadfinderei Spass gemacht, und wir waren schlussendlich stolz, einen passablen Durchstieg gefunden zu haben. Die Tour hat alpinen Charakter und bietet grandiose Aussichten in die wilde Urner Felslandschaft und gegen Süden ins Rotondogebiet. Vielen Dank an Silvia für die tolle Begleitung!!

Tourengänger: Chrichen


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