Val Maira 1: Von Dronero nach Camoglieres


Publiziert von kopfsalat , 1. Juli 2018 um 18:06. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:10 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahn von Turin nach Cuneo, Bus nach Dronero
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus von Macra nach Dronero und Cuneo
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse

Nachdem wir auf unserer GTA-Tour vor zwei Jahren durch den hinteren Teil des Val Maira's wanderten und es uns dort so gut gefiel, wollen wir dieses Jahr den vorderen Teil erkunden. Unsere Vorbereitung stützte sich auf

  • das Buch "Antipasti und alte Wege" aus dem Rotpunkt-Verlag
  • den Rother Wanderführer Piemont Süd und
  • die sehr guten Fraternali Karten 1:25k Nr. 11 und 12

Sa, 09.06.2018 Anreise über Milano und Torino nach Cuneo

So, 10.06.2018 Dronero - Ciciu

Mit dem Taxi fahren wir von Cuneo nach Dronero (619m). Nach einem kurzen Stadtrundgang folgen wir der in "Antipasit und alte Wege" beschriebenen Route. Am Nordende des Städtchens steigen wir erst auf einer asphaltierten Nebenstrasse in grossen Kehren an Pes d'Ayala und La Ben Pensa und vor Il Castellazzo auf einem markierten Feldweg zur Kirche S. Maria Delibera Pt. 730 hinauf. An den zahlreichen heute hier pic-nicenden Familien vorbei folgen wir der Strasse zu einem Bildstock Pt. 717. Hier würde ein Pfad nach links zum Percorso Occitano hinauf führen. Wir aber wandern weiter auf der Asphaltstrasse nach Villar San Constanzo hinunter und durch ein jetzt komplett ausgestorbenes Sommer-Villenviertel zur Locanda dei Ciciu Pt. 644 beim gleichnamigen Riserva Naturale.

Beim Einchecken erfahren wir, dass das Restaurant der Locanda, da heute Sonntag ist, am Abend geschlossen ist. So stärken wir uns nach dem Zimmerbezug erst einmal mit einem 4-gängigen Lunch. Danach erkunden wir das nach seinen Stein-"Männchen" benannten Naturreservat Ciciu del Villar. Auf einem etwas ausgewaschenen Pfad gehts bis auf 900m hoch. Etwas schmäler und steiler danach wieder runter zum Eingang des Reservats.

In der Bar gibts noch zwei Panini bevor wir schon bald - wohl noch müde von der Anreise - schlafen gehen.

Mo, 11.06.2018 Ciciu - Cartignano

Ursprünglich war geplant, in der Feriensiedlung Sant'Anna zu übernachten. Leider klappte es irgendwie nicht mit dem Reservieren. Alle Unterkünfte teilten uns mit, dass sie schon voll seien. Auf unsere Bitte hin organisiert die Wirtin der Locanda dei Ciciu für uns eine Übernachtung mit Nachtessen in der Trattoria del Ponte in Cartignano und dies obwohl dieses Restaurant am Montag eigentlich geschlossen ist!

Somit kann fast nichts mehr schief gehen. Ausser das Wetter. Es giesst auf Kübeln. Aber wie heisst es doch so schön “Non esiste cattivo tempo, ma solo cattivo abbigliamento!". Auf eintöniger Asphaltstrasse trotten wir so den Markierungen des Maira-Weges "Percorso Occitano" (PO) den breiten Schuttfächer des Rio Fanssimagna hoch. Auf rund 850m biegt der PO nach Süden ab und verläuft auf einer Naturstrasse in leichtem auf und ab zur Kirche S. Constanzo al Monte, wo wir vergeblich einen Regenunterstand suchen. Nachdem wir so eine Weile auf der Kirchentreppe verweilen, lässt der Regen nach und die Sonne kommt hervor.

Wir folgen weiter dem PO der, gut markiert, auf ehemaligen Saumpfaden und Forstwegen durch eine schon lange verlassene und von der Natur zurückeroberte Kulturlandschaft führt. Klare Anzeichen sind nicht nur die fast oder ganz unbewohnten Weiler Cascina Barbero, Case Arduini, Oggero und Castello, sondern auch die zahlreichen Weidemauern und zugewachsenen Ackerterrassen. Nichtsdestotrotz ist der Gesamteindruck überhaupt nicht melancholisch, denn die Natur spriesst hier in einer Üppigkeit, die man in der Schweiz mit ihren subventionierten Alpengärtnern nirgends findet.

In der Retortensiedlung Sant'Anna (1250m) möchten wir eigentlich noch gerne eine Erfrischung zu uns nehmen, bevors an die rund 600 Höhenmeter Abstieg geht. Leider ist alles - wegen zu - geschlossen. So folgen wir dem Weg V2 bis zu Pt. 1086, wo wir nach Norat abzweigen. Ein, auf unserer Karte als Mountainbike-Strecke eingetragener, Weg führt nach Boccio, wo sich die, als asphaltiert eingezeichnete, Fahrstrasse, als besserer Feldweg entpuppt. In Sperone werden wir von zwei angriffigen Hunden begrüsst, die erst im letzten Moment von ihrem Halter zurückgepfiffen werden. Anscheinend sind Wanderer hier nicht sehr willkommen. Als Tüpfelchen auf dem "i" dürfen wir die letzten rund 2km nun auch noch auf der Asphaltstrasse zurücklegen. Aber auch hier gilt, wie beim Regen: wer die richtigen (Turn)-Schuhe anhat, kann problemlos stundenlang auf Asphalt wandern.

Nichtsdestotrotz geniessen wir nach diesem langen Tag die Dusche und das gepflegte Nachtessen in der Trattoria del Ponte in Cartignano besonders.

Di, 12.06.2018 Cartignano - Camoglieres

Da ein Grossteil der Strecke von Sant'Anna nach Camoglieres auf befestigten Wegen verläuft, suchen wir uns eine Alternative. Dazu müssen wir mit dem 10:30 Bus nach Lottulo fahren. Leider war am 9. Juni Fahrplanänderung! Nach einer halben Stunde erfahren wir dies schliesslich auch und machen uns ans Auto-Stöppeln. Schon kurz darauf hält eine Italienerin. Wir erfahren, dass sie im dünnbesiedelten Weiler Fracchie wohnt. Statt nur bis S. Damiano fährt sie uns schliesslich die weiteren 2km durch die steile Meira-Schlucht nach Lotullo.

Schlecht markiert gehts durch einen Torbogen unter einem Haus hindurch auf den als GTA eingezeichneten Weg. Ein schmaler, stellenweise recht steiler aber enorm abwechslungsreicher Pfad führt uns durch die Comba Rubbio und um den Gratrücken bei Pt. 1213. Kurz nachdem wir den PO erreichen, beginnt es zu tröpfeln, in der Ferne hören wir Donnergrollen. Ein Blick in die Karte und unser Entschluss, bei den Häusern von Rubbio Schutz zu suchen, steht fest. Keine Minute zu früh erreichen wir eine renovierte Scheune mit einem weit ausladenden Dach. Es blitzt, es kracht und die Schleusen des Himmels öffnen sich. Wohlgeschützt geniessen wir das Naturschauspiel. Nachdem es auch noch graupelt und hagelt, erscheint eine Gruppe von rund 10 komplett durchnässter Wanderinnen. Zu unserem Erstaunen suchen sie aber keinen Schutz unter einem der Dächer, sondern stapfen unbeirrt weiter durch die tobenden Naturgewalten. Naja, jedem wie ihm beliebt.

Vielleicht 10 Minuten später hat sich der Himmel beruhigt und wir unsere Salami gegessen. Obwohl der Höhenweg zur Punta Cucchietti Pt. 1257 durch eine botanisch äusserst vielfältige Felsensteppe führt, scheint dies den 10 tropfnassen Wanderinnen, die wir nun überholen, komplett egal zu sein ... Eine kurze Steilstelle ist mit einem Seil versichert. Danach führt ein angenehmer Weg durch die Comba di Pral und an der Kapelle S. Bernardo vorbei in den Weiler Camoglieres (980m).

Den Rest des Tages verbringen wir mit Rumhängen und schliesslich einem exzellenten Nachtessen.

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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