Aggenstein-Südwestkante und Südostkante "Hüttengrat"


Publiziert von quacamozza , 27. Juni 2018 um 10:03.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1000 m
Strecke:P Lumberg-Bad Kissinger Hütte-Aggenstein-Bad Kissinger Hütte-P Lumberg
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 5 1:25 000 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Schon wieder dieser überlaufene Gipfel...ein schönes Sommerwochenende am Aggenstein, da könnte man doch vielleicht wieder auf alte Freunde treffen, die man längere Zeit nicht gesehen hat. Letztes Jahr wurden meine Hoffnungen in der Hinsicht ja leider enttäuscht, aber ich lass mich einfach mal überraschen...

Wie immer ist der Parkplatz Lumberg gut gefüllt, und beim Hüttenaufstieg sind auch bereits Heerscharen unterwegs. Ich hoffe trotz allem, dass es an den Graten ruhiger zugeht. Und so ist es dann auch: Zwar sind einige Seilschaften in den Südrouten am Klettern, aber an der Südwestkante ist bei weitem nicht so viel Betrieb wie befürchtet.


Die Anstiege müssen an dieser Stelle nicht mehr vorgestellt werden. Zur Lektüre empfehle ich meine ausführlichen Berichte zum *Hüttengrat und zur *Südwestkante und Hüttengrat. Daher nur kurz der aktuelle Zustand in den Routen:

Am Hüttengrat ist in der Schlüsselstelle der 3.SL ein größeres Felsstück ausgebrochen. Dies ist deutlich an der auffallend hellen, fast weißen Farbe des Gesteins zu erkennen. Schwieriger wird der Anstieg zwar dadurch nicht. Man sollte allerdings in der näheren Umgebung des Ausbruchs die Griffe und Tritte besonders sorgfältig prüfen.

An der Südwestkante gibt's nichts Neues. Für mich war abschließend zu klären, ob die Schlüsselstelle am Beginn der 3.SL tatsächlich eine IV ist. Da ich in den Tagen davor und danach noch weitere Touren am Aggenstein in vergleichbarer Schwierigkeit geklettert bin, kann ich das jetzt sowohl objektiv als auch subjektiv mit einem Ja beantworten. Leider werden gerade in dieser stark ausgesetzten Passage die kleinen Griffe zunehmend abgespeckt, so dass ich mich hier beim nächsten Mal sichern werde. In den Südwandplatten klettern viele mit profillosen Kletterschuhen. Die sind aber für die Kante wegen der vielen Steilschrofenabschnitte und Geröllabsätze eher keine gute Idee.

Nachdem ich vormittags auf der Terrasse der Bad Kissinger Hütte noch in der beinahe urban anmutenden Anonymität der Aggenstein-"Alpinisten" verschwinde, werde ich am Ende der 1. SL der Südwestkante mit einer lautstarken persönlichen Begrüßung aus meinen meditativen Gedanken geweckt. Jens und Alex sind gerade am Standplatz.
Liebe Grüße an Euch. Es war wirklich ein geiles Erlebnis, Euch zu treffen. Als wir mit unseren Routen fertig sind, verläuft im Anschluss der komplette Abstieg inklusive Einkehr zu dritt. Totale Entspannung vom Alltag. 
 
Insgesamt ein sonniger und erlebnisreicher Tag, trotz der vielen unterwegsenen Leute chillig. @Matze and other teachers: bitte keinen Kommentar ;-)



Ein paar kurze Worte noch zu den anderen, weniger begangenen Graten am Aggenstein.

Nur im "Kleinen Nordwändle" kommt so etwas wie Nordwandfeeling auf. Es ist kühl und schattig. Diese Route ist nicht nur schwerer als im AVF beschrieben, nämlich mit zahlreichen längeren Stellen im IV. Grad, sondern sie ist auch mühsam zu klettern. Es gibt keine logische Linie, dafür Haken unterschiedlicher Art. Sollte man den leichtesten Verlauf der Route verlassen, was schnell passieren kann, findet man sich sofort in äußerst anspruchsvollem Gelände wieder, in dem (das gilt jetzt vor allem für Alleingänger) nur noch Profis weiterkommen. Alles in allem eine Route, die man nicht öfter machen muss.

Der Nordwestgrat und die Kemptner Kante sind dagegen lohnend, haben aber weder mit "Nord" noch mit "Wand" etwas zu tun. Die Routen selber sind aber zutreffend und gut beschrieben.

Der Nordwestgrat bietet 5 SL kompakten Fels. Zwei Stellen im IV. Grad sind zu überwinden. Die Ausgesetztheit ist dabei fordernder als die Schwierigkeit. Ausstieg ist auf dem nördlichen Vorgipfel.

An der weiter südlich gelegenen Kemptner Kante (im AVF "Südwestgrat" genannt) macht der heikle Abstieg zum Originaleinstieg durch eine Schrofenwand wenig Sinn, da der Beginn der 1.SL über ähnliche Schrofen wieder zurück auf den Absatz führt, auf dem man beim Zustieg ankommt. Man könnte natürlich auch vom Absatz abseilen, aber das ist nicht gerade der klassische Auftakt einer Klettertour. Ab dem Absatz geht's gleich mit der Schlüsselstelle (kurz IV-, dann III+) los. Das Gestein ist nicht so zuverlässig wie am Nordwestgrat, aber durchaus noch anregend zu klettern. Nach 5 SL ist der Spaß dann vorbei, der Rest ist Gehgelände auf einem horizontalen Gratstück mit kurzen II und III er Kraxelstellen.


Tourengänger: quacamozza


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