La Crona (2324 m) - Steilgras in der Brenta


Publiziert von gero , 25. Juni 2018 um 22:05.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:23 Juni 2018
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Rist. Dolomiti - Malga Senaso di sotto - ex Malga Senaso di sopra - Busa di Senaso - Colmalta - La Crona (19,6 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Etschtal hinauf nach SAN LORENZO in BANALE; dort der Beschilderung ins Val d'Ambiez folgen, sie führt durch abenteuerlich enge Gassen durch den Ort und weiterhin sehr schmal zum RISTORANTE DOLOMITI. Dort gebührenfreier, geräumiger Parkplatz.
Kartennummer:Tabacco Blatt 53 (Dolomiti di Brenta 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 11 (Brenta - Madonna di Campiglio - Presanella)

La Crona - mit ziemlicher Sicherheit hat die Mehrzahl der Bergkameraden diesen Namen noch nicht gehört. Und gar ein Steilgrasberg in der Brenta, jenem Gebiet steiler Felswände - das hätte ich bis heute selbst nicht geglaubt. Nun ja, vielleicht nicht vom Kaliber der Lechtaler und Allgäuer - aber doch im Bereich der Gipfelflanke ganz schön anspruchsvoll! Man ist hier in der südlichen Brenta unterwegs, auf absolut einsamen Pfaden in jenem Bergkamm, der von der berühmten Cima d'Ambiez nach Süden abzweigt; er ist nahezu unerschlossen, nur der von mir hier schon einmal vorgestellte Verbindungspfad zwischen Val Ion und Val d'Ambiez erschließt das Gebiet. Die Gipfel sind alle ziemlich unzugänglich, kaum jemand wird beispielsweise vom abweisenden Corno di Senaso oder eben La Crona schon einmal gehört haben. Letztere steht nun in meinem Tourenbuch - und hier in hikr als Tourenvorschlag.

Das Auto bringt mich bis zum Ristorante Dolomiti di Brenta (860 m), dann geht es zu Fuß in das lange Val d'Ambiez hinein. Noch vor 5 Uhr starte ich, der längste Tag des Jahres, es ist bereits hell, und der Sonnenaufgang steht unmittelbar bevor. Nach einer guten Stunde Marsch auf der steilen Almstraße, welche bis zur Agostinihütte hinauf führt, erreiche ich den Abzweig zur Malga Senaso di Sotto (1578 m), hier geht es nun auf schönem Steig anregend durch Bergwald zur Alm hinauf. Die momentan noch unbewirtschafteten Almhütten erreiche ich 1 Std. nach Abmarsch.

Gleich hinter der Almhütte gabelt sich der Weg: rechts geht es weiter zum Rif. Cacciatore, ich aber wähle den linken Pfad, der direkt zur ehemaligen Malga Senaso di Sopra hinauf führt (kein Wegweiser, keine Markierung). Der Steig ist zunächst verwachsen, er führt aber direkt aufwärts in Richtung auf eine Geländestufe, welche die untere von der oberen Malga Senaso trennt. Über eine Wiese geht es bergan bis zu einem kleinen Steinmann, er markiert den Beginn eines nun wieder gut ausgebildeten Steiges, der durch die besagte Geländestufe leitet. Durch Latschenfelder geht es bergauf, bis der Steig das weitläufige Gelände der ehemaligen Malga Senaso di Sopra (1847 m) erreicht: sofort ist er wieder von dichten Wiesen überwachsen, man braucht hier etwas Fingerspitzengefühl, um die bequemste Routenführung zu erwischen. An der oberen Senasoalm steht zwar ein Markierungsschild, aber vom Almgebäude sind nur noch rudimentäre Reste übrig. Einige Steinmauern stellen die Reste ehemaliger (Schafs-?) Pferche dar.

Es gilt nun, den Steig zu erreichen, der hoch droben am Hang unmittelbar am Wandfuß der vom Corno di Senaso herabziehenden Schrofenwände quert. Völlig weglos, aber ohne Schwierigkeiten geht es durch schrofige Wiesen den zusehends steileren Hang hinauf, etwa 1 Std. nach der Malga Senaso di Sotto habe ich den Steig Nr. 348 erreicht (etwas südwestlich der Pra del Vescovo = Wiese des Bischofs, vgl. Lk).

Anmerkung: statt dieses Direktanstiegs könnte man auch bequemer über das Rif. Cacciatore hierher gelangen, der reichliche Umweg dürfte aber 30 Minuten mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Steig Nr. 348 führt zunächst bequem in die Busa di Senaso, einer weitläufigen Geländestufe, die sehr romantisch zwischen Wänden des Corno di Senaso, der Cima Forcolotta und der Marugeni eingelagert ist. Man meint, hier der einzige Mensch der Welt zu sein, so einsam fühlt man sich - weit und breit keine Menschenseele, und Steig Nr. 348 ist der einzige Pfad, der diese einsame Umgebung erschließt.

Die Pozza Bassa leitet nun einfach, aber minimal ausgesetzt auf die markante Ostschulter der Marugeni, die den Weiterweg zur Colmalta markiert. Dort angekommen, muß man erst einmal Atem holen und das großartige Panorama verinnerlichen: tief drunten das Val d'Ambiez, darüber die mächtigen Felstürme der Brenta - einfach großartig.

In leichtem auf und Ab, immer etwas exponiert, aber nie schwierig, geht es weiter zur Colmalta. Mein heutiges Ziel, La Crona, steht inzwischen vor mir ..... und ob seiner steilen Hänge schlucke ich schon etwas: ob ich dort hinauf komme?

Gut eine Stunde nach dem Erreichen von Steig Nr. 348 habe ich die Colmalta erreicht; genauer gesagt, einen Geländepunkt, der etwa 50 m oberhalb der Sella della Colmalta liegt (4 Std. ab Ristorante Dolomiti). Von hier aus würde es südseitig ins Val Ion hinab gehen, dort unten ist die Malga Asbelz bereits zu sehen; vgl. www.hikr.org/tour/post121600.html.

Für mich beginnt nun aber Neuland: es gilt, in die eigentliche Colmalta abzusteigen. Mit diesem Abstieg beginnt das anspruchsvolle Gelände, welches typisch für die Traversierung zur Crona ist: geschätzte 40 Grad Neigung hat das Gelände, dabei sehr dicht mit langhalmigem Gras bewachsen - und viel ausgesetzter, als es von oben zunächst den Anschein hat. Es sollte hier unbedingt trocken sein! Und, sehr wichtig für etwaige Wiederholer meiner Tour: wer bei diesem Abstieg in die Colmalta ernsthafte Schwierigkeiten hat, sollte unbedingt umkehren! Drüben, beim Anstieg zur Crona, ist das Gelände genauso steil, und man MUSS alles wieder zurück!

Ich stehe also drunten in der Colmalta - auch hier ist das Gelände ausgesetzt, steile Schrofen fallen südseitig ins Val di Ion, nordseitig in die Pozza bene di Senaso ab (dies ist das steile Hochtal, das ab Malga Senaso di Sotto direkt zur Colmalta heraufführt. Dieser Alternativanstieg scheint wesentlich anspruchsvoller zu sein als der von mir benutzte Weg). Die Colmalta selbst hat den Charakter eines sehr schmalen Kammes, mit dichtem Grasbewuchs, durchsetzt mit Felsbrocken. Ein schmaler Steig schlängelt sich darauf entlang, einmal muß im Anstieg zur Crona eine unerwartet scharf eingeschnittene, aber harmlose Scharte passiert werden. Dann steilt das Steiglein auf, es führt genau auf den einzig gangbaren Punkt in der Westflanke der Crona zu. Dort steilt das Gelände abermals auf, durch die westseitige Lage ist das dichte Gras leider noch naß, infolge der heute sehr kühlen Witterung liegt sogar noch ein Rest nächtlichen Reifs auf dem Grün. Mit zugegebenermaßen etwas bangem Herzen schleiche ich vorsichtig bergan, behutsam die Füße auf die nächsten Graspolster setzend. Schließlich habe ich diese etwas unangenehme Stufe überwunden, der Schlußhang der Crona liegt vor mir.

Steigspuren gibt es inzwischen kaum noch - sind es menschliche Spuren oder Wildwechsel, die durch diese steile Flanke hinauf ziehen? Direkt hinauf - das ist mir zu steil, das Gelände dürfte etwa 40 Grad Neigung haben. Weiter rechts drüben schaut eine freche Gemse meinem Treiben zu - dann springt sie flott weiter, als wolle sie mir zeigen: schau, alles ganz easy, einfach hinauf rennen! Ich quere ansteigend rechts (südwärts) die Flanke, ein kleines Schotterfeld erweist sich besser gangbar als gedacht, und zuletzt führt mich eine Wiesenrippe auf den Gipfel La Crona (2324 m) hinauf : ca. 1 Std. habe ich für den Übergang vom Wanderweg hierher benötigt.

Kein Kreuz ziert den Gipfel, nur ein Dreibein markiert den höchsten von einigen nahezu gleich hohen Kulminationspunkten. Aber die Aussicht - einfach grandios! Natürlich ist hier zunächst der Blick auf den Hauptkamm der Brenta mit der Cima d'Ambiez zu erwähnen, dann auch gegenüber auf die Cima di Ghez und den Doss di Dalun. Nach Süden zieht ein scharf geschnittener Wiesen- und Felskamm zur niedrigen Crona Vecchia hinüber .... für meine bescheidenen Verhältnisse wäre er nur anfangs gangbar, im Bereich der Crona Vecchia scheinen einige Zacken  den Weg zu versperren. Anfangs hatte ich ja gedacht, über die Crona Vecchia zu den Masi di Ion absteigen zu können - aber unter diesen Umständen verwerfe ich diesen Plan.

Nach einer längeren Genießerpause in dieser weltabgeschiedenen Gegend mache ich mich auf den Rückweg, der identisch mit meinem Anstieg ist. Der Abstieg in die Colmalta erweist sich erfreulicherweise als weniger kritisch, als ich gedacht hatte, denn inzwischen ist die Sonne herumgekommen, hat den nächtlichen Reif aufgesogen und das unangenehme Gras getrocknet. Vorsichtig schleiche ich wieder zurück zum Wanderweg Nr. 348 und schlendere dann auf diesem entspannt zu Tal.

Anmerkung: von der Malga Senaso di Sotto erkunde ich auf dem Rückweg noch die Möglichkeit eines Zustiegs in das Hochtal der Pozza bene di Senaso - es übt eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Ein Jägersteiglein führt anfangs hinein, das sehr schnell verfällt und abweisendem Gelände Platz macht. Bald gebe ich mein Vorhaben auf, hier bergauf zu kommen.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 40602.gpx Durch das Val d'Ambiez auf La Crona

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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 26. Juni 2018 um 10:19
Mega Dagerl dawischt....KLASSE!


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