Spannende Überschreitung dreier namenloser und daher völlig unbekannter Dreitausender im Weißkamm


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 26. Juni 2018 um 21:06.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:17 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Bus von Sölden zum Tiefenbachferner
Kartennummer:AVK 30/1

Auf der AV-Karte hatte ich schon vor Jahren zwischen Mutkogel im Norden u. Weißer Kogel im Süden 4 unbenannte Gipfel entdeckt. Sie werden kurz im Führer ohne Schwierigkeitsangabe erwähnt (s. Foto).
In der Aufstellung der Zwei- u. Dreitausender der Ostalpen (die aufgeführten Gipfel haben eine Schartenhöhe von mindestens 50m) einer Privatperson tragen 3 davon einen inoffiziellen Namen, den ich bei den Wegpunkten hinter der Höhenangabe in Klammer nenne.
Ich empfand es schon als reizvoll, ihre Überschreitung zu versuchen. Dieses Jahr war es nun soweit:

am 17.06.18 fuhr ich morgens mit dem ersten Bus zum Parkplatz Tiefenbachferner.

Kurz nach 09.00 Uhr brach ich südwestwärts zum Grat auf, der vom Mutkogel nach Osten abfällt. Ich erreichte den tiefsten Punkt zwischen Mutkogel u. dem schroffen, namenlosen Berg mit 3122m Höhe. Ich musste noch ca. 20m weiter Richtung Mutkogel am Grat gehen, um auf der anderen Seite ohne Schwierigkeiten absteigen zu können. Über Firnfelder u. Passagen mit Felsbrocken u. Blockwerk gelangte ich unter die Scharte südwestlich unter dem Mutkogel. Über Firn, zuletzt mindestens 40° steil, erreichte ich die Scharte zwischen Mutkogel u. P. 3176. Über den Grat stieg ich überwiegend unschwierig auf den namenlosen Gipfel. Am Grat konnte ich schroffen Felsen in der Ostflanke ausweichen.

Dasselbe gilt für den anschließenden Abstieg zur folgenden Scharte.

Der Aufstieg zum nächsten Gipfel P. 3214 wäre mir über den Grat zu schwierig gewesen. Die Westseite des Grates kam mir etwas ausgesetzt u. schwierig vor. Vielleicht habe ich mich dabei auch geirrt. Jedenfalls wich ich nach links in die NO-Flanke aus u. stieg über ein steiles Firnfeld (s. Zoomaufnahme von P. 3214) auf. Über einfache Felsen u. Firn erreichte ich den höchsten Punkt dieses unbenannten Berges.

Dahinter stieg ich mit Umgehung schroffer Felsen, teils links, teils rechts des Grates zur  3079m hohen südlich gelegenen Scharte ab.

Die horizontale Entfernung zum nächsten Gipfel P. 3154 ist nicht groß. Die Felsen sehen von dort aber schwierig zu besteigen aus. Ich entdeckte rechts des Grates eine einfach zu erkletternde Kante. Als ich sie erreicht hatte, entdeckte ich zwischen Felsen eine Route, bei der ich nur wenige II-er-Stellen hinaufklettern musste. Sonst lag die Schwierigkeit nur bei I mit kurzen Gehpassagen.

Auf dem Gipfel machte ich erst einmal eine ausgedehnte Pause.

Der von dort gut einzusehende 4. namenlose Gipfel P. 3284 wirkte etwas anspruchsvoller auf mich. Sein Nordgrat wird im Verlauf zu schwierig, sodass ich seine NO-Flanke aufsteigen würde. Um sie zu erreichen, müsste ich ca. 50 hm zum kleinen Mittleren Weißkarferner absteigen. Ein Versuch war mir an diesem Nachmittag zu viel, auch weil das Erreichen des Gipfels wegen seines sehr steilen, schroffen Aufbaus etwas ungewiss ist, denn es könnten III-er-Stellen zu überwinden sein.

Ich stieg über den von oben unschwierig aussehenden S-Grat zur 3081m hohen Scharte ab. Kurz über der Scharte muss man ein ca. 4m hohes, fast senkrechtes Wandl absteigen (II). Der Abstieg von dieser Scharte auf die Ostseite ist anspruchsvoll, möglicherweise T6, sodass ich einen wenig höheren Buckel zur nächsten Scharte überschritt. Dort konnte ich über eine mehr als 40° steile Firnzunge zum Gletscher rückwärts mit Pickelsicherung absteigen. Am oberen Gletscherrand entdeckte ich an Felsen links u. rechts jeweils eine Spalte. Auf meiner Route dazwischen sah ich unter mir eine flache Stelle, unter der ich den Bergschrund vermutete. Deshalb sprang ich über sie hinweg.

Der Weiterweg erfolgte über den harmlosen Gletscher u. darunter überwiegend über Firn, sonst Blockwerk zu einem Seelein, wo ich auf den zwischen Vent u. dem Parkplatz Tiefenbachferner verlaufenden Höhenweg stieß. Mehrere Gegenanstiege hatte ich unterwegs zum Parkplatz hinter mich zu bringen. Ich musste mehrere kurze Verschnaufpausen einlegen. Ein Abstieg nach Vent wäre sicherlich weniger anstrengend gewesen. Allerdings hatte ich aber an der Talstation des Sessellifts Gepäckstücke deponiert, die es abzuholen galt.

Nach einer Rast fand ich es da oben etwas kühl u. wanderte deshalb Richtung Zwieselstein, was mehr Zeit erfordert hätte, als ich vorher gedacht hatte. Deshalb biwakierte ich am noch geschlossenen Gasthaus Gaislachalm (Öffnung am 30.06.18). Wie angekündigt fing es ca. 23 Uhr an zu regnen. Unter einem Vordach gelegen, blieb mein Schlafplatz aber trocken.

Statistik:
274 bestiegene Gipfel mit mehr als 3000m Höhe in den Ötztaler Alpen (es gibt noch einmal 100 mehr)



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