Kamenná hora a Sokolí hřeben (Matzensteinkamm)


Publiziert von lainari , 18. Juni 2018 um 20:57.

Region: Welt » Tschechien » České středohoří
Tour Datum: 3 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 480 m
Abstieg: 480 m
Strecke:10,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug von MBM rail (T3 nur am Wochenende) bis Zubrnice
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Tierisch, weniger dampfig, dennoch dampfend
 
Eine ausgesprochen warme Woche ist mit einer kurzen Gewitterepisode zu Ende gegangen. Der angenehm temperierte Sonnabend ist für Bauarbeiten reserviert, so dass ich am frühen Sonntagmorgen zu einer Wanderrunde aufbreche. Diese verknüpfe ich mit einem Besuch beim Festwochenende der Museumsbahn Zubrnice, die damit an die Einstellung der einstigen Lokalbahn Groß Priesen-Wernstadt-Auscha (Velké Březno-Verneřice-Úštěk) vor 40 Jahren erinnert. Ich fahre also ins rechtselbische České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) nach Zubrnice und parke etwas unterhalb des Bahnhofes. Als ich diesen passiere, sehe ich etwas überraschend die für die Veranstaltung angekündigte Dampflok, die offenbar hier übernachtet hat. Am Straßenrand laufe ich bis zum Ortseingang von Týniště (Tünscht). Dort biege ich rechts auf einen Waldweg ein. Der rot markierte Wanderweg verlässt das Siedlungsgebiet und führt durch schattigen Laubwald steil bergan. Nach einer Weile trete ich in der Kleinsiedlung Liškov (Lischken) aus dem Wald heraus in Offenland. Dabei komme ich erstmals in Kontakt mit der Tierwelt. Eine Wolke Fliegen umschwirrt mich und aus einem Hof heraus kommt zu allem Überfluss eine giftig kläffende Fußhupe herangeschossen. Das freche Biest versucht mich in die Wade zu zwacken, obwohl ich mich ruhigen Schrittes aus seinem Herrschaftsbereich entferne. Ein schimpfender und gestikulierender Halter sorgt zum Glück für Ordnung. Wegen der Fliegen beschleunige ich fuchtelnd meine Schritte. Je schneller ich jedoch laufe, desto mehr dampfe ich und dies vergrößert meine fliegende Fangemeinde. Wenig später komme ich zur Streusiedlung Plaň (Plan). Im nicht gerade ebenen Weiler biege ich geleitet von einer grünen Wanderwegmarkierung auf einen Pfad ab und gelange in den Wald. Hier beginnt der vulkanisch entstandene Kamm des Matzensteins. Zu Beginn überschreite ich die erst in jüngerer Vergangenheit mit Kamenná hora bezeichnete höchste Erhebung des Kammes. Im Verlauf folgt die heute mit 592 m ausgezeichnete Erhebung Sokolí hřeben. Die historisch verbürgte Lokation mit dem Namen Bauermassen/Bauer Matzen (-Stein)/Matzenstein (-Berg)/Matzensteinkamm befand sich an einer 587 m messenden Erhebung und bezeichnete den einstigen Flurbesitzer. Mittlerweile wurden die herumschwirrenden Fliegen durch nicht minder lästige Hirschläuse abgelöst. Leicht fallend laufe ich weiter bis zum Sattel an der Wegkreuzung an der einstigen Fraschenbaude/Fráž. Der namensgebende bewaldete Berg Vráž (Wrusche/Wrasche/Frasch) liegt nordöstlich des Sattels und ist wenig attraktiv. Ich schaue nach den Fundamentresten der einstigen Baude und lege an der Kreuzung eine kurze Pause ein.
 
Wieder aufgebrochen, biege nach rechts ab und laufe auf einem Fahrweg unmarkiert bergab. Unterwegs biege ich am ersten abzweigenden Weg nach rechts hinein. Der Forstweg endet an einer Wendeschleife. Hier gehe ich nach links auf eine Wiese hinaus und folge dem unscheinbaren Weg durch die Wiese bis sich ein Hohlweg abzeichnet. Links davon ist eine verbuschte Anhöhe über die ich bei dieser Tour seinerzeit zur Hrad Leština gelangt war. Heute laufe ich weiter abwärts und finde etwas unterhalb linker Hand eine Hangterrassierung bzw. einen alten Flurweg, der einen dornenfreien Zugang zur Hrad Leština (Burg Leschtine) bietet. Das lasse ich mir nicht entgehen. An der steil abfallenden Nordostflanke des Burgberges scheuche ich ungewollt zwei Hirschkühe, mehrere Rehe und über ein Dutzend Mufflons aus ihrem Tageseinstand auf. Zurück am Hauptweg gehe ich weiter talwärts und nehme an einer Verzweigung den linken Ast. Plötzlich höre ich merkwürdige Geräusche am Waldrand und sehe etwas Ocker gestreiftes im Gras. Als ich realisiere, dass dies Frischlinge sind, bemerke ich etwa zehn Meter voraus die schnaubende Bache. Zu meinem Glück dreht sie ab und es dauert eine ganze Weile ehe alle Frischlinge folgen. Mein Weg verliert sich im hüfthohen Wiesenland und ringsherum ist Schmatzen, Grunzen und wogendes Gras zu sehen. Hier ist eine ganze Rotte Wildschweine zu Gange. Ich weiche sicherheitshalber nach rechts aus und folge einer anderen Fahrspur talwärts. Bei einem Anwesen treffe ich auf den Talweg und nutze ihn bis zum Bahnübergang. Links hinter der Kurve der Bahnstrecke liegt der Haltepunkt Leština (Leschtine). Dieser liegt in leichtem Gefälle während sich vor- und nachher stärkere Steigungen befinden. Oberhalb scheint mir ein geeigneter Platz zum Fotografieren des Sonderzuges gegeben zu sein. Nach einer gewissen Wartezeit kündigt sich der nahende Zug schon von Weitem durch seine schwer arbeitenden Loks an. Der Widerhall von den Talflanken verschafft einen wahren Ohrenschmaus. Das verebbende Geräusch markiert das Erreichen des Haltepunktes. Ein kurzer lauter Schlag und ein Abblasen zeigen an, dass der Spitzendruck des Kessels erreicht ist. Obwohl ich den Zug noch nicht sehe, sind die Geräusche so deutlich als würde ich danebenstehen. Ein typisches Klappern beim Einlegen der Steuerung, ein kurzes Schleudern und schon setzt sich der Zug mit kraftvollen Abdampfschlägen in Bewegung. Nun biegt er um die Kurve in meinen Sichtbereich. Die eingesetzte Dampflok der seltenen Reihe 431.0 „Ventilovka“ (ex BBÖ Reihe 378) scheint für diese Strecke ideal zu sein, die Grenzlast soll bei trockenen Bedingungen bei drei vierachsigen Personenwagen liegen. Da heute vier dieser Wagen im Einsatz sind, wird der Zug von einer Diesellok der Reihe T 435.0 „Malý Hektor“ nachgeschoben. Das trockene Bellen des langsamlaufenden Dieselmotors macht dem Spitznamen der Lok alle Ehre und verschmilzt harmonisch mit dem Dampflokgeräusch. Die Komposition entfernt sich bergwärts. Nun habe ich zwei Möglichkeiten um zurück nach Zubrnice zu gelangen, legal aber gefährlich ohne Fußweg entlang der Straße oder bestenfalls halblegal aber gefahrlos (Einzugbetrieb) entlang der Bahnstrecke. Ich nehme die tschechische Variante und inspiziere die Gleisanlage. Obwohl jedes Frühjahr vom Museumsbahnverein hunderte Holzschwellen ausgetauscht werden, ist großer Reparaturbedarf erkennbar. Viele Schwellen federn beim Drauftreten und geben hohle Geräusche von sich, halten also nur noch optisch die Schienen. Schließlich erreiche ich das Bahnhofsgelände und den Standort des Autos. Mittlerweile sind alle denkbaren Parkmöglichkeiten in der Ortslage Zubrnice besetzt. Ich bahne mir einen Weg durch das Gewühl und trete die Heimfahrt an.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h.
Die absolvierte Wegstrecke ist teilweise nicht als Wanderweg markiert und ist größtenteils mit T1 zu bewerten. Der Aufstieg zur Hrad Leština und der Sokolí hřebenhaben abweichend die Schwierigkeit T2.

Tourengänger: lainari


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T3
11 Jun 17
Grün, warm, feucht und steil · lainari

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