Durch die höchste Felswand zwischen den Alpen und Skandinavien


Publiziert von Nik Brückner , 24. Juli 2018 um 11:37. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:22 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:25km

Mitten in der ansonsten lieblichen Landschaft um Nahe und Alsenz ragt jäh und unvermittelt eine über 200 Meter hohe, senkrechte Felswand auf: Die Südwestwand des Rotenfels, höchste Wand zwischen den Alpen und Skandinavien. Oben eine sanfte Fläche, ist die meist senkrechte Felswand von tiefen, steilen und dunklen Tobeln durchfurcht, die dem Wanderer nur an wenigen Stellen einen Durchstieg ermöglichen.

Die Waldelfe und ich hatten die Wand nach einem Ausflug zum Disibodenberg zufällig entdeckt, bei einer späteren Gelegenheit hatten wir mögliche Routen ausgecheckt, nun wollte ich sehen, ob es möglich war, die Wand ohne Seil und Kletterschuhe zu durchsteigen. Unterwegs im Player: Gryphons "ReInvention".


Es ist möglich. Allerdings geht's in den T6-Bereich.


Los ging's auf dem Wanderparkplatz Luise-Rodrian-Haus (300m), direkt auf der Hochfläche des Rotenfelsens und unweit der Abbruchkante. Wir wanderten von hier aus nach Südosten und gelangten am Gelände des Alpenvereinshauses an den oberen Rand der Felswand. Hier ein paar Meter nach rechts, bis sich unter dem Holzgeländer ein Steiglein abzeichnet.

Wanderparkplatz - Felswand: Markierter Fahrweg, T1, paminuttn


Die Wandflucht des Rotenfelsens ist 1200 m lang und 202 m hoch, und erlaubt in ihrem interessanteren, östlichen Teil meiner Ansicht nach dem Nichtkletterer nur an zwei Stellen einen Durchstieg: Direkt unterhalb des Alpenvereinshauses, sowie durch den steilen Trichter, dessen westliche Begrenzung die Bastei bildet. Diese beiden Routen wollte ich ausprobieren.

Ich tauchte unter dem Holzgeländer hindurch und stieg über ein im schütteren Gras deutlich erkennbares Steiglein ab. Dabei auf Disteln Obacht geben! Weiter unten wird das Gelände felsig, man steigt kurz eine Rippe hinunter (I), dann wenden sich die Wegspuren nach rechts, in einen steilen Tobel hinein. In diesem geht es nun hinunter.

Dabei ist Vorsicht angesagt: Das Felsmassiv besteht aus Rhyolith, einem nicht gerade für seine Festigkeit bekannten Gestein. Die Nahe dürfte beim Herausfräsen der Felswand leichtes Spiel gehabt haben. Der Rotenfels ist also brüchig, insbesondere bei Zugbelastung heißt es Aufpassen. Ein Helm ist hier unverzichtbar. Ich habe einige zementierte Standhaken und Bohrhaken gesehen, gefahrloses Klettern findet trotzdem anderswo statt.

Sofort befindet man sich in ernsthaftem, alpinem Gelände. Man steigt nun in und neben einer Rinne hinunter, die das Wasser aus- und glatt gewaschen hat. Dafür ist der Fels in der Rinne fest und meist gut begehbar. Wenn die Rinne selbst zu steil wurde, bin ich (meist links) daneben abgeklettert - in dann weniger gutem Fels. Hier klettert man meist im IIer-Bereich, Querungen aus der Rinne hinaus sind dabei recht luftig, da wird schon mal der T6-Bereich gestreift. Weiter unten kann man dann ein ganzes Stück in der Rinne gehen, hier ist Reibung gefragt.

Nach unten raus wird das Gelände flacher, allerdings liegt hier unangenehmer Schutt und Geröll. In diesem Bereich gelangt man dann zu mehreren Schutz- und Weinbergsmauern hinunter. Über die erste hilft ein Seil, an dem man sich hinunterhangeln kann. Es hat gute Tritte in der Mauer.

Um zur nächstgelegenen Wiederaufstiegsmöglichkeit zu gelangen, muss nun nach Westen gequert werden. Die Querung beginnt unmittelbar nach der Mauer mit dem Seil, an einer Stelle, an der man die Hauptschwierigkeiten des Abstiegs hinter sich hat (hier könnte man auch weiter hinunter zur Straße absteigen). Rechts tut sich zwischen einem markanten Zacken und dem Hauptmassiv eine steile Schuttrinne auf. In der geht es hinauf - in der Hoffnung, dass es drüben auch wieder runtergeht.

In der Scharte angekommen, überrascht ein herrlicher Blick auf den so genannten Spitzen Turm. Auf diesen geht es in der Folge zu, denn mit dem muss bald Tuchfühlung aufgenommen werden...

Alle Bedenken sind grundlos, man kommt gut aus der Scharte wieder runter. Einfacher sogar, als der Aufstieg war. Die Querung setzt sich nun auf einem zunächst guten Weglein entlang der Felswand fort. Es geht zu einem schon von weitem deutlich sichtbaren Zaunpfahl hinüber.

Vom Zaunpfahl aus geht es auf dünnen Trittspuren rechts weiter. Man steigt steil hinauf zur Mittelwand. Links rückt auch schon der Spitze Turm näher. Oben angekommen, wendet man sich nach links. Hier tun sich die nächsten Rinnen auf. Die Rinne unmittelbar rechts vom Spitzen Turm ist die richtige. Steil geht's hinauf, das ist, vor allem im unteren Teil, eine II. Technisch die schwierigste Stelle dieser Route durch die Felswand.

Wieder geht's drüben deutlich leichter aus der Scharte hinunter. Nächstes Etappenziel: Die markante bewachsene Rinne gegenüber. Die Querung ist problemlos.

Auch in dieser Rinne wartet wieder viel Schutt. Das meiste kann man aber umkraxeln. In der Rinne geht's nun steil hinauf (I, I-II, je nach Routenwahl. Ich bin das auch schon im Abstieg gegangen). Der Ausstieg ist ein wenig unterhalb des höchsten Punkts über ein kleines Wandl rechts. Dort geht es über halbwegs guten Fels hinaus (ein letztes Mal I). Unmittelbar gegenüber befindet sich die Bastei, von wo aus man wahrscheinlilch auf den letzten Metern beobachtet wird.

Über Schrofen geht's nun weiter hinauf. Das Gelände ist nun deutlich einfacher, aufpassen sollte man aber doch. Es bleibt relativ steil, und links geht's ordentlich runter. Die allerletzten Meter legt man auf einem Weglein zurück, das einen Aussichtspunkt mit Bank endet.

Es gibt noch eine weitere Aufstiegsmöglichkeit, weiter westlich, durch die Rinne, in die der große Trichter mündet, dessen westliche Begrenzung die Bastei bietet (Stelle III). Der Rotenfels ist übrigens nicht ganzjährig begehbar. Er ist ein Naturschutzgebiet. Zum Schutz der Wanderfalken ist das Klettern im Wandteil westlich der Bastei ganzjährig untersagt, östlich der Bastei vom 1. Januar bis 30. Juni.

Durch die Felswand des Rotenfels: Wegspuren, leichte Kletterei, T6/II, 1,5h


Die Waldelfe, die unterdessen zur Bastei (294m) gewandert war, um mich dort zu erwarten, war umgekehrt, und nahm mich hier am Aussichtspunkt in Empfang.

Aussichtspunkt - heißt, Aussicht genießen. Und die ist toll hier heroben, logisch, die höchste Felswand zwischen Alpen und Skandinavien. Der Blick schweift von der nahen Gans ganz links über den Rheingrafenstein bis hinüber zum 22 Kilometer entfernten Donnersberg, zur Altenbaumburg davor und zur noch näher gelegenen Ebernburg. Dann übers Nahetal hinüber zum Lemberg, zum Gangelsberg und zum Welschberg.

Prompt fing es an zu regnen - was mir aber guttat, keine Sekunde zu früh kam, und nicht vorhergesagt war. Sie haben's uns prophezeit damals vor 30, 40 Jahren, als der Klimawandel ein Thema wurde. Wir packten kurz von T6 auf normales Wandern um, dann machten wir uns auf die große Runde, auf der wir die gesamte Felsenlandschaft kennenlernen wollten.

Der Regen hörte bald wieder auf (och, schade). Dann wanderten wir, zunächst immer an der Kante entlang, in (erst süd-, dann nord-) östlicher Richtung bis zu einer kleinen Schutzhütte an einem Aussichtspunkt. Danach dreht der Weg in einen Waldtobel, wo wir abrechtsten, um zum Stegfels (242m) zu gelangen, eine Felsenkanzel im weniger spektakulären, aber nicht weniger schönen östlichsten Teil des Rotenfelsens. Bei der nächsten Möglichkeit wandten wir uns dann erneut nach rechts, und querten die gesamte Südostflanke des Bergs auf halber Höhe. Dabei geht es über Geröllfelder und Felsrippen, vor allem aber durchquert man eine besonders ausgeprägte Rippe durch einen Felstunnel (204m)

Tief unterhalb des Alpenvereinsgeländes gelangt man per Abstecher nochmal von unten an die Wand heran. Den spektakulären Blick sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Danach wanderten wir hinunter nach und durch Bad Münster am Stein (129m).

Nächstes Ziel: Die Ruine Rheingrafenstein. Oder genauer: Die Ruine Affenstein. Dazu gleich. Um dorthin zu gelangen, muss man über die Nahe, und zu diesem Zweck nutzt man am besten Hajos Fähre (107m).

Die Fähre, die man vom Kurpark aus besteigen kann, ist die einzige handgezogene Fähre Süddeutschlands. Sie verbindet von Ostern bis Anfang November Bad Münster mit dem Huttental, von wo aus ein Wanderweg zum Rheingrafenstein hinauf führt. Diese Fähre gibt es schon seit Jahrhunderten: Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1721.

Heute verkehrt sie Di, Mi und Do von 14.00 - 18.00 Uhr sowie Fr, Sa, So und Feier von 9.00 - 18.00 Uhr. In den rheinland-pfälzischen Sommerferien zusätzlich Mo von 13.00 - 18.00 Uhr und Di bis Do ebenfalls bereits ab 13.00 Uhr. Musik und Weinproben hat's sogar auch, Infungen hier.


Hajo schiffte uns hinüber zum Ausgang des Huttentals, das wir nun hinaufwanderten.

Diese enge Schlucht unterhalb des Rheingrafensteins trägt ihren Namen wegen der zahlreichen Bergwerksstollen, die das Gebiet zwischen Rheingrafenstein und Alsenzmündung durchzogen: Huttental - von Hütten/Verhüttung. In der Nähe ist auch ein Besucherbergwerk.

Vom Rotenfels ins Huttental: markierte Wanderwege, T2, 1h


Kurz hinter dem Eingang ins Huttental verließ ich dann den Wanderweg nach links, und stieg über Geröll einen wilden, steilen Tobel hinauf zur Ruine Affenstein (180m).

Südwestlich unterhalb des Rheingrafensteins befinden sich auf einem kleinen Absatz in der senkrechten Felswand die dürftigen Reste der Burg Affenstein. Die talseitige Mauer ist von der Fähre aus gut zu sehen. Auch auf der Bergseite stehen Mauerreste, eine Rekonstruktion der Anlage oder Rückschlüsse auf ihren Zweck sind angesichts der wenigen erhaltenen Teile allerdings schwierig. Sogar die Identität der Anlage mit dem 1426 erwähnten "Affenstein unter dem Ringravensteine" wird bezweifelt. Wahrscheinlich war sie lediglich ein Vorwerk zur Burg Rheingrafenstein. Der Zeitpunkt, zu dem die Anlage aufgegeben wurde, ist unbekannt. Eventuell erfolgte ihre Zerstörung während des pfälzischen Erbfolgekrieges 1688.

Die Ruine ist nur schwer zugänglich, über einen vor allem im oberen Teil äußerst steilen und unangenehm zu begehenden Geröllhang. Das sollte man nur mit großer Vorsicht, Erfahrung und gutem Orientierungssinn machen. Hier kann man schnell in gefährliches Gelände geraten.

Der Affenstein ist übrigens nur von unten zu erreichen. Ich hab's mal mit einer Querung weiter oben im Hang versucht, geht nicht.

Abstecher zur Ruine Affenstein: wegloser Geröllhang, T4, 30 Minuten


Zurück auf dem Wanderweg im Huttental wanderten wir nun in zunehmender Hitze hinauf zur Ruine Rheingrafenstein (212m).

Aufstieg zum Rheingrafenstein: markierter Wanderweg, T1, 10 Minuten


Die Ruine der Burg Rheingrafenstein befindet sich auf der Spitze einer 136 Meter hohen Porphyr-Felsformation, die früher "Huhinstein" hieß, dann aber nach der Burg benannt wurde. Sie wurde im 11. und 12. Jahrhundert errichtet, und während des pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 zerstört.

Vermutlich wird der Rheingrafenstein von den Emichonen (Nahegaugrafen) erbaut. Er wird später zur Stammburg der Ritter vom Stein (der späteren Wild- und Rheingrafen), und verbleibt bis zur Französischen Revolution in deren Besitz. 1196 nennt sich Wolfram von Stein erstmals „Rheingraf“, die Bezeichnung überträgt sich dann auf die Burg. Nach der Schlacht bei Sprendlingen im Jahre 1279 verliert Siegfried II. vom Stein seine rechtsrheinischen Besitzungen an den Erzbischof von Mainz, und verlegt seine Residenz hierher. Im Jahre 1610 bildete sich eine eigene rheingräfliche Linie - die "Rheingrafensteinische".

Während des Dreißigjährigen Krieges wird die Burg von Spaniern und Schweden erobert und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 von Truppen des französischen Generals Mélac zerstört. Reste werden 1721 zum Bau einer Saline verwendet. 1835 kauften die Nachkommen der Wild- und Rheingrafen den Rheingrafenstein und das Huttental von der Gemeinde Münster wieder zurück.

Teile des Berings, ein Gewölbekeller, ein paar Treppen zum ehemaligen Wohnturm sowie die Grundmauern des ehemaligen Treppenturms sind noch erhalten. Eine weitere Treppe führt durch einen Felsen auf eine Aussichtsplattform auf dem hier leicht überhängenden Fels.


So, weiter. Jetzt wird's kompliziert: Hinter der Burg auf dem Wanderweg hinauf, zwei unmarkierte (und eh kaum zu erkennende) Linksabzweigungen ignorierend, wanderten wir im Wald bergauf, bis wir den Weg erreichten, der von der Sternwarte Bad Kreuznach kommt. Hier halblinks und gleich wieder halblinks, einen Tobel hinunter. Unten stößt man auf die Spitzkehre eines Zickzackwegs, der von der Nahefähre herauf kommt (und dessen unterer Teil zur Zeit wegen eines Felssturzes gesperrt ist). Dieser Weg quert nun in ständigem, weitausholendem Hin und Her den in durchaus alpinem Ausmaß gerölligen Westhang des Bergs, der den Aussichtspunkt "Gans" trägt, unser nächstes Ziel. Dabei passiert man den Zwei-Bäder-Blick (238m), gleich in der nächsten Spitzkehre, von dem aus man Aussicht auf Bad Kreuznach und Bad Münster hat. Dann ging's weiter durch die riesige Geröllhalde hinauf zu Gans (296m).

Rheingrafenstein - Gans: markierte Wanderwege teils geröllig, T2, 30 Minuten


Ich legte noch einen kurzen Abstecher nach Norden ein, weil ich neugierig auf das Gelände Richtung Bad Kreuznach war. Ebenfalls felsig und wild - hier geht's beim nächsten Besuch hin. Zurück an der Gans wanderten wir dann weiter zum Schloss Rheingrafenstein (287m).

Das Schloss wurde wahrscheinlich nach Zerstörung der Burg Rheingrafenstein 1688-89 von den Herren von Salm-Salm an der Stelle eines ehemaligen Gutshofs erbaut. 1720-22 erfolgte ein Ausbau. Später wechselte der Besitz an die Grafen von Solms und die Familie von Erlanger. 1916 brannte ein Flügel des Barockbaus ab, im 20. Jh. wurde einige Aus- und Umbauten vorgenommen. Heute stehen die Gebäude leer.

Hier wandten wir uns nach Süden und passierten die Sternwarte Bad Kreuznach (283m). Den Weg zur Ruine Rheingrafenstein ließen wir rechts liegen, und wanderten geradeaus, genau nach Süden. Den nächsten Weg überquerten wir, weiter südwärts wandernd, dann ging es ein kleines Weglein links hinunter ins Huttental. Dort wanderten wir kurz nach Südwesten und stiegen dann weglos hinauf zum Huttentalblick (223m), wo ein kleiner Pavillon steht. Dazu hatte uns eine alte Karte verleitet, auf der hier ein Weg eingezeichnet war. Das geht bestimmt schöner.

Vom Huttentalblick kurz nach Osten, und dann auf dem oberen Weg auf etwa gleichbleibender Höhe zu einem Punkt südlich unterhalb des Weißenfelsens (280m) - den ich noch erstieg. Muss man nicht. Er ist im Waldboden kaum zu erkennen. Aussicht gibt's auch keine.

Wieder zurück auf dem Weg ging's dann hinauf zur steinernen Bismarckhütte (324m). Von hier aus könnte man recht direkt südwestwärts zur Altenbaumburg laufen, wir wollten jedoch die Ruine Treuenfels noch besuchen. Wir wanderten also kurz nach Osten und dann im Nordhang des Bremroths nach Westen, bis der Weg steil hinunter ins düster-romantische Tal führt. Am Ortseingang hielten wir uns links, dann gelangt man, ein Sträßchen überquerend, zur Ruine der Burg Treuenfels (169m).

Gans - Ruine Treuenfels: teils markierte Wanderwege (kurz weglos am Weißenfels, dort T3), T2, 1:45


Die Burg Treuenfels, auch Bernhardsschlösschen genannt, steht auf einem Bergsporn hoch über dem Ort Altenbamberg, südlich der Ruine Altenbaumburg.

1357 erhalten der Ritter Diez von Wachenheim, die Brüder von Montfort, Berthold gen. Stange von (Neu)-Bamberg und der Knappe Johann Schweifkrusel von Partenheim die Erlaubnis von Pfalzgraf Ruprecht II., auf dem Berg Lusebohel eine Burg zu errichten. Im 16. Jahrhundert ist die Anlage als kurpfälzisches Lehen im Besitz Eberhard Vetzers von Geispitzheim und eines Philipp Back, und bis zum 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Sturmfeder. Die heute komplett überwucherte kleine Burg zeigt noch bis zu acht Meter hohe Reste der Ringmauer aus Bruchsteinmauerwerk.

Die Waldelfe entdeckte einen Durchschlupf durch übles Dornengestrüpp, am oberen Ende einer Weinbergstreppe, und so kroch ich hinauf in das Burggelände. Muss man nicht machen. Man reißt sich alles auf, und zu sehen ist wenig. Den Besitzern ist ihre Burg wohl gleichgültig.

Wir wanderten nun hinunter nach Altenbamberg (130m), überquerten die Straße Am Schlossberg, und wanderen drüben gerade wieder hinauf. Auf einem südseitig exponierten und deshalb heißen, anfangs dazu ziemlich zugewachsenen Serpentinenweg ging's hinauf zur Ruine Altenbaumburg (229m).

Ruine Treuenfels - Ruine Altenbaumburg: Straßen und unmarkierter Wanderweg, T1 und T2, 20 Minuten


Sie ist die Stammburg der Raugrafen und eine der größten Burgruinen der Pfalz. Die Ursprünge der Burg liegen im Dunkeln des 12. Jahrhunderts. Ein seit 1154 bekannter Graf Emich von Baumburg kann nicht mit letzter Sicherheit als Nachweis für die Altenbaumburg herangezogen werden, weil sich sein Beiname auch von einer Siedlung herleiten könnte. Erst eine in einer Urkunde aus dem Jahr 1253 erwähnte "Neue Burg" (die Neuenbaumburg) lässt den Rückschluss zu, dass davor eine Altenbaumburg existiert haben muss.

Schon 1317 hat die Burg mehrere Besitzer, was auf finanzielle Schwierigkeiten der Grafenfamilie schließen lässt. Ab 1366 folgen Verpfändungen einzelner Gebäude, im Zuge derer die Pfalzgrafen drei Viertel der Burg in ihren Besitz bringen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts geben die Pfalzgrafen die Burg als kurpfälzisches und pfalz-simmerisches Erblehen an verschiedene Adelsfamilien, die wiederum eigene Amtleute einsetzen.

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts scheint die Burg verfallen zu sein: Teile wurden als Steinbruch freigegeben. Der Neubau der Ebernburg ist zum Teil mit Steinen der Altenbumburg errichtet. In den restlichen Burggebäuden liegen während des Dreißigjährigen Krieges 1621 und 1631 spanische und schwedische Besatzungstruppen. Endgültig verwüstet wird sie 1689 durch französische Truppen.

Die 200 mal 40 Meter messende Besamtanlage besteht aus drei separaten Teilen, deren heute noch vorhandenen Reste vor allem aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen.

Die größte Ausdehnung erreichte die gotische Unterburg. Auf den Grundmauern eines großen Gebäudes wurde von 1981 bis 1983 ein palasähnliches Gebäude errichtet, das heute das Burgrestaurant beherbergt.

Eine Eisenbrücke aus dem 19. Jahrhundert überspannt heute den Halsgraben. Dahinter befindet sich die Mittelburg. Sie war mit einer Fläche von 20 mal 30 Metern der kleinste der drei Burgteile. Hier haben sich Teile der Schildmauer, eines Rundturms und die Giebelwand eines zweistöckigen Hauses erhalten.


Am besten erhalten sind in der östlich gelegenen Oberburg die Schildmauer mit einem dreiviertelrunden Eckturm und im Südosten ein noch 18 Meter hoch aufragender Rechteckturm mit Resten einer Abortanlage und eines Schornsteinschachts. Von dem einst etwa 40 Meter hohen Bergfried ist dagegen nur noch ein Schutthügel übrig.

Wir haben in dem schönen Biergarten der Burg erst einmal ordentlich abgepaust. Es war trotz des Regens in der Nacht und der kurzen Regnung am Vormittag wieder bullenheiß geworden, und so schütteten wir Flüssigkeit in uns hinein, und am Waschbecken über uns drüber.

Dann wanderten wir weiter, zurück nach Bad Münster. Diesmal aber nicht mitten durch den Wald, sondern immer am Hang entlang, mit schönen Blicken hinunter ins Tal der Alsenz. Vor allem der Uhufels (225m) bietet einen schönen Ausblick.

An der Nahe angekommen, blieben wir auf deren Südufer, an dem wir nun nach Westen wanderten, vorbei an Ebernburg (135m).

Ruine Treuenfels - Ebernburg: markierte Wanderwege, T2, 45 Minuten


Auf dem Uferweg hatten wir den Blick immer auf die faszinierende, 200 Meter hohe Wand des Rotenfelsens gerichtet, der hier auf der anderen Flussseite in den Himmel ragt. Ich konnte nochmal gut meine Route in der Wand studieren.

Wo sich die Nahe nach Süden wendet, überquerten wir sie auf einer Fußgängerbrücke, drüben auf der Norheimer Seite folgten wir sodann dem Panoramaweg, der über den Lerchenberg hinauf Richtung Götzenfels zum Wanderparkplatz Luise-Rodrian-Haus (300m) auf dem Rotenfels führt.

Ebernburg - Wanderparkplatz: markierte Wanderwege, T2, 1:10



Das war's! 25 Kilometer durch unsere neue Lieblingswanderregion. Eine herrliche Landschaft, geprägt durch bizarre Felsen, weite Geröllhalden und die entsprechend spärliche Vegetation. Hier kommen wir jetzt öfter her - und vielleicht gibt's dann auch noch ein paar Tourenberichte mehr aus dieser Gegend, wer weiß.

Äußerst anspruchsvoll und auch bei Trockenheit nicht ganz ungefährlich ist die Begehung der Südwestwand des Rotenfelsens. Die ist nur T6-Spezialisten mit Erfahrung anzuraten, die einen IIer in brüchigem Fels sicher klettern können. Auch ein gutes Gespür für die richtige Route ist in dem oft labyrinthisch unübersichtlichen Gelände notwendig.



Ausrüstung

Für die Runde genügen normale Wanderschuhe. Für die Durchsteigung der Wand am Rotenfels braucht man einen Schuh, der für T6/IIer-Gelände geeignet ist (am besten einen C-Schuh), auch für den Aufstieg zum Affenstein ist durchschnittliches Wanderschuhwerk nicht ideal.

Am Rotenfels braucht man zudem unbedingt einen Helm, für den Aufstieg zum Affenstein rate ich zu Wanderstecken.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (4)


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ABoehlen hat gesagt: Faszinierend!
Gesendet am 25. Juli 2018 um 13:22
Danke für diesen reich bebilderten Bericht! Solche Szenerien hätte ich in der Ecke nie und nimmer erwartet!

Besonders bemerkenswert finde ich die Ruine Affenstein. Die Ruinen, die ich in Deutschland bisher kennen gelernt habe, waren allesamt erschlossen und gesichert (teilweise etwas gar zu sehr), aber diese scheint wirklich nur geübten Alpinwanderern zugänglich zu sein!

Vielleicht schaffe ich es ja auch mal dorthin…

Liebe Grüsse
Adrian

Nik Brückner hat gesagt: RE:Faszinierend!
Gesendet am 25. Juli 2018 um 14:07
Hi Adrian!

Ja, das hat uns selbst auch überrascht. Wir haben die Wand vor ein paar Wochen entdeckt, auf dem Rückweg von Bad Sobernheim (ältester Barfußpfad Deutschlands, und mehrere Kilometer lang) und Disibodenberg. Wir wollten eigentlich nur über die Dörfer nachhause dümpeln, anstatt über die Autobahn zu brettern - plötzlich deutete die Waldelfe geradeaus und sagte: "Was ist das denn?!?". Da stand das Teil, 10, 15 Kilometer voraus und weithin sichtbar. Natürlich sind wir hingefahren, und drunter vorbei. Sehr eindrucksvoll.

Die Ruine ist klasse, vor allem wegen ihrer Lage, aber wirklich winzig. Wer so ein Gelände nicht gewöhnt ist, dürfte beim Versuch, dort hinaufzusteigen, fluchen - oder ihn ganz abbrechen. Deshalb auch die vielen Bilder, schließlich ist diese Gegend auf Hikr noch gar nicht erschlossen, von den weglosen Abschnitten erst gar nicht zu reden.

Musste mal hin!

Gruß,

Nik

Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II hat gesagt: RE:Faszinierend!
Gesendet am 14. Januar 2019 um 21:53
Leider haben die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg viele südwestdeutsche Burgen zerstört!

Nik Brückner hat gesagt: RE:Faszinierend!
Gesendet am 14. Januar 2019 um 22:27
Na ich schätze mal, jeder hat die burgen zersröt, die ihm nicht gepasst haben. Und heut wären sie eh verfallen, weil kein Mensch auf einem Felsen wohnen will. Oder es sich leisten kann. Ich kenne ein paar Burgenbewohner, und die wohnen da alle nur, weil sie's geil finden. In fünf von dutzenden Räumen. Die unbewohnten sind kalt und gammelig - leisten können sie sich den Unterhalt nämlich nicht.


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