Gestrandet auf 3333 Metern


Publiziert von rojosuiza , 6. Juni 2018 um 00:01.

Region: Welt » United States » California
Tour Datum:21 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: USA   US-CA 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aspendell
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Aspendell
Unterkunftmöglichkeiten:Aspendell, Bishop

Gestrandet auf 3333 Metern. Das klingt hochalpin. Aber ist es das?


Bei einem eheren Besuch der Gegend waren die Schranken bei Aspendell zu: Wintersperre. Heute sind sie offen, und der Taxifahrer rauscht durch mit rojosuiza. Der ist jetzt Kenner, und weist den Weg. So kommt man per Automobil bis zum North Lake.


3333 Meter bis zur Strandung, und wo läuft der Wanderer denn los - und wo endet er denn?


Zur groben Orientierung: Bishop 1260m - Aspendell 2560m - Lake Sabrina 2780 - North Lake 2830.


Die Wegfindung ist einfach. Zuerst die Strasse zum Zeltplatz nehmen und dann dort dem Weg folgen zum Paiute-Pass. Er ist gut ersichtlich.


Gibt es bei der Wanderung gar keine Schwierigkeiten? Zwei neckische Brücklein führen über den Bergbach. Es sind runde Baumstämme mit Schnee drauf. Dem ersten traut rojosuiza gar nicht - er durchwatet die Stelle weiter oben. Das Wasser ist frisch, die Zehen froh, wenn sie wieder in den Schuh dürfen.


Man hat erwogen, statt über zu setzen, wild auf der anderen Seite sich den Weg zu suchen - und sich dagegen entschieden. Dumm, sehr dumm, denn nur nach wenigen Metern springt der Weg ans andere Ufer zurück. Auch diese Brücke ist ein Baumstamm, schneebedeckt, aber gut sichtbar oben abgeschrägt. Riskant auch hier. Ein langer Stock liefert den richtigen Halt und rojosuiza passiert.


Danach gibt es keine Überraschungen mehr. Der Weg ist deutlich und leicht zu begehen.


Habe ich vom Wetter berichtet? - Wer Aspendell verkehrt schreibt, findet nur das Wetter für Bishop: am Morgen lausig, am Mittag Wetterbesserung, am Abend lausig. Hier ist es noch gerade trocken zu Anfang, aber stark bewölkt. Danach folgen Nieselregen, Graupel, Hagel und schliesslich schneit es. Der Weg wird gezuckert, aber bald hat der Altschnee so zugenommen, dass an einer Biegung der Weg förmlich verschwindet…


Er bleibt verschwunden, findet sich nicht wieder.


Das Kartenmaterial der Gegend ist unzureichend. Die Sicht geht gegen Null. rojosuiza versucht den Aufstieg durch ein Blockfeld, immer noch auf der Suche nach seinem Weg. Ohne Erfolg. Er wendet sich links, wendet sich rechts. Findet nichts. Schon hat er sich zum Rückmarsch entschieden, da hellt der Himmel sich plötzlich auf. Die Sicht verbessert sich rasch. Neuer Mut füllt das Herz. Preis und Lob dem präzisen Wetterbericht. Also ohne Weg, hinauf rechts neben dem kleinen Wäldchen. Er steigt hinan auf schneebedeckten kopfgrossen Steinen einer kleinen alten Lawine, bis er sich über dem Wäldchen und den grossen Blöcken befindet. Die Sicht hat sich verschlechtert, die Aufhellung ist vorbei. Es ist empfindlich kalt und der Ofen ist aus. Kein Paiute-Pass heute, keine obere Seenplatte, kein Mount Emerson.


rojosuiza sitzt auf 3333 Metern am Znüni, dann steigt er wieder ab. Brav folgt er dem vorgezeichneten Weg bis nach dem North Lake. Ab da will er wild hinab nach Aspendell, quer durchs Gelände.


Am hohen Hang gegenüber löst sich eine Steinlawine. In Aspendell ertönt eine Sirene. Ein Wagen der Parkverwaltung fährt los und kontrolliert die Strasse zum Lake Sabrina: keine Schäden.


Beim ersten Blick in die Flanke wird klar: zwischen mir und Aspendell liegen zwei Flussäste. Einer schiesst heraus, kommend von Lake Sabrina, und der andere ist auf der anderen Seite meines Berges versteckt. Wenn ich ins flache Stück unter mir absteige, gerate ich irgendwo in die Flussgabelung - und Aspendell ist auf der anderen Seite. Das Wasser geht hoch, ohne Brücke geht es nicht. Aber als ich unten Menschen sehe, weiss ich genug.


Unterwegs durch Gestrüpp und Ginster finde ich manch schönes Pflänzchen, finde die Ruinen der alten Goldmine, und schliesslich erreiche ich… Nein, ich laufe daran vorbei und muss später dahin zurückkehren… die Brücke ist in sich zusammengefallen! Doch der eine Rand hält gerade noch, stark genug um überzusetzen.


Aspendell im Regen, doch das örtliche Kaffee ist offen: im Wild-Western-Look, kein Wunder, bin ich doch im Wilden Westen.


Vom Schneetreiben in die Traufe. Im Kaffeehaus gibt’s Internet. Ich kann den Taxifahrer bestellen. Und das Internet gibt mir den lokalen Wetterbericht für Aspendell proper: Regen, Regen, und nochmals Regen.


Da hat rojosuiza nochmal Glück gehabt. Oben hat’s nur geschneit… Das ist weniger feucht...

T3 für die weglosen Passagen im Schnee.


Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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