Stauberenkanzel - III. Kreuzberg - Hundstein


Publiziert von Bergmax , 5. Juni 2018 um 21:56.

Region: Welt » Schweiz » Appenzell
Tour Datum: 3 Juni 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-AI   Alpstein   CH-SG 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:Stauberen - Kanzel - Saxer Lücke - Roslenalp - III. Kreuzberg - Bollenwees - Hundstein - Rainhütten - Stauberen
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pw bis Frümsen, Parkplatz "Rathaus" (gebührenfrei), ab dort 10 min Fußweg zur Talstation der Stauberen-Seilbahn
Kartennummer:3301T Säntis, für Deteils map.geo.admin.ch

3-Gipfel-Rundtour ab Stauberen

Da ich mich nicht entscheiden konnte, ob der iii. Kreuzberg oder der Hundstein das lohnendere Ziel sein würde, setzte ich einfach beide aufs Programm. Der Ausgangspunkt Stauberen ergab sich dann fast automatisch, um Höhenmeter und Wegstrecke erträglich zu halten - erkauft durch einen anhänglichen Schlussanstieg. Doch "geschenkt" bekommt man die spannenden Gipfelziele ohnehin nicht...

Die ersten paar Höhenmeter absolviere ich noch unten im Rheintal auf dem Weg vom Parkplatz am Rathaus in Frümsen zur Talstation der Stauberen-Seilbahn. Denn die wenigen Parkmöglichkeiten dort sind heute bereits vor 8 Uhr im Wesentlichen belegt - mit dem zu erwartenden Durcheinander...
Trotzdem komme ich ohne nennenswerte Verzögerung oben an und nehme - nach einem ersten Verhauer, der auf der Gasthaus-Terrasse (1746 m) sein Ende findet - den Bergweg zur Saxer Lücke.

Nach einigen Minuten ist ein kleiner Sattel erreicht, in dem der Steig zur Stauberenkanzel abzweigt. Die steht (wegen der Schlüsselstelle) eigentlich nicht auf dem Programm, aber anschauen will ich mir den ominösen seillosen Überhang auf jeden Fall.

Dort angekommen sehe ich zwei Optionen:
- ein anderes Mal wiederkommen und extra für die sechs Meter ein Seil mitschleppen...
- sofort hinauf und das Ding ein für allemal abhaken...

Ich entscheide mich ohne viel zu überlegen für "sofort hinauf". Heftig steil, aber es geht dank der Eisen ganz gut. Tipp für zukünftige Aspiranten: die Bohrhaken der ehemaligen Seilbefestigung geben zwei gute Griffe zum Festklammern! Der Gipfel der Kanzel (1860 m) bietet, wie in vielen Berichten erwähnt, eine ziemlich umfassende und recht exklusive Aussicht - exklusiv, weil die Anzahl der Gipfelbucheinträge auf erstaunlich wenige Besucher schließen lässt. Der Abstieg über die Schlüsselstelle fühlt sich zu meiner Erleichterung sogar einfacher an als der Aufstieg.

Über den gut ausgebauten Bergweg mit einer prima Aussicht zum Hundstein wandere ich zur zugigen Saxer Lücke (1649 m). Kurz vor der Lücke kommen die eindrucksvollen Kreuzberge ins Blickfeld. Direkt bei der Saxer Lücke gibt es windgeschützt einen "niedlichen" Klettergarten mit augenscheinlich sehr einfachen Routen, die rege bekraxelt werden.
Das Wegstück von der Saxer Lücke zur Roslenalp ist leicht ausgesetzt, aber gut gesichert. Fast schon zu schnell bringe ich diesen schönen Wegabschnitt hinter mich und erreiche die Roslenalp (1767 m), wo sich zwei symphatische Kletterer mit dem Ziel Schmales Südrippli an meine Fersen heften.

Die Scharte zwischen dem III. und IV. Kreuzberg ist kaum zu verfehlen, wenn man wenigstens bis vier zählen kann. Zunächst steige ich weglos den gestuften Grashang hoch (Ich: "Kennst Du den Weg?" - Kletterer: "Nee, ich gehe Dir hinterher!" - Ich: "Alles klar, die Scharte ist ja nicht zu verfehlen!" - Schön, wenn man nicht der einzige ist, der zum ersten Mal da ist!) und treffe erst ca. 40 Höhenmeter unterhalb der Felsen auf die deutliche Wegspur, die anscheinend weiter taleinwärts beginnt. Bei den Felsen tausche ich Hut gegen Helm und kraxele über die Steilschrofen zur Scharte. Anfangs hält man sich möglichst ganz rechts, aber nach ca. 20 Metern eher links (!) auf dem Band.
In der Scharte zwischen dem III. und IV. Kreuzberg angekommen kann man den Normalweg (auf den III.) eigentlich kaum verfehlen. Es ist der Kamin direkt links vom Schmalen Südrippli. Die Kraxelei macht Spaß und ist eigentlich sehr einfach, erst direkt vor dem Ausstieg verlangt ein Klemmblock etwas "echte" Kaminkletterei, natürlich überhaupt nicht ausgesetzt. Der Gipfel (2019 m) bietet reizvolle Blicke zu den anderen Kreuzbergen und ins Rheintal hinab. Das Gipfelbuch ist fast voll und sollte ausgetauscht werden!
Der Rückweg durch den Kamin fällt mit total leicht. Vorsicht, oben nicht in die breite Schlucht "vor" dem Ausstieg vom Südrippli einsteigen! Beim Abstieg aus der Scharte ist Vorsicht geboten, weil die Felsen dort ziemlich lose sind!

Von der Roslenalp gehe ich zurück zur Saxer Lücke und wandere auf dem vielbegengenen Weg weiter nach Bollenwees (1470 m). Unweit des Gasthauses zweigt der weiß-blau-weiß markierte Steig zum Hundstein ab. Er beginnt als leichter Wald- und Wiesenweg und umgeht die Schuttfelder stets südseitig. Aber auf ca. 1800 m versperrt eine geneigte Felsstufe den Weiterweg. Sie wird in schöner, leichter Kletterei im I. Grad überwunden, alles prima markiert. Der weitere Aufstieg bis zum Gipfel führt nun durch insgesamt recht steiles Gelände mit einigen Kraxelstellen, wobei das T4 nicht überschritten wird. Aber es zieht sich, bis man endlich der Gipfel des Hundsteins (2157 m) erreicht. Dank seiner zentralen Position hat man vom Hundstein einen tollen Überblick über den (nördlichen) Alpstein. Ich mache eine längere Pause und trage mich ins Gipfelbuch ein, das etwas feucht, aber noch brauchbar ist. Der Hundstein ist heute gut besucht von Kletterern und Alpinwanderern.

Für den Abstieg nach Bollenwees auf dem bekannten Weg lasse ich mir Zeit, denn so langsam werden die Beine schwer und müde. Eine angenehme Abwechslung bietet da der flache Wanderweg zwischen Bollenwees und den Rainhütten (1438 m), auf dem ich nochmal etwas Kraft sammele für den steilen letzten Anstieg zurück nach Stauberen. Der schön angelegte Bergweg überwindet geschickt eine Steilstufe und ist hier und da ein wenig ausgesetzt. Oben genieße ich die Aussicht zur kühnen Stauberenkanzel, bevor ich die Talfahrt antrete - leider ein unwürdiger Abschluss der Bergtour  -> siehe Fazit...

Gehzeiten

Stauberen - Stauberenkanzel: 30 min
Stauberenkanzel - Saxer Lücke: 1 h
Saxer Lücke - III. Kreuzberg: 1 h
III. Kreuzberg - Bollenwees: 1 h 30 min
Bollenwees - Hundstein: 2 h
Hundstein - Rainhütten - Stauberen: 3 h

Schwierigkeiten

Stauberenkanzel: mindestens T5 wegen der Schlüsselstelle (leicht überhängend,
ca. II+ / A0, frei noch schwieriger), Rest bis T4+ und gut mit Stahlseilen gesichert

III. Kreuzberg: insgesamt moderates T5, der brüchige Schartenzustieg (I+) ist dem eher harmlosen Kamin (kurz II) mindestens "gleichwertig), überall reichlich Haken zum Sichern vorhanden

Hundstein Südaufstieg: oft T4, eine längere und einige kurze Stellen I, keine Stahlseile oder Haken vorhanden

Wanderwege T2 - T3

Fazit - diesmal in Stichpunkten...


+ spannende Kraxelei
+ abwechselungsreiche Landschaft
+ Zustand der meisten Wanderwege

o das Wetter... keine Gewitter, aber immer diese Schleierwolken

- Schlüsselstelle an der Kanzel, wäre mit Drahtseil viel einfacher zu sichern (KS-Set)
- bin außer vielen sehr netten Leuten leider auch überdurchschnittlich vielen unfreundlichen Zeitgenossen begegnet...
- Seilbahn Stauberen. Über Signalisation, Betriebskonzept und Preise kann man geteilter Meinung sein. Unmöglich dagegen die Talfahrt. Es wurde mehr als 15 min gewartet und erst gefahren, als die kleine 8er-Gondel mit 4 (!) Personen überladen war. Mehrere Fahrgäste hatten zudem schwere Rücksäcke dabei. So etwas ist (abgesehen von der Sicherheit) auch unfair gegenüber allen Bergbahnen, bei denen auf die Personenzahl geachtet wird. Werde die Stauberen-Bahn in Zukunft nicht mehr nehmen!


Tourengänger: Bergmax


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