Durch Hochmoore und Gräben im Norden von Bern


Publiziert von ABoehlen , 4. Mai 2009 um 19:18.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Bern Mittelland
Tour Datum: 3 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 230 m
Abstieg: 230 m
Strecke:Unterzollikofen - Bremgarten - Büsselimoos - Lörmoos - Üttligenfeld - Burggraben - Ballmoos - Luggli - Wohlen, 15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S9 nach cff logo Unterzollikofen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Postauto nach cff logo Wohlen
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthof Tiefenau in Worblaufen, direkt beim RBS-Bahnhof. In Zollikofen das Hotel-Restaurant Bahnhof beim SBB-Bahnhof. Bis Unterzollikofen sind es ca. 15 Minuten Fussmarsch
Kartennummer:LK1166 Bern

Die rechtsseitig der Aare gelegene Gegend nördlich von Bern ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen finden sich dort unter Naturschutz stehende Hochmoore von nationaler Bedeutung, zum anderen gibt es zahlreiche Bäche, die wild und unkorrigiert durch enge Waldgräben mäandrieren. Grund genug also, diese wenig bekannten Sehenswürdigkeiten auf einer Wanderung näher kennenzulernen.

Als Ausgangspunkt wählen wir Unterzollikofen, der Endpunkt der RBS-Linie S9. Auf der Reichenbachstrasse steigen wir zur Aare hinab und folgen ihr ein Stück weit auf dem reizvollen Uferweg, der zu dieser frühen Stunde noch kaum bevölkert ist. Durch die sonnigen Hänge von Bremgarten geht es anschliessend aufwärts, wobei die Fernsicht durch Nebelbänke und die trübe Luft stark beeinträchtigt ist. Nach einem steilen Aufstieg durch Weideland und Wald erreichen wir den Hof Birchi am Rand des weiten Hochplateaus gelegen, das sich sanft gewellt zwischen den Steilhängen an der Aare und dem Frienisberg erstreckt. Gedörrte Äpfel werden hier angeboten; eine ideale Zwischenverpflegung, wo wir gerne zugreifen. Die 5-Liter Süssmostkisten sind uns dagegen etwas zu unhandlich :-)

Hinter Birchi erstreckt sich der Riederenwald und inmitten dieses Waldes liegt das Naturschutzgebiet Büsselimoos (ohne Namen auf der Karte). Man geht davon aus, dass die Moorflächen in dieser Gegend früher weitaus grösser waren, dann aber fast vollständig der Kulturlandgewinnung und dem Torfabbau zwecks Brennmaterialgewinnung zum Opfer fielen. Heute sind mit dem Büsselimoos und dem weiter westlich gelegenen Lörmoos nur noch zwei kleine Restflächen Hochmoor übriggeblieben, die unter strengem Naturschutz stehen. Es ist daher unbedingt zu vermeiden, die Moorfläche zu betreten. Ganz abgesehen davon, dass dies sehr gefährlich sein kann, da unter Umständen plötzlich der Boden nachgibt und man unaufhaltsam in ein feuchtes Grab gezogen wird...

Das Betreten ist aber auch gar nicht nötig, denn das ausgedehnte Wegnetz rundherum ermöglicht auch aus respektvoller Distanz immer wieder schöne Ausblicke über das Moor.

Wenig bekannt ist die Tatsache, dass vor rund 50 Jahren (ab 1952) in diesem Gebiet der Bau eines Grossflughhafens geplant wurde ("Bern-Nord"), der die Landschaft grundlegend verändert hätte. Das Projekt sah eine Piste von 2500 x 45 m vor, die sich vom Westrand des Lörwaldes bis zum Ostrand des Riederenwaldes erstrecken sollte. Die Hochbauten wären vermutlich südlich davon, bei der Siedlung Hostale zu stehen gekommen. Dank einer breiten Opposition verzögerte sich das Projekt immer mehr und kam schliesslich Anfangs der Sechzigerjahre zum Erliegen. Weitere Details gibt es in diesem umfassenden Bericht nachzulesen: http://www.bzgh.ch/4_05/bratschi.pdf

Umso mehr lohnt es sich, die erhalten gebliebene Ruhe im Riederenwald auf dem Weiterweg zu geniessen. Nach dem Queren der Hauptstrasse zwischen Herrenschwanden und Ortschwaben, erreichen wir das andere Hochmoor, das Lörmoos (ohne Namen auf der Karte). Hier wurde ein schöner Fussweg angelegt, der sich kreuz und quer durch den Wald rund um das Moor schlängelt und schliesslich zu einem hölzernen Steg führt, der mitten durch das Moor führt. Dieser wurde 2005 durch die Jungschar Lyss erbaut und ersetzte einen älteren, morsch gewordenen Steg. Es lohnt sich, hier für einen Augenblick zu verweilen, denn die Szenerie um einen herum erinnert an den hohen Norden und lässt vergessen, dass man sich nur wenige Kilometer nördlich der Hauptstadt der Schweiz befindet.

Durch den Lörwald und über weite Felder und Wiesen geht die Wanderung weiter. Die Sonne brennt mittlerweile kräftig vom blauen Himmel und vom angekündigten Wetterumsturz ist noch keine Spur zu bemerken.

Am Waldrand steigen wir auf dem Vita-Parcours entlang des Burggrabens (ohne Namen auf der Karte) aufwärts. Dort oben befindet sich die Burgstelle Ballmoos (ohne Namen auf der Karte), die erst 2005 (wieder)entdeckt wurde. Eberhard Schwerdtel aus Hinterkappelen bemerkte bei Erkundungen in diesem Gebiet eher zufällig, dass gewisse topografischen Begebenheiten nicht natürlichen Ursprungs sein können und meldete seine Entdeckung dem Freiburger Spezialisten Dr. Christoph Pfister. Dieser fand heraus, dass es sich hier um die Burgstelle Ballmoos handeln müsse. Ballmoos bezeichnet das Waldstück zwischen Wohlen und Uettligen, ist aber auch der Name eines Dorfes bei Jegenstorf, wo lange Zeit nach einer Burg gesucht wurde, die es dort einmal gegeben haben sollte. Die Suche blieb ergebnislos - offenbar aus dem einfachen Grund, da am falschen Ort gesucht wurde, und mit Ballmoos eben nicht dieser Ort, sondern der unscheinbare Wald nahe Wohlen gemeint war. Die ganze Geschichte im Detail gibt es hier nachzulesen: http://www.dillum.ch/html/seedorf_fr_uettligen_be.htm

Der Wasserstollen, von dem im Bericht die Rede ist, können wir problemlos vom Fussweg aus sehen. Leider ist schon ziemlich viel Sand und Erdreich hineingerutscht und es hat keinen grossen Sinn dort hineinzukriechen. Durchgängig begehbar ist er leider eh nicht mehr.

Nachtrag Juli 2009: Gut 2 Monate später bin ich erneut in dieser Gegend unterwegs und ein Kollege motiviert mich, doch mal einen vertieften Blick in diese Höhle zu werfen. Tatsächlich ist sie besser begehbar, als es vorerst den Anschein hat, denn nur der Eingang ist etwas zugeschüttet, danach kann man (wenn man nicht allzu gross ist) fast aufrecht weitergehen. Nach geschätzten 30 Metern stosse ich an eine Wand, wo es nicht mehr weitergeht. Das überrascht, schreibt doch Dr. Pfister, der Ausgang sei weiter nördlich knapp über dem Wasserniveau. Bei Gelegenheit werde ich diese Stelle dann mal genauer auskundschaften...

Von der Burgstelle steigen wir steil in den Graben hinunter, queren den Bach auf dem hölzernen Steg und erreichen schliesslich besagtes Waldstück Ballmoos. Das Strässchen führt seinem südlichen Waldrand entlang; eine sehr aussichtsreiche Ecke, aber leider ist die Fernsicht weiterhin stark getrübt.

Bei Bannholz, an der Strasse nach Möriswil, gehen wir ein Stück bergwärts, um schliesslich auf dem Luggliweg in den Bannholzgraben (ohne Namen auf der Karte) hinunterzusteigen. Beim Haus Luggli, einsam auf einer Lichtung hoch über dem walderfüllten Tal gelegen, führt ein Pfad steil hinunter zum Mülibach, der in vielen Windungen talwärts rauscht.

Auf reizvollem Weg teils durch Wald, teils über Matten wandern wir nun südwärts durch dieses ruhige Tal. Umso abrupter ist dann der Wechsel in die hektische Betriebsamkeit in Wohlen, wo gerade ein Lauffest für Kinder stattfindet. Mit dem Postauto ist es anschliessend nur eine 20-minütige Fahrt nach Bern, wo wir inmitten von Eishockeyfans an der "Front" das verdiente Bier (bzw.Cola) geniessen. Der Kontrast zwischen hier und der völligen Ruhe der unberührten Gräben um Wohlen könnte nicht grösser sein. Welche Hauptstadt ausser Bern kann sonst solche Abwechslung bieten!

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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