Hohes Brett (2338m) vom Königssee aus als Frühlingstour


Publiziert von jagawirtha , 16. Mai 2018 um 17:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:12 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:18,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Berchtesgaden zum großen Königsee-Parkplatz. dort soweit nach oben wie möglich (24h-Ticket 5,- €)
Unterkunftmöglichkeiten:Schneibsteinhaus, Carl von Stahlhaus, Dr. Hugo Beckhaus

Für heute war ich für einen Volksmarathon in Bad Griesbach angemeldet, es sollte aber anders kommen. Die Umstellung von der Nachtschicht auf "frei" hat wieder einmal nicht funktioniert und ich kann ab 1.30 Uhr nachts nicht mehr schlafen. Nach einigen Überlegungen starte ich um 3.00 Uhr meinen Plan B, nicht Marathonwandern in Bad Griesbach sondern Halbmarathon in Berchtesgaden am Königsee mit 1700 hm Aufstieg zum Hohen Brett. Die Fahrt in der Nacht hat ein Gutes, den es gibt keinen Verkehr. Kurz vor halb Sechs kann ich vom Parkplatz am Königsee starten.

Inzwischen ist es auch schon hell genug, nach der Anzahl geparkter PKW´s, dürfte einiges los sein im Carl von Stahlhaus, das ganzjährig offen hat und wo ich mein Frühstück machen werde. Ich nehme Weg Nr. 493 bis zu der Königbachalm. Der Watzmanngipfel liegt schon in der Sonne und leuchtet mit seinen Restschneefeldern ganz besonders. Im Wald ist es noch ganz schön frisch, aber ich bin nicht alleine unterwegs. Ein Bergkamerad ist schon zu Fuß von Bischofswiesen hereingelaufen und will über die Gotzenalm eine Königsseeumrundung durchführen. Er ist schon warmgelaufen und so kann ich seinem Tempo auf Dauer nicht folgen. An der Köngbachalm verlasse ich den Weg Nr. 493 und folge der Beschilderung zum Schneibsteinhaus und Carl von Stahlhaus. An der Abzweigung zur Priesbergalm halte ich mich links auf Weg Nr. 498 mit der Beschilderung Torrenerjoch und Carl von Stahlhaus.

Unterhalb der Bärenwand kommen mir erste Wanderer talwärts entgegen. Neben dem Weg liegt so gut wie kein Schnee mehr, da hatte ich im Mai schon andere Mengen gesehen. Nach der Bärenwand gibt es dann auch wärmende Sonnenstrahlen, denn es wehte von Osten und von den Gipfel herab ein sehr kühles Lüftchen. Nach 2 1/4 Stunden erreiche ich das Torrener Joch und das Carl von Stahlhaus, wo auf der Sonnenterrasse schon einige Hüttengäste ihren Kaffee in der Sonne geniessen. Ich frage in der Stube ob ich frühstücken kann und werde dazu herzlich eingeladen. Für nur 9,70 € gibt es Frühstücksbuffet mit fast allem, außerdem ist es erlaubt sich eine Marschverpflegung mitzunehmen, was bei mir nur ein Apfel war. Frühstück im Carl von Stahlhaus kann ich nur empfehlen! Nachdem ich meine Akkus wieder gefüllt hatte, starte ich meinen Aufstieg zum Hohen Brett.

Neben der Hütte führt jetzt der Weg Nr. 451, der von Golling herauf kommt, weiter. Gleich nach der Hütte wird der Weg interessanter als bisher und man darf auch ab und zu die Hände benutzten, ohne dass es dabei aber ausgesetzt wäre. Den Pfaffenkegel lasse ich heute links liegen, muß deshalb über ein steiles Schneefeld gehen, dem man aber auch rechts im Fels ausweichen könnte. Nach Erreichen eines kleinen Grates darf man ein paar Meter abkraxeln um sich anschließend der Südwand des Hohen Brettes zu nähern. Von unten sieht sie für den Wanderer fast uneinnehmbar aus, aber es gibt natürlich einen relativ sanften Ausstieg nach links zum Jägerkreuz, dabei muss ein Restschneefeld oberhalb gequert werden. Bei den heutigen Verhältnissen kein Problem, bei Frost und mehr Schnee nur mit guten Schuhen oder Steighilfen sicher zu bewältigen. Danach kommt ein kleiner Aufschwung, der seilverischert ist und weniger geübten Berggehern sicher hilfreich ist. Über eine kurze Rinne  erreiche ich das Jägerkreuz und somit den breiten Westrücken hinauf zum Gipfel.

Hier kommt auch der Steig über die Brettgabel dazu, der hier in HIKR meist beschrieben wird. Die restlichen 140 hm sind gut mit Steinmännern gekennzeichnet und können in fast direkter Linie begangen werden. Schnee gibt es nur noch in wenigen Mulden und Löchern neben dem Aufstiegsweg. Ab dem Jägerkreuz hat man bereits einen genialen Ausblick hinüber zum Hochkönig, dem Steinernen Meer und natürlich zum Watzmann. Die restlichen Höhenmeter machen sich jetzt mit nur 4 Stunden Schlaf bemerkbar, nach 3 Std. 40 min. reiner Gehzeit erreiche ich nach 1750 hm den flachen Gipfel des Hohen Brettes, der eine sagenhafte Rundumsicht bietet. Wie man von hier oben gut sehen kann, liegt im Steinernen Meer noch sehr viel Schnee, genauso wie im nördlichen Alpeltal, über das man im Sommer auch absteigen könnte. Zur Zeit ist dies wegen des Schnees und der überdeckten Dolinen nur wenigen vorbehalten und noch zu gefährlich.

Für meinen Abstieg habe ich mir einen hier noch nicht beschriebenen Weg ausgesucht. Dazu laufe ich wieder zurück bis zum Jägerkreuz, dort weiter wie im Aufstieg bis zu dem markanten Übergang mit kleiner Klettereinlage zum Pfaffenkegel. Sieht man hier nach rechts unten in den Taleinschnitt, kann man einen Steig erkennen, der nicht markiert ist und wohl auch nicht mehr unterhalten wird. In Karten kann man in aber noch immer finden. Er führt direkt durch das Tal zur Mitterkaseralm. Dazu steigt man einige Meter steil ab um dann auf dem gut sichtbaren Steig in vielen Windungen hinab zur Mitterkaseralm zu gehen. Im unteren Bereich wird der Steig schon starkt von den Latschen überwuchert, sodass man teilweise nur noch gebückt vorwärts kommt. Dafür gibt es bei der Mitterkaseralm eine Pause mit Weißbier. Leider wird der Vorplatz der Alm zur Zeit von schweren Eisenträgern für den Um- und Neubau der Jennerbahn verschandelt. Dafür hält sich aber das Gästeaufkommen in Grenzen, denn die Lift- bzw. Bergbahntouristen fehlen jetzt wegen der vorübergehenden Schließung.

Von der Mitterkaseralm benutze ich die kombinierte Fahrstraße, Wanderweg und Skipiste Richtung Hinterbrand und Mittelstation. Dort wo man dann rechts die Bergstation des Krautkasersessellifts sieht, führt ein schmaler steiler Steig am Waldrand hinab zu Straße nach Hinterbrand. Hier folge ich der Wegweisung Hinterbrand PP, Vorderbrand, die anfangs noch gemeinsam verläuft, sich dann aber teilt. Ich halte mich nun links auf dem Steig nach Vorderbrand, noch vor Erreichen der Teerstraße zweigt jetzt nach links der Stufenweg nach Königsee ab. Diesen, im Aufstieg schweren, Steig, nehme ich bis die ersten Häuser kommen. Jetzt nur noch der Beschilderung Königsee folgen und man trifft im letzten Teil wieder auf den Aufstiegsweg, vorbei an der neu erbauten Talstation der Jennerbahn. Jedensfalls merke ich hier auf dem geteerten Weg den schweren Abstieg über den Stufenweg, wo teilweise 50 cm hohe Stufen genommen werden, bei jedem Schritt. Beim Auto bin ich froh, die Schuhe wechseln zu können. 

Ich war so ausgepowert, daß ich in der folgenden Nacht über 12 Std. schafen konnte und das gibt es so gut wie nicht bei mir.

Fazit: Für mich ist diese Tour zu Saisonbeginn ein echter Gradmesser, denn mit 1750 hm und fast 7 Std. reiner Gehzeit muss die Kondition schon passen. Außerdem wird man durch den schweren steilen Stufenweg zum Schluß der Tour nochmal ganzkörperlich beansprucht. Das Hohe Brett kann durch seine südliche Ausrichtung des Aufstieges teilweise schon Mitte April gemacht werden, Wetter und Schneelage vorausgesetzt, dazu hat man mit dem Carl von Stahlhaus einen ganzjährigen Stützpunkt und Ansprechpartner.

Tourengänger: jagawirtha


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