Baranec (2184 m) - kleine Sünden in der Westlichen Tatra


Publiziert von 83_Stefan , 22. Mai 2018 um 18:34.

Region: Welt » Slovakia » Západné Tatry
Tour Datum: 3 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: SK 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Knapp östlich von Liptovský Mikuláš von der Hauptstraße 18 abbiegen und über Smrečany und Žiar hinauf zum großen, kostenfreien Parkplatz am Eingang des Tals Žiarska dolina fahren.
Unterkunftmöglichkeiten:Žiarska chata (1325 m).
Kartennummer:Kompass online.

Am Gipfel haben sich die Sünder aus aller Herren Länder versammelt. Bekanntlich werden vom obersten Richter die kleineren Vergehen schnell und unbürokratisch geahndet und so kracht der Donner drüben am Hauptkamm. Was erlauben sich diese Touristen auch, einfach einen noch nicht (oder etwa doch?!?) geöffneten Weg nach oben zu steigen! Aber den Großteil der Gipfelmannschaft kümmert die Strafe offenbar wenig und man quittiert die Donnerschläge länderübergreifend nur mit einem müden Achselzucken. Wenn nicht mal klar kommuniziert wird, was in der slowakischen Westtatra erlaubt ist und was nicht, kann die Strafe ja gar nicht schlimm ausfallen. Und so ist es dann auch. Das Gewitter zieht vorbei und was bleibt, ist ein schöner Tag in diesem großartigen Gebirge, das ganz im Schatten der benachbarten Hohen Tatra steht.

Ob und gegebenenfalls welche Wanderwege in der Westlichen Tatra bis Mitte Juni gesperrt sind, geht auch aus der großen Wanderkarte am Parkplatz oberhalb von Žiar kaum hervor. Egal - es kümmert sich hier scheinbar sowieso niemand um dieses ominöse Begehungsverbot. Man folgt dem breitem Fahrweg auf das Tal Žiarska dolina zu, bis man nach wenigen Minuten links über den Bach auf einen Wanderweg abzweigt. Er leitet abseits des Fahrwegs durch Wald und durch Kahlschläge im Tal nach oben, quert den Wirtschaftsweg schließlich und erreicht bald darauf die Hütte Žiarska chata, an der man einen Einkehrstopp machen könnte.

An der Verzweigung hinter der Hütte hält man sich rechts. Nun geht es auf breitem Steig steiler aufwärts und bald macht der Wald den Latschen Platz. Einige Wasserrunsen werden gequert und der Weg erreicht eine weitere Verzweigung am Rande eines Blockkars. Vor allem der Blick zurück durch das langgezogene Tal ist reizvoll, das Ziel auf der rechten Talseite scheint noch unendlich weit entfernt zu sein. An der Kreuzung geht es rechts weiter. Man quert das Blockfeld und wandert weniger steil nach Osten hinüber zum Sattel zwischen Plačlivé und Smrek. Nun beginnt der schönste Teil der Rundtour.

In südlicher Richtung folgt man auf markiertem Steig dem Kammverlauf hinauf zum Smrek, die Blicke nach links und rechts reichen jetzt schon weit. Der Smrek ist zwar nur ein Vorgipfel des Baranec, aber trotzdem geht es von ihm nochmal ein ganzes Stück hinunter (ein klein wenig ausgesetzt, Schlüsselstelle der Tour) und jenseits rund 250 Höhenmeter aufwärts, bis der bereits lange einsehbare Hauptgipfel erreicht ist. Aber die Mühe lohnt - der Baranec ist weit und breit der höchste Berg, entsprechend gestaltet sich auch die Aussicht. Im Norden dominiert der Hauptkamm der Westlichen Tatra, gegenüber bildet der blaue See Liptovská Mara vor der lieblichen Niederen Tatra einen angenehmen Kontrast. Nach Osten reicht der Blick bis zu den Bergen der Hohen Tatra.

Die Abstiegsroute ist wesentlich kürzer als der Aufstieg. Man folgt dem Kamm auf markiertem Steig zunächst durch freies Gelände, später durch Latschen nach Süden. An der Schulter Holý vrch teilt sich der Weg. Man hält sich rechts und am Südwestrücken geht es erst durch Latschen, später dann durch Wald steil abwärts. Ein Fahrweg wird gequert und bald darauf ist man unten. Der Steig endet an einem Fahrweg, dem man die letzten Meter nach rechts zurück zum großen Parkplatz folgt.

Schwierigkeiten:
Wanderung zur Hütte Žiarska chata: T1 (völlig problemloser Wanderweg; optional auch auf dem Fahrweg möglich).
Anstieg zum Smrek: T2 (gute Steige).
Übergang zum Baranec: T3 (kurz beim Abstieg vom Smrek, sonst T2).
Abstieg über Holý vrch: T2 (unschwierige Steige).

Fazit:
Eine großzügige, sehr aussichtsreiche 4*-Tour auf langen Graten inmitten der Westlichen Tatra auf einen der höchsten Gipfel. Durch den Anstieg im langen Tal und den Abstieg auf dem Südkamm wird die Runde sehr abwechslungsreich. Wer mag, kann in der Hütte Žiarska chata einkehren oder übernachten.

Mit auf Tour: Francesca.

Kategorie: Westliche Tatra, 4*-Tour, 2100er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (7)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 22. Mai 2018 um 18:57
Hallo Stephan,

Schöne Fotos aus dem "kleinsten Hochgebirge der Welt". Mich erstaunt wie fortgeschritten die Schneeschmelze dort schon ist.

Lustig sind auch die Wanderverbote. Viele reden davon und niemand hält sich daran - und man wird auch nicht gebüsst so viel ich weiss.

Ich war ja auch in der "verbotenen Zeit" auf dem Rysy. Ebenfalls bestieg ich solo auf über die Couloirroute "Batizovská próba" die Gerlachovský štít was eigentlich illegal ist. Dort begrüssten und gratilierten mir jedoch die einheimischen Bergführer :-)

Viele Grüsse,

Andi

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2018 um 19:12
Hallo Andi,

vielen Dank! Mir hat es in der Tatra sehr gut gefallen, aber dieses ominöse Begehungsverbot hat mich dann doch etwas abgeschreckt ;-) . Die Gerlsdorfer Spitze würde mir jedenfalls auch sehr gut gefallen! Aber auch die umliegenden Mittelgebirge lohnen einen Besuch.
Und ja, Schnee lag dort nicht mehr viel. Ich war auch erstaunt. Aber auch im Osten der Alpen (Schneeberg) lag kaum noch was.

Viele Grüße
Stefan

ADI hat gesagt:
Gesendet am 22. Mai 2018 um 19:25
Völlig unbekannt....nie gesehen....aber echt schee!

Beste Grüsse aus "Monaco"

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2018 um 19:50
Hey ADI, danke dir! Ich habe die Westliche Tatra zuvor auch nicht gekannt. Viele Grüße und stell schon mal den Wein kalt ;-) !

N48 hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2018 um 14:42
Hallo Stefan,

zuerst herzliche Gratulation zu einer schönen Tour in dem (für mich persönlich) schönsten Gebirge der Welt :-). Ich freue mich immer, wenn ich sehe, dass auch Leute aus den Alpenländer in der Tatra kommen und dass auch ihnen die Tatra gefällt.

Was den Verboten betrifft: Dieser Tour ist eine der wenige, die das ganze Jahr geöffnet sind (ganz konkret sind die Wege von Žiarska dolina über Baranec, Smrek und Žiarske sedlo auf Plačlivô und von Žiarska chata auf Žiarske sedlo geöffnet).

Sonst ist es wahr, das sich auf den Verbioten fast niemand hält. Es passiert aber manchmal, dass jemand bestraft wird (man muss aber wirklich Pech haben). Es gibt auch Gebiete, wo die Verboten sinvoll sind und wo es häufiger kontrolliert wird (z. B. Tichá und Kôprová dolina oder Belianske Tatry) und andere, wo das wirklich niemand kontrolliert. Es passiert auch öfter, dass campieren oder biwakieren bestrafen wird. Am traurigsten ist aber, dass diese Verboten für den Holzfäller, Bauarbeiter usw. offenbar nicht gelten....

Es gibt sonst auch mehrere lohnende und im Ausland fast unbekannte Gebiete in der Slowakei - ausser Westliche und Hohe Tatra (die Hohe Tatra ist leider im Sommer wirklich überfüllt) auch die Kleine und Grosse Fatra oder Slowakisches Paradies mit viele tiefe Schluchte und Klammen oder Niedere Tatra (dort ist die mehrtagige und anspruchsvolle Überschreitung des ganzen Kamms besonders lohnend) :-).

Viele Grüsse

Tomas

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2018 um 15:38
Hallo Thomas, vielen Dank für deinen Kommentar! Mit hat es in der Slowakei sehr gut gefallen. Ich habe auch zwei Schluchtwanderungen im Slowakischen Paradies gemacht. Das war zwar ganz anders, aber auch sehr schön. Ich kann die Slowakei jedem empfehlen, der gerne wandert.

Die Verbote finde ich von daher sehr unglücklich, da sich - wie du schon geschrieben hast - auch beispielsweise die Holzfäller nicht daran halten. Von überall her hörte man Motorsägen, also scheidet für mich das Argument des Naturschutzes schon mal aus. Und auch das andere Argument Sicherheit kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt sicherlich im gesperrten Zeitraum viele Tage, an denen bessere Bedingungen herrschen als etwa an einem gewittrigen (aber geöffneten) Sommernachmittag. Außerdem finde ich, dass die Leute einen Nationalpark auch immer zur Erholung nutzen dürfen sollten, um die Natut erst so richtig wertschätzen zu können.

Aber egal, wie sinnlos es mir erscheinen mag, ich versuche mich immer möglichst an alle Regeln zu halten. Daher habe ich diese Tour rausgesucht und es freut mich, von dir zu lesen, dass sie auch legal war ;-) .

Ich würde mich jedenfalls freuen, dich auch irgendwann mal in den Bayerischen Alpen begrüßen zu dürfen, denn hier ist es auch sehr schön! Ich werde im Gegenzug gerne wieder die Slowakei besuchen - die Gipfel der Hohen Tatra möchte ich gerne noch besuchen.

Viele Grüße
Stefan

N48 hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2018 um 16:29
Ja, ich stimme dir mit den Verboten ganz zu - ich habe das alles nur erwähnt, da es eventuell jemandem Anderen helfen kann. Es gibt auch in der Slowakei viele Vereine, die gegen den Verboten kämpfen, es ist aber leider nicht immer einfach (es gibt nämlich viele Leute - wie Bergführer oder Holzfäller -, die daraus profitieren) - eine der wenige Resultate ist gerade die ganzjährige Eröffnung des Weges auf Baranec und Plačlivô.

Und ich weiss auch, dass Bayerische Alpen ganz schön sind. Ich studiere jetzt in Stuttgart und ich finde Gefallen z. B. an Allgäuer Alpen :-). Und auch wenn ich zu Hause bin, fahre ich gerne in den Alpen. Trotz meine Liebe zu Tatra bevorzuge ich manchmal sogar den Alpen von der Tatra gerade wegen diese chaotische Verbote und wegen der Überfüllung - ich liebe wirklich die Freiheit in den Alpen, wenn man auch unmarkierte Wege und Gipfel besteigen kann ohne sich fürchten zu müssen, ob man dafür bestraft wird oder ob man damit etwas schlechtes macht.

Viele Grüsse

Tomas


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