Was, sie wollen hier durch...wir FLIEGEN gerade Holz heraus...


Publiziert von Henrik , 6. Mai 2018 um 14:40.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:26 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 270 m
Abstieg: 410 m
Strecke:Der historische Weg durch die Piottina-Schlucht wird generalüberholt
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Unterkunftmöglichkeiten:Bellinzonese e tre valli
Kartennummer:Gourmessa mit Claudia

... das Zmorge im Hotel Baldi liess uns noch einige Minuten länger am Tisch verweilen. Die Abwechslung war sprichwörtlich und ausgewogen, das ist nicht immer unsere Erfahrung. Der Morgen startete kühl und frisch – noch war die Fleecejacke nötig. Wie schon am Vortag spazierten wir los – entlang der Eisenbahn, durch den Flugrost – Rostflug gekennzeichneten, verlassen wirkenden Bahnhof Rodi-Fiesso, der allein schon einen Bericht würdig wäre, da die Einsamkeit, die er ausstrahlt, zu spüren und unter die Haut geht. mong würde das wohl bestätigen wollen?  Nicht das allein Abkürzungen mir das Leben erleichtern (...), aber diese Passage zum Dazio Grande nutze ich immer wieder: sie kommt wie beschrieben am Bahnhof vorbei, dann an einer Entsorgungsstelle, die auch Fragen unseren Umgangs mit Rohstoffen deutlich und negativ macht und steigt leicht zur Strasse an, die Kantonsstrasse, die sich wie die andern Verkehrswege förmlich durch die Piottina-Schlucht zwängen – inkl. Tunnelbauten der Auto- und Eisenbahn.  Hier [die Bilder in diesem Link stammen alle von mir!] wurde durch die Urner jahrhundertelang Maut eingezogen.  
 
... im Vorfeld war Klärung über die Begehbarkeit der Piottina-Schlucht [Grund der Baumassnahme] zwingend: denn bei einer meiner Rekos entdeckte ich vom Zug Baugerät und Holzabsperrungen. Das erwies sich als richtig – ein Mail an die Pro Media Leventina löste den Knoten und kurz danach bestätigte Airolo Turismo dies auch – der Schluchtweg wird  generalüberholt und ist zeitweise vollends gesperrt. Unbedingt nachfragen. Als Alternative bot man uns an, diese Passage zu nehmen – eine durchwegs gute Entscheidung und auch wertvoll. Immerhin haben wir hier die ersten und letzten Wanderer auf der ganzen Strecke zwischen Airolo und Biasca angetroffen, Urner, die keine Maut erhoben. Hier führte auch der ursprüngliche Weg durch – nord- wie südwärts, wohl wurde zu Beginn das Meiste in Hurden auf dem Rücken getragen, eine Karrenspur ist nicht zu sehen oder nicht mehr übrig geblieben.
 
... in Serpentinen führte der Weg hinab zur Talsohle, von dort wollten wir dem beschriebenen Weg der Strada Bassa nach Mairengo folgen. Hier besteht auch eine Bushaltestelle. Zurzeit wird auch an der Unterführung des WWs gearbeitet, wohl zum Saisonbeginn (20. Mai 2018) dürfte diese beendet sein. Wir queren die Ponte della Vicinanza über den Ticino und stehen beratschlagend vor einer Wegsperrung. Eine Tafel klärt auf: hier wird Holz geschlagen. Ich kontaktiere eine in Kleinstschrift angebrachte Natel-Nummer und erfahre im O-Ton: „ ... was, Sie wollen hier durch – wir fliegen gerade Holz mit dem HELIKOPTER heraus. Nehmen Sie doch den Bus an der Kantonsstrasse nach Faido!“. So haben wir aber auch Glück, nach 20 Minuten Wartezeit braust ein Postbus heran, dessen Chauffeur ich dann bitte, uns einige Sohlenlängen vor dem Alptransit raus zu lassen – dem er nachkommt!
 
... dort wo über Jahre der Zwischenangriff Alptransit Faido bestand, ist nun aufgeräumt und zum Ursprünglichen zurückgebaut worden – beinahe unauffällig sind die bestehenden Bauten zu sehen wie eine Ablüftung und ein Elektronikgebäude. Wir queren den Ticino erneut – Mondella – und folgen dem untern WW zur nächsten Pause: Cascate Piumogna. Niemanden treffen wir da an und wundern uns auch. Die Auflösung: es besteht ein Schild an der Holzbrücke, die den Abfluss quert – Bauarbeiten!

... es ist zwischenzeitlich Mittag geworden, der Hunger meldet sich. Wir folgen  dem WW hinauf zum Begegnungsplatz vor dem Hotel Faido und setzen uns dort in den Schatten. Hier habe ich auch schon Rast gehalten, und vor Jahren übernachtet. Plötzlich knallt es, eine Infotafel fällt beinahe auf die Strasse: der Nordföhn schlägt zu, in kräftigen Böen fegt er durch Faido, uns kann’s recht sein, die Sonne heizt auf, auch ein warmer Wind ist Wind genug... Statt dem warmen Asphalt die Treue zuhalten, schlage ich vor, den Shuttle-Bus zum Ospedale di Faido zu nehmen, der uns in drei Minuten doch immerhin 40 Meter höher bringt... (...)! Erneut machen wir Bekanntschaft mit ödem Asphalt – Claudia dankt für die vorherige Entlastung...
 
... im oberen Ortsteil von Faido Chinchengo treffen wir sehr gut beschildert den Ein- und Abstieg nach Fusnengo – die Holzbrücke über den Ri Bassengo scheint brandneu zu sein, auch die WW-Beschilderung. Nicht ganz nachvollziehbar ist die Kategorie, auf der wir unterwegs sind: ein Bergweg? Wir halten Rast oberhalb des Ortseingangs zu Fusnengo, da wir den Bus nach Lavorgo nehmen wollen, um a) keine weitern Asphaltlängen uns anzutun und b) 1 ½ Stunden Autobahnlärm zu entgehen.
 
... die Haltestelle  in Chiggiogna erreichen wir so zeitig, dass wir den Brückenbauern zuschauen, die eine Seitenführung der kleinen Brücke mit Granit befestigen. Auch schauen wir dem Treiben zu, als der Schulbus eintrifft und die Kinderschar entlässt, die teils von ihren Eltern zu Fuss bzw. im Auto abgeholt werden. Die Stele zu Ehren von Nello Celio (einer der wenigen Bundesräte aus dem Kanton Tessin) ist bei  der Ortskirche von  Chiggiogna zu sehen, wir lassen sie diesmal aus.  
 
... mit dem Bus lassen wir uns nach Lavorgo bringen, hier nächtigen wir im Hotel Defanti, eine Adresse, die ich wärmstens  Liebhaber von Kunst und Slow-Food empfehlen kann. Fürs abendliche Dinieren unbedingt reservieren.
 
... noch sind wir nicht ganz fertig ... eben abends zu Tische gesessen zu haben, fallen die ersten fetten Regentropfen. Es schüttet nachts in Kübeln.

Mit Claudia die Strada Bassa erleben
 

Tourengänger: Henrik


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Kommentare (2)


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mong hat gesagt:
Gesendet am 6. Mai 2018 um 20:14
> verlassen wirkenden Bahnhof Rodi-Fiesso...

Stillgelegte Bahnhöfe haben etwas Wehmütiges,
aber auch etwas Meditatives, finde ich.

mong hat gesagt:
Gesendet am 6. Mai 2018 um 20:20
> Hier wurde durch die Urner jahrhundertelang Maut eingezogen.

Bis Napoleon kam und den Urnern klarmachte, wo Gott hockt.
Sogar den Passo del San Gottardo hat Napoleon den Urnern weggenommen
und den Tessinern geschenkt.

Die Urner haben das psychologisch bis heute nicht verdaut.
Die meisten Urner glauben immer noch,
der Gotthardpass gehöre zum Kanton Uri.


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