Rundwanderung durch die Tobel von Wald


Publiziert von CampoTencia , 9. Mai 2018 um 22:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum: 4 Mai 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-ZH   CH-SG 
Aufstieg: 680 m
Abstieg: 680 m

Den Weg vom Bahnhof Wald zum Einstieg ins Sagenraintobel würden wir auch im Schlaf finden, für Auswärtige ist es eher eine knifflige Sache. Gleich nach dem Bahnübergang beginnt die Natur und Stille empfängt uns. Der Schmittenbach plätschert ruhig dahin, die vielen Schwellen haben ihn gezähmt. Kleine Forellen suchen Deckung im tieferen Wasser, als wir dem Bach entlang das Sagenraintobel abschreiten. Schon bald erblicken wir einen Wasserfall, der grosse Kolk darunter würde zum Bade laden, wäre das Wasser nicht so kalt. Kurz darauf erreichen wir einen Platz mit Feuerstellen. Auf unserer rechten Seite ergiesst sich der Büntertöbelibach über mehrere Wehre. Ein eindrücklicher Anblick. Der Wanderweg würde hier ansteigen, wir aber lassen uns von einem versteckten Pfad verleiten, dem Bach zu folgen. Bald stehen wir in der Höll. Riesige Nagelfluhblöcke versperren uns den Weg und zwingen uns zu Umgehungen. Der Bach schiesst wie aus einem Strahlrohr über einen vermoosten Block. Wir möchten zum Wasserfall am Ende der Höll, geben aber auf und hoffen, ihn weiter oben vom Weg aus sehen zu können. Also Rechtsum und auf dem Wanderweg hoch. Tatsächlich erblicken wir den Wasserfall und übersteigen das Holzgeländer, um eine bessere Sicht auf den Giessen und seinen Kolk zu werfen.
 
Immer wieder treffen wir auf alte Wasserrohre und Schieber, Überbleibsel aus der Zeit, als Wald noch ein Weberei- und Schmitten-Dorf war. Der Schmittenbach fliesst lieblich und zahm in einem breitem Bett mit vielen Schwellen. Wir erreichen ein altes Schieberwehr. Hier zweigt ein mit Platten bedeckter Wasserkanal ab, der sogenannte Plättliweg. Der Weg verzweigt sich. Statt gleich wieder dem Fluss zu folgen, steigen wir an und erreichen nach einem imposanten Aquädukt den Weberegg-Weiher. Er ist ein eindrücklicher und romantischer Zeuge der vergangenen Wasserkraftnutzung. Heute ist seine Oberfläche gelb ob all dem Blütenstaub der letzten Wochen. Über viele Brücken und Step Stones im Bach erreichen wir den letzten Abschnitt des Tobels und erfreuen uns an einigen liebevoll errichteten Steinmännern. In Ger steigen wir zwischen Rindern über die Weide hoch zur Wolfsgrueb, wo wir eine kurze Rast einschalten.
 
Eine Tafel zeigt uns an, dass das Bergrestaurat Alp Scheidegg wegen Betriebsferien geschlossen ist. Kurz folgen wir der Strasse um gleich wieder auf schönem und interessantem Wanderweg in der Ostflanke hochzusteigen. Mondviolen säumen den Weg, ihr Duft ist aber noch nicht sehr ausgeprägt. Mit der Aussicht auf der Scheidegg kann heute nicht geprahlt werden, eine dunstige Angelegenheit. Dafür werden wir gleich von einem kleinen Kätzchen begrüsst. Wie sich bald herausstellt, ist dies nur hinterlistige Absicht, sie ist nämlich so hungrig, dass sie sogar von unserem Brot isst. Die Wiese, wo normalerweise Gleitschirmflieger starten, ist goldgelb mit Löwenzahn. Auf schmalem Weg steigen wir auf den Ramsel und beginnen anschliessend den steilen Abstieg gegen Hischwil hinunter. Eine Ortstafel in der Grafschaft Hischwil zeigt an, dass es bis Hamburg nur noch 994 km sind.
 
Über schöne Blumenhänge und durch Waldpartien hinunter erreichen wir Jonatal und stehen an der noch jungen Jona. Wir schreiten über eine Brücke und staunen ob einem orangen, fantasievoll bemalten Metallkasten. Es stellt sich heraus, dass es sich hier um eine kleine Waldbibliothek handelt. Musse muss sein! Wir folgen dem jungen Fluss, zweigen auf einem kleinen Pfad vom Wanderweg ab und stehen bald vor einem imposanten Giessen. Mit Getöse ergiesst sich die Jona über das Rund des Nagelfluhgubels hinunter. Ein Ausflug nach einem starken Regenfall ist gleich im Kopf notiert! Das Wasser der Jona sammelt sich und strömt kanalisiert in einer Nagelfluhrinne hinab. Das anschliessende Becken wird bestimmt gerne von Kindern zum Baden und Plantschen genutzt. Das Tobel hier ist unter dem Namen Elbatobel bekannt. Ein Wasserrohr erinnert wiederum an vergangene Zeiten, wo Wald mit Hilfe der Wasserkraft zur Textilmetropole des Zürcher Oberlandes wurde. Wir nähern uns den ersten Häusern von Wald, die Jona fliesst gezähmt durch Betonverbauungen und entschwindet unseren Blicken. Und unsere eindrückliche Tobelwanderung findet am Bahnhof ihr Ende.
 
 
>> Unsere Wasser-Touren nach dem Buch <Wasserwunder> von Michel und Ueli Brunner
 

Tourengänger: CampoTencia, Krokus


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 11. Mai 2018 um 14:46
wunderschön - Danke!


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