Ein alter Turm und Frühlings-Adonisröschen – Unterwegs von Saxon nach Martigny


Publiziert von ABoehlen , 28. April 2018 um 16:43.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 1 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:Saxon – La Tour – Les Clèves – Charrat – Le Guercet – Martigny, 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Saxon
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Martigny
Unterkunftmöglichkeiten:Hôtel Casino, Sierre
Kartennummer:LK 1305 Dent de Morcles, 1325 Sembrancher

Ostern ist früh in diesem Jahr und die Wetteraussichten sind nicht berauschend – feucht und kalt. Wie im Vorjahr buchen wir für 2 Nächte ein Zimmer im Hôtel Casino in Sierre und auch diesmal haben wir Glück mit dem Wetter. Die Sonne macht sich zwar rar und es ist kalt, aber sowohl am Samstag, wie auch am Ostersonntag bleibt es trocken. Wir lassen den Ostertag gemütlich angehen und geniessen erstmal das reichhaltige Frühstücksangebot in der gemütlichen Gaststube. Anschliessend machen wir uns am Hotelfernseher zu schaffen, dem allerdings wenig brauchbares zu entlocken ist, bis wir auf wohlbekannte Gesichter stossen: Bud Spencer und Terence Hill schlagen sich mit dem skrupellosen «Boss» herum, herrlich in Szene gesetzt von John Sharp, der mir auch von seinem Gastauftritt bei den Fünf Freunden noch bestens in Erinnerung ist. A marvellous character actor and a joy to watch schrieb Gary Russell später in seinen Erinnerungen. Recht hat er!

Die fortschreitende Uhrzeit reisst mich aus den alten Zeiten und wir begeben uns zum Bahnhof, wo der Zug schon bereitsteht – ein kurzer Domino-Pendel der SBB-Tochter RegionAlps . Viel Andrang herrscht nicht und wir können die Fahrt das Rhonetal hinunter ausgiebig geniessen. Nachdem sich in Sierre teilweise die Sonne gezeigt hat, ist es weiter unten komplett bedeckt. Die Wolken liegen aber hoch oben und der Pierre Avoi, der 2000 Meter über Saxon aufragt, können wir beim Aussteigen gut erblicken. So weit hinauf wollen wir natürlich nicht, zumal ab rund 1000 m bereits Schnee liegt, aber unser erstes Ziel, den runden Turm, sehen wir ebenfalls schon. Dieser liegt nur rund 200 m höher, auf 663 m.

Ziemlich genau dazwischen liegt der Ortskern, den wir passieren und anschliessend in einen engen Graben eintauchen. Steil geht es dann auf der anderen Seite bergauf und kurze Zeit später sind wir schon oben. Mehrere reich bebilderte Informationstafeln erklären die Geschichte dieses Turmes, der rund 740 Jahre alt ist. Auffällig ist ein kleiner Anbau an der sonst völlig regelmässigen Rundmauer – die Latrine. « Les murs n'étaient pas toujours très propres! » steht auf einer Tafel. Das kann man sich vorstellen!

Wir gehen solange um den Turm herum, bis wir auf den Eingang stossen. Im Gegensatz zum sehr ähnlichen Turm von Saillon, den wir vor einem Jahr besucht haben, kommt man hier komfortabel und ohne den Kopf einzuziehen hinein. Eine Wendeltreppe führt dann in zahlreichen Stufen zur Spitze des Turms, wo uns der kalte Wind um die Ohren pfeift. Am Fuss der hohen Mauer sind wir davon aber ziemlich gut geschützt und halten es eine ganze Weile dort aus. Trotz bedecktem Himmel schweift der Blick weit in die Umgebung, wobei natürlich vor allem der Rundturm von Saillon gegenüber einen markanten Blickfang bildet. In alten Zeiten wurden auf diesen Türmen Feuer entfacht, um Signale zu übermitteln.

Während wir unser bescheidenes Mittagessen verputzen, setzt sich die Sonne immer besser in Szene und lässt auf einen freundlichen Nachmittag hoffen. Wir steigen nun wieder ein Stück den Berg hinab, und biegen dann in den « Sentier des Adonis » ein. Dieser hat seinen Namen von einer ganz besonderen Blume, die es in den Alpen fast nur hier gibt – dem Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis). Unsere Bedenken, dass wir wohl noch etwas früh sind, um die Blüten zu geniessen, erweisen sich als falsch, denn schon bald stossen wir auf die ersten Bestände, und da hat es tatsächlich schon welche darunter, deren Blüten voll entfaltet sind. Ein wundervoller Anblick im ansonsten noch mehrheitlich braunen und kahlen Wald!

Der Weg führt zunächst leicht abwärts und beginnt dann vor Charrat wieder anzusteigen. Dabei passieren wir das grosse Windrad, wobei ich mich frage, warum man dort nicht gleich einen ganzen Windpark gebaut hat; die Lage wäre perfekt dafür und Platz hätte es auch. Oberhalb des Dorfes folgen wir den befestigten Wegen ins Rebland hinaus, wo natürlich auch noch alles kahl ist. Eine Hütte bei Pt. 521 bietet uns dort einen windgeschützten Rastplatz, denn obwohl sich die Wolken inzwischen mehrheitlich verzogen haben, sorgt der starke Wind weiterhin für eher unangenehme Bedingungen. Schliesslich erreichen wir den Talgrund und bald darauf die ersten Häuser von Martigny. Noch dauert es aber eine Weile, bis wir beim Bahnhof sind. Vorbei an der temporären Haltestelle beim Ausstellungsgelände gelangen wir zum grossen Platz in der Stadtmitte, wo ich erstaunt feststelle, dass dort die Autos durchfahren. In den Ferien im letzten Sommer, war dieser autofrei und wurde von der Bevölkerung als Erholungs- und Spielfläche genutzt. Ist vermutlich nur in der warmen Jahreszeit der Fall.

Am Bahnhof reicht die Zeit noch für einen wärmenden Kaffee, ehe es mit dem Zug wieder talaufwärts geht. Kurze Zeit später sind wir bereits in Sierre und geniessen nun noch den restlichen Nachmittag, ehe wir uns dann zur Pizzeria Capri begeben, eine der empfehlenswertesten Adressen in dieser Stadt.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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