Wegloses Wander-Gold in den Tegernseer Bergen: Silberkopf (1540 m) über Silbereck (1305 m). So schön


Publiziert von Vielhygler , 27. April 2018 um 23:11.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:25 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P.3 "Klamm" 2 km westlich von Wildbad Kreuth, mittlerweile € 3
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Schwarztennalm
Kartennummer:DAV Mangfallgebirge West BY 13

Auf der Karte sah der weglose Südwestgrat-Anstieg zum Silberkopf (1540 m) über das felsige Silbereck (1305 m) hinweg schon so lohnend aus, daß die Wirklichkeit nicht dahinter zurückbleiben konnte. Heute allerdings hat sich die Wirklichkeit mit dieser weglosen Traumtour selbst übertroffen, ich war wirklich... begeistert! Daß sich die Wirlichkeit in Wirklichkeit gar nicht selbst übertreffen kann? Ja mei, des interessiert mich nicht wirklich...

Wo ging es heute hin?

Auf den Silberkopf (1540 m) im Südlichen Hirschberggebiet, auf den es bereits gute Berichte gibt, zum Beispiel diesen hier vom Stefan_83. Den Silberkopf kannte ich schon, aber diesmal hat mich auch das Silbereck (1305 m) interessiert, das auf der Karte mit seinen Felsen so vielversprechend aussieht. Der Goldene Weg auf das Silberne Eck und den Silbernen Kopf war somit der weglose Anstieg von der Schwarztennalm über seinen Südwestgrat. Und schon folgt die...

...Wegbeschreibung:

Vom P. im Weißachtal ging es mit dem Radl in moderaten Steigungen auf der nur mäßig bebröselten Forst-Bundesstraße (eine Forstautobahn wäre noch breiter) immer am Schwarzenbach entlang taleinwärts, bis kurz vor der Schwarztennalm am P. 1014 der Abzweig zur Buchsteinhütte nach links beschildert ist. Hier deponiere ich mein Bike und nehme einen nicht beschilderten old fashioned Gloaßenweg (eine Straße mit Grünstreifen in der Mitte) nach rechts. Dieser Gloaßenweg quert unterhalb des Silberecks eben entlang, bis er, das zeigt die Karte genau richtig, oberhalb der  Schwarztennalm endet. Hier soll es mit dem weglosen Anstieg nach Nordosten zum Silbereck losgehen.

Der erste Abschnitt ist überaus bequem. Ohne Steilheiten geht es auf federndem Moos durch schönen Nadelwald, bis ich an einem Lichtungsstrich noch einmal die Straße erreiche, die nach der Schwarztennalm in weiten Serpentinen über die Weidbergalm bis unter den Hirschberg führt. An der Straße finde ich ein markantes Holzerzeichen und einen markierten Baum. Ich befinde mich nun genau südwestlich des felsigen Silberkopfs.

Um die Felsen, die vermutlich ganz und gar im Wald stehen, punktgenau zu treffen, quere ich nun in nördlicher Richtung zu einem in der Karte verzeichneten, deutlichen  Graben. Dies, weil ich auf der rechten (südlichen) Seite dieses Grabens ansteigend direkt unter die Felsen des Silberecks kommen müßte. Während der Querung vermeide ich es, anzusteigen, denn der Graben wird umso deutlicher zu erkennen sein, desto weniger er nach oben hin ausflacht.

Es geht zunächst wieder bequem dahin, doch dann folgt eine bittere Pille weglosen Wanderns: ein großer sperrender Holzverhau. Mei, es ist eine Art Latschenkampf, bloß kann man Baumstämme nicht wegbiegen. Sehr lange dauert das ganze nicht, aber was für ein Durcheinander! Fast entgeht mir beim Stammtunneln, daß der tiefe Graben jetzt in Sicht kommt: 30 Höhenmeter sind es bestimmt hinab. Was die Orientierung betrifft, sehr gut! Ich steige nun, immer rechts (südlich) vom Graben bleibend, direkt nach Osten an. Genau dort, wo ich den letzen Baumstamm übersteige, flacht der Graben aus und ich kann über nun ganz gleichmäßig ansteigendes Gelände die ersten Felsen des Silberkopfs im Wald sehen. Gut getroffen!

Das freut mich, wenn ich mir etwas ausdenke und dann haut alles so gut hin! Obendrauf kam, daß in der Passage unterhalb der Felsen eine wunderschön verwunschene, fast urweltliche Stimmung aufkam. Ich bin ganz langsam und genießerisch an den Steinmauern vorbeigewandert. Dabei habe ich mich direkt unter die Felsen, die sich immer rechts oberhalb von mir befinden, gehalten. Richtig steil wurde es an keiner einzigen Stelle. Besonders lang ist die Passage leider nicht, aber sehr schön. Schließlich kam ein kleiner Sattel in Sicht, zu dem ich bequem nach rechts hinausqueren konnte (sieht steiler aus, als es dann ist) und schon war ich in zwei, drei Schritten oberhalb der Felsen auf dem Silbereck (1305 m) angekommen. Was für ein netter, kleiner Brotzeitplatz!

Die Ausblicke auf Buchstein, Hirschberg und zur Schwarztennalm hinab sind gar nicht so schlecht. Ich lasse mir Zeit und freue mich auch schon auf den folgenden, langen, Gratabschnitt zum Silberkopf hinauf. Laut Karte werde ich hier keinerlei Orientierungsprobleme mehr haben, zudem steigt der Grat ja auch ganz gleichbleibend an. Was ich natürlich noch nicht weiß, ist, wie schön das ganze dann tatsächlich wird...

Ein landschaftliches Highlight erwartet mich: der Anstieg, besser gesagt das Hinaufschlendern zum Silberkopf. So schön und bequem kann eine subalpine, weglose Spazierwanderung sein! Alte, hohe, licht stehende Tannen und Buchen, unter deren Kronen ich auf federndem Gras in einer wunderbaren Lichtstimmung dahinwandere, immer wieder Ausblicke...so schön war es weglos schon lange nicht mehr. Schließlich Wiesen, Schneereste, Krokusse und der schöne Silberkopf, umgeben von einigen großen, ganz frei stehenden Tannen...das ganze war ein Hochgenss!

Mein Anstieg erfolgte dann weglos über noch immer verschneite Almwiesen zur Weidbergalm, von wo aus mich die Straße wieder zur Schwarztennalm zurückgebracht hat. Ich gehe den letzten Serpentinenschlenker ganz aus, um mich an den freien Wiesen nordwestlich der Schwarztennalm noch einmal vom Silbereck würdig zu verabschieden.

Das wär' s schon wieder, die Schatten wurden lang und länger, schön war' s wieder, Servus!

Bemerkungen:

Sehr interessante, abwechslungsreiche Tour, die auf dem Abschnitt unterhalb des Silberecks etwas Wegfindungsgespür vorraussetzt.
Technisch ist die Wanderung einfach. T3 nur wegen der weglosen Routenfindung.
Ausrüstung? Eine Zeckenzange schadet nicht...sie sind wieder da!
Wann? Unbedingt in der Zwischensaison, wenn die Laubbäume noch keine oder keine Blätter mehr haben!
Besuch? Sehr einsame Unternehmung. Heute war auch auf dem Silberkopf niemand.
An der Weidbergalm waren in der gelegentlich noch schneebedeckten Straße nur zwei frische Spuren!
Warum die vielen Wanderer vom Parkplatz aus alle nur über die Buchsteinhütte zur Tegernseer Hütte gehen und dabei hüfttief im Schnee versinken (ein Wanderer mit Hund hat mir das so geschildert) weiß der Himmel. Ich würde jetzt an deren Stelle lieber über die Südseite auf den Hirschberg gehen, aber mei, unergründliches Wandererherz....

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (2)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 30. April 2018 um 07:53
Hallo Andreas, eine schöne Unternehmung hast du gemacht. Wie bei dir üblich in völliger Ruhe und Einsamkeit. Schön, dass jetzt mit dem schmelzenden Schnee die Tourenmöglichkeiten wieder vielfältiger werden. Danke übrigens für die Verlinkung! Viele Grüße!

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. April 2018 um 11:11
Hallo Stefan,

ja, es geht schon wieder mehr, bloß schade, daß das Frühjahr so kurz war. Vor zwei Wochen war noch Winter und jetzt verblüht schon wieder alles.

Dir auch schöne Grüße
Andreas


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