Kurzbericht 

Ein kantiges Hörnle: Über den Dächern von Burgberg


Publiziert von ZvB , 23. April 2018 um 21:04.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:21 April 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 940 m
Abstieg: 940 m
Strecke:10,9 km
Kartennummer:AV BY3

Wolfgang und ich wollen zum Klettern, um unsere Seilschaftsfähigkeiten zu verbessern. Mit dem Burgberger Hörnle ist schnell eine geeignete Mehrseillängentour gefunden, garantiert ohne Schneekontakt. Die Anfahrt aus dem fernen München dauert zwar etwas länger, dafür gibt es jedoch endlich mal ein neues Hörnle.

Der Zustieg
Wir starteWir gehen auf dem Grünten-Weg nach oben, biegen  nach links ab, finden auf ca. 1200m eine Spur nach rechts unter den Aurikelgrat und landen dann ungewollt in T4+Gelände. Hmm, wir drücken uns an einer Felsplatte über einen Sims entlang. Da taucht plötzlich von rechts unten eine deutlichere Trittspur zutage. Ah, wo die wohl losgegangen sein mag? Die neue Spur führt schnell unter den Südgrat. Wolfgang sucht rechts, ich suche links. Gewonnen! Der Einstieg mit einem Haken und einer Gedenktafel für einen Kameraden, der nicht einmal die Zwanzig geschafft hat.

1. SL, 30m, II
Ich geh dann mal vor. Nach gefühlten 30 Kletterzentimetern ermahnt mich Wolfgang schon eine Zwischensicherung zu legen, der Übung halber eben. Weil ich gelehrig erscheinen möchte lege ich zwei Meter weiter gleich noch einen Klemmkeil (soll den doch der Wolfgang tragen). Dieser zweite Keil springt allerdings beim ersten Anschauen heraus und gesellt sich samt Exe am zuvor gesetzten, ersten KK. So, und nun wird geklettert…
Als Wolfgang die Seilmitte ankündigt brabbelt er noch etwas, das ich jedoch nicht verstehe. Da schnellt auch schon ein nackter Oberkörper mit übelriechendem Sonnencremegeruch an mir vorbei. Wäre es eine Frau gewesen, wäre ersteres interessant und zweiteres zu verzeihen gewesen. Wie wäre es mit einem Gruß, wenn Du mir schon auf die Finger steigst? Egal, der erste Stand ist schnell erreicht und auch gebaut.

2. SL, 30m, II
Wolfgang erreicht den ersten Stand und überholt. Im überschlagenden Sichern sind wir schneller unterwegs. Ich mache es mir in der Selbstsicherung gemütlich und beobachte interessiert, wie mir der Wolfgang allerhand lustige Kletterrätsel mit irgendwelchen Friends baut. Beim ersten Friend könnte ich schon ko…, pardon brechen. Wie steckt den der da drin? Oh, ah, jetzt, ja, eine schlangenförmige Bewegung, das Ding ist … nein, doch,  frei. Gut, dass uns hierbei niemand zuschaut.
Der zweite Stand befindet sich an einem Baum. Vorbildlich abgesichert. Ich geh dann mal weiter vor.

3. SL, 20m, III
Die direkte Gratschneide erschien mir am logischsten. Etwas weiter rechts wäre es dennoch weniger luftig gewesen. Ein einziger Zwischenhaken, ein „Seilmitte“, das ich bereits mit „Stand“ quittieren kann. Viel zu kurz der Spass.

4. SL, 30m, III (die schönste SL)
Wolfgang überholt mich und gelangt auf den schönsten Abschnitt dieses Grates. Entweder links unterhalb oder direkt auf der Schneide kann man diesen in Angriff nehmen. Zwei ZH geben vermitteln ein mehr als ausreichendes Sicherheitsgefühl (wenigstens muss ich nun mal keine Friends aus irgendwelchen Ritzen fummeln). Der Stand befindet sich gut ausgebaut unterhalb der ersten Gratstufe. Ich darf überholen und finde mich in der

5. SL, 20m, II
wieder. Diese ist recht leicht. Gerät man zu weit links, dann könnte man fast schon von Gehgelände sprechen. Direkt auf den Grat gibt’s wenigstens etwas Fels. Der nächste Stand mit Ring und Wandbuch ist schnell erreicht.

6. SL, 12m, IV o. III/A0, Sst.
Eigentlich ist jetzt der Wolfgang mit Führen an der Reihe. Er hat ein Einsehen und lässt mir den Vortritt in die Schlüsselstelle. Zwischen den beiden Zwischenhaken befindet sich ziemlich mittig ein guter Griff. In dem gewölbten Bauch (also dem Felsbauch, Anm. d. Verf.) befindet sich ein Tritt. Der ist schon recht abgeschmirgelt. Beim ersten Versuch rutscht der Fuß gleich aus. Nochmal. Diesmal komme ich mit beiden Füßen in dem Loch zu stehen, kann mich an dem zentralen Griff nach oben wuchten und den linken Fuß auf Hüfthöhe einen kleinen Tritt belasten. Jetzt nur noch gaaaanz langsam aufrichten - für die Hände gibt’s hier nicht mehr viel zum festhalten – und weiter vorantasten. In Sekundenschnelle ist das Volumen meiner Zunge auf das Dreifache des üblichen angewachsen und ich habe einen gewaltigen Durst. Warum atme ich so schwer? Wenigstens nicht in die Haken gelangt, also IV. Der nächste Stand ist glücklich und bald erreicht. Auch der Wolfgang kommt nicht ganz so schnell nach, stürmt dann aber an mir vorbei in die

7. SL, 35m, I-II
Hä? Die siebte Seillänge gibt’s doch gar nicht! Doch, jetzt schon. Weiter oben sichert mich Wolfgang an einem Baum. Wir sind schon ein gutes Team geworden.

8. SL, 20m, III
Ja, gut ihr Besserwisser und Gebietskenner, die gibt’s schon gleich gar nicht, oder doch? Die kleine Felswand unter dem Gipfelkreuz war der krönende Abschluss und Wolfgang durfte führen, weil er mich an der Schlüsselstelle vorhin vorgelassen hat. In der Gipfelwand könnte man noch sehr schön spielen. Vielleich einmal links über die glatte Platte reiben …?


Für heute soll das mal genügen. Auf dem Burgberger Hörnle herrscht mittlerweile hektische Betriebsamkeit (Ich dachte mir doch, dass ich Weibsvolk gehört hätte). Es geht noch weiter zum Grüntenhaus, zum Sender und zum Jägerdenkmal, bevor wir uns wieder an den Abstieg machen.
Den Stuhlgrat lassen wir heute rechts liegen. Dafür sind wir einfach viel zu gut und umfaangreich ausgerüstet…

Wie üblich, gibt es zum ganzen Geschehen auch wieder Bilder zum anschauen, ausdrucken,  ausschneiden und wegwerfen. Viel Spaß dabei!

(Die Wanderschwierigkeit T3+ bezieht sich lediglich auf den Zustieg und nicht auf den Grat selbst)

Tourengänger: ZvB


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Geodaten
 39782.gpx Burgberger Hörnle via Südgrat

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