Suldenspitze

Nach einer erholsamen Nacht in der Marteller Hütte geniessen wir zuerst das Morgenessen. Aufgrund der eher schlechteren Wetterprognosen und der vorhergesagten Besserung auf Nachmittag haben wir am Morgen keine Eile mit dem Start. Der erste Blick nach draussen lässt Freude aufkommen. Es hat über Nacht nur ca. 10 cm Neuschnee gegeben und das Wetter und die Sicht scheinen gut zu werden. Auch die anderen Gruppen der Hütte haben keine Eile mit dem Start. 
Da es über den Gletscher geht, ziehen wir schon von Anfang an die Klettergurte an, obwohl die Spalten aufgrund des vielen Schnees gut eingeschneit sind. Nach der kurzen Abfahrt mit Fell bei der Hütte geht es recht gemütlich und wenig steil zum Zufallferner und über diesen in westlicher Richtung aufwärts. Der Aufstieg ist technisch einfach und nie wirklich steil. Während unserer ersten Pause werden wir von zwei deutschen Tourengehern eingeholt, welche die Spurarbeit übernehmen. Besten Dank an der Stelle. Das Wetter wird leider nicht besser und zwischendurch fällt wenig Schnee. Auch die Sicht wird zunehmend und merklich schlechter. Nach einer Weile übernehme ich wieder das Spuren durch den nassen Neuschnee. Die Orientierung wird immer schwieriger im dichten Nebel. Die Felsen von P.3163 sind gerade noch sicht- und anpeilbar. Der restliche Weg wird nun äusserst mühsam. Mit nahezu Nullsicht versuchen wir die Tre Cannoni zu erreichen. Plötzlich entdecken wir die erste der drei Kanonen welche auf einem Felsen positioniert sind. Sehr eindrücklich und unvorstellbar wie diese während des ersten Weltkriegs bedient wurden. Während der Pause hoffen wir auf Sichtverbesserung, jedoch ohne Erfolg. Mittlerweile hat auch eine Dreiergruppe aus der Slowakei zu uns aufgeschlossen. Bei Nullsicht und allen möglichen Orientierungsversuchen (GPS, Kompass, Höhenmesser, usw.) irren wir noch eine Weile bei den Felsen P.3281 herum bis wir kurz die Casatihütte entdecken. Immer noch mit Sichtweite ca. 1.5 m (bis zum Boden) versuchen wir möglichst auf Höhe 3'250m eine grosse Rechtskurve zu machen. Dies gelingt gut und wir stehen endlich vor der Casatihütte. 
Zur Erholung und in Hoffnung auf Wetterbesserung kehren wir in der Hütte ein. Nach einem eher mittelmässigen Hüttenbesuch mache ich noch einen kleinen Abstecher auf die Suldenspitze. Ich erfreue mich zu früh an der besser werdenden Sicht und steige zügig über den Grat zum Gipfel auf. Oben angekommen herrscht wieder Nullsicht und ich bin froh, dass ich überhaupt sehe wo der höchste Punkt des Gipfels ist. Trotz des Nebel ist die Sonnenstrahlung extrem warm. Nach kurzer Wartezeit fahre ich wieder zur Casatihütte hinunter und gemeinsam mit Peter und Paul touren wir zu den Tre Cannoni hinüber. Mit besser werdender Sicht amüsieren wir und hier noch an den Spuren vom Aufstieg.   
Hier machen wir nochmals Pause für Fotos und rüsten auf Abfahrt um. Wir folgen mehr oder weniger der Aufstiegsspur und versuchen möglichst viel Schwung mitzunehmen. Bis ca. 3'000m ist der Schnee noch gut fahrbar, danach wird er extrem sulzig und klebrig. Mehr oder weniger ohne Bögen fahren wir zurück zur Marteller Hütte. Nach einem kurzen Gegenaufstieg freuen wir uns bereits wieder auf den gemütlichen Hüttenaufenthalt. Bei Sonnenschein und hohen Wolkenfelder geniessen wir vor der Hütte einen super feinen Apfelstrudel und ein feines Forst Bier. Nach dem Duschen gibt es wieder ein top Dreigangmenü zum Nachtessen und eine feine Flasche Wein.